US Open: Bekommt Amanda Anisimova zu wenig Liebe?
Amanda Anisimova spielt heute zum zweiten Mal in Folge in einem Grand-Slam-Endspiel um den Titel. Die Gunst der Fans muss sich die Amerikanerin aber komischerweise erst erarbeiten.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.09.2025, 01:00 Uhr

Amanda Anisimova hat heute also zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die Chance, ihren ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu holen. Man muss kein großer Prophet sein, um zu vermuten, dass Anisimova mehr Spielgewinne gelingen werden als im Wimbledon-Finale gegen Iga Swiatek. Weniger sind mathematisch unmöglich. Gleich wenige, nämlich null, wären nach den bislang gezeigten Leistungen ein Schock. Zumal Anisimova gegen Aryna Sabalenka eine positive Bilanz hat, die Weltranglisten-Erste in Wimbledon ja auch geschlagen hat.
Nicht ganz so sicher sollte man sich indes sein, wie viel Unterstützung Amanda Anisimova von den Rängen und, komisch genug, auch aus der Kommentatoren-Kabine von ESPN bekommt. Zunächst einmal zu den Fans: Nach ihrem Sieg gegen Beatriz Haddad Maia hatte Anisimova im On-Court-Interview ja selbst beinahe verzweifelt darauf hingewirkt, dass sie doch bitte auch ein bisschen mehr Rückenwind von den Rängen bekäme. Nun sind die brasilianischen Fans bei Haddad Maia mal wieder steil gegangen. Bei einem Heimturnier von Anisimova sollte man aber schon annehmen, dass der größere Teil des Publikums hinter der Lokalmatadorin steht.
Anisimova ohne Hausmacht in den USA?
Im Halbfinale gegen Naomi Osaka war das dann auch wieder nicht der Fall. Nun hat die Japanerin ja eine bewegte und bewegende Geschichte bei den US Open hinter sich, es gibt auch gute Gründe, Osaka fantastisch zu finden. Ein Heimvorteil war für Amanda Anisimova jedenfalls nicht zu erkennen.
Was uns in die Kommentatoren-Kabine bringt: Dort hat Chris Evert Osaka mit wunderbarer Regelmäßigkeit als „Naomi“ adressiert, bei Landsfrau Anisimova aber fast durchgehend den Nachnamen verwendet. Ein kleines Detail nur, schon klar. Aber eines mit Aussagekraft.
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass Amanda Anisimova keine große Hausmacht in den USA besitzt. Die Generation um Madison Keys, Danielle Collins und Jessica Pegula ist etabliert, Coco Gauff genießt ohnehin einen (verdienten) Sonderstatus. Anisimova fällt da gefühlt durchs Raster, auch wenn sie in diesem Jahr schon ein 1000er gewonnen hat und auf dem besten Weg ist, sich für die WTA Finals zu qualifizieren.
Eine Chance haben die Fans in Flushing Meadows aber noch, um die These zu widerlegen, dass Amanda Anisimova zu wenig Liebe erfährt. Im Finale gegen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka ist aber auch das nicht garantiert. Denn die Weltranglisten-Erste kommt beim US-Publikum bestens an.
Hier das Einzel-Tableau der Frauen
