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US Open 2021: Die neue Grand Slam-Welt von New York

Wenn an diesem Montag die Tore des Billie Jean King Tennis Centers geöffnet werden, wird auch eine neue Grand Slam-Welt aufscheinen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 30.08.2021, 12:31 Uhr

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Die US Open werden heuer ohne Roger Federer und Rafael Nadal stattfinden
© Getty Images
Die US Open werden heuer ohne Roger Federer und Rafael Nadal stattfinden

Die Offenen Amerikanischen Meisterschaften des Jahres 2021 markieren einen epochalen Wechsel im professionellen Wanderzirkus – auf den Spiel-Plätzen in Flushing Meadows, vor den Toren des Big Apple. Und auch daneben. Die ersehnte Rückkehr der Tennisfreunde in die US Open-Arenen nach den scheinbar ewigen Geisterspielen der Corona-Ära wird begleitet von einem sich abzeichnenden Abschied vieler prägender Akteure der letzten beiden Dekaden – Roger Federer, der Schweizer Maestro, fehlt wegen einer Knieverletzung. Rafael Nadal, der spanische Matador, laboriert an einer Blessur am rechten Fuß. Und auch die beiden Williams-Schwestern Serena und Venus, die vielfachen US Open-Königinnen, können angeschlagen nur zusehen, wie der Rest der Tourkarawane um die Grand Slam-Pokale kämpft. „Der große Umbruch im Tennis wird hier in New York so richtig sichtbar“, sagt John McEnroe, einst die Nummer eins der Szene, „von den absolut großen Namen ist erst mal nur Novak Djokovic im Geschäft verblieben.“

Tatsächlich wirkt der 34-jährige Serbe bei seiner geschichtsträchtigen Mission, bei diesen US Open den echten Grand Slam zu gewinnen - die Trophäen bei allen vier Majors in einem Kalenderjahr -, wie der letzte Mohikaner aus dem Kreis der Giganten der Vergangenheit. Mit Federer, Nadal und Serena Williams sind immerhin drei Größen abwesend, die 63 Grand Slam-Siege aus den letzten zwei Jahrzehnten auf sich vereinigen, hinzu kommen auch noch die Rückzüge von Titelverteidiger Dominic Thiem und des dreifachen Grand Slam-Champions Stan Wawrinka. Djokovics Aufgabe, sich ein viertes Mal in dieser Saison gegen alle Widersacher zu behaupten und den vielleicht größten Coup der Tennismoderne auf dem Centre Court festzuschreiben, überdeckt ein wenig die vielen Hiobsbotschaften von etablierten Starspielern. Aber Wehmut komme bei den Fans dennoch auf, „wenn sie die Lücken im Teilnehmerfeld sehen“, sagt Chris Evert, die Grande Dame des US-Tennis: „Es ist, als ob liebgewonnene Mitglieder der Familie nicht mehr am Tisch sitzen.“ Und niemand wisse, so Evert, ob Federer, Nadal und die Williams-Schwestern je wieder in New York zu sehen sein würden.

Wahrscheinlich die größte Frage ist, mit wem Capitano Djokovic bei seinem Anlauf zum Titel am meisten zu tun haben wird: Mit der ehrgeizigen Konkurrenz aus den nachrückenden Generationen, also mit Olympiasieger Alexander Zverev, dem Weltranglisten-Zweiten Daniil Medvedev oder Griechenlands Ass Stefanos Tsitsipas. Oder mit sich selbst, mit seinem verzehrenden Ehrgeiz, mit flatternden Nerven. Und auch den Dämonen der Vergangenheit, dem Skandal-Auftritt des Vorjahres – der Disqualifikation im Achtelfinale, bei der der Nummer eins-Spieler wegen einer unglücklichen Ballattacke auf eine Linienrichterin praktisch vom Platz gestellt wurde. Offen ist zudem, wie sich Djokovic vom frustrierenden Abstecher zu den Olympischen Spielen erholt hat, dort hatte er nach komfortabler Führung das Halbfinalmatch gegen Zverev verloren und dann auch noch die Bronzemedaille gegen den Spanier Pablo Carreno Busta verspielt. „Djokovic ist ein Meister darin, sich auf ein neues Turnier, eine neue Herausforderung zu konzentrieren. Er kann das abschütteln, er hat es oft genug bewiesen“, sagt Boris Becker, der ehemalige Trainer des Serben.

Zverev und Kerber mischen mit

Zverev, der seinem Olympiasieg auch noch den Masters-Triumph in Cincinnati folgen ließ, gilt unter Experten als größtmöglicher Spielverderber für Djokovic. „Große Siege nähren neue große Siege“, sagt Beobachter Becker über Zverev, dem er attestiert, „auf eine neue Leistungsstufe“ geklettert zu sein: „Und er verkörpert mehr denn je die Mentalität eines Champions, der sich alles zutraut.“ Auch Bundestrainer Michael Kohlmann sieht Zverev als wirklichen Mitfavoriten auf den Titel, das Golderlebnis von Tokio sei ein „Durchbruch“ gewesen: „Sascha ist diesem Toptitel lange hinterher gelaufen. Das war dann schon eine Erlösung.“ Erster Gegner des Hamburgers wird der Amerikaner Sam Querrey sein, auf Djokovic könnte Zverev frühestens in der Vorschlussrunde treffen.

Zu beachten sein wird aber auch Angelique Kerber, die New York-Siegerin des Jahres 2016. Die ehemalige Weltranglisten-Erste kommt mit der Empfehlung ausgezeichneter Turnierresultate seit dem Frühling zu diesen US Open – nach dem Sieg beim Heimwettbewerb in Bad Homburg erreichte die 33-jährige das Halbfinale in Wimbledon und jüngst auch beim Masters in Cincinnati. „Ich glaube, niemand will in New York gerne gegen Angie spielen“, sagt Barbara Rittner, die Frauenchefin des DTB. In der Auftaktpartie bekommt Kerber es mit der Ukrainerin Dayana Yastremska zu tun.

Das Einzel-Tableau der Männer

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30.08.2021, 13:53 Uhr
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