US Open: Grand-Slam-Sieger und ein Nobody - spannende deutsche Aufgaben in New York
Auf die deutschen Tennisprofis warten in der zweiten Runde am Donnerstag namhafte Aufgaben. Nur Julia Görges muss ein bisschen mehr Zeit für Recherche investieren.
von SID
zuletzt bearbeitet:
28.08.2019, 18:54 Uhr

Als Julia Görges auf ihre kommende Gegnerin bei den US Open zu sprechen kam, blickte sie erstmal ratlos drein. "Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie sie ausschaut", sagte die deutsche Nummer zwei über Francesca di Lorenzo. Zumindest komplett ahnungslos war Görges dann aber doch nicht: "Ich glaube, das ist eine Amerikanerin und Linkshänderin - habe ich gehört."
Also musste Görges, die nach dem frühen Aus von Angelique Kerber zur deutschen Hoffnungsträgerin in New York aufgestiegen ist, erst einmal ein detailliertes Videostudium di Lorenzos betreiben. Schließlich wollte sie sehen, was die Wildcard-Starterin "für einen Ball spielt und wie sie ausschaut". Die weiteren deutschen Tennisprofis hatten da vor ihren Zweitrunden-Spielen am Donnerstag weniger Recherchearbeit.
Zverev gegen einen alten Bekannten
"Ich kenne ihn seit der Jugend", sagte etwa Spitzenspieler Alexander Zverev vor seiner Partie gegen das aufstrebende US-Talent Frances Tiafoe, "gegen den habe ich schon ein paar Mal bei Grand Slams gespielt." Sowohl bei den Australian Open 2017 als auch im selben Jahr in Wimbledon siegte Zverev glatt in drei Sätzen, dennoch warnte er: "Er ist ein Spieler, der viele interessante Dinge auf dem Platz machen kann."
Von der großen Grand-Slam-Bühne kennt auch Andrea Petkovic ihre nächste Gegnerin. 2018 bezwang sie die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova in einem Erstrunden-Krimi in Melbourne. "Ich kenne sie sehr gut, sie kennt mich", sagte Petkovic und gab sich optimistisch: "Ich weiß, was ich ungefähr spielen muss, um ihr wehzutun." Bereits zehnmal begegneten sich die beiden auf der Tour, die Bilanz ist ausgeglichen.
Für ein emotionales Highlight hatte in der ersten Runde sicherlich Cedrik-Marcel Stebe gesorgt. Erst im April war er nach fast eineinhalb Jahren Verletzungspause und drei Operationen am rechten Handgelenk auf die Tour zurückgekehrt, schon zuvor war Stebe immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen worden. "Ich habe vier von den letzten sechs Jahren nicht gespielt", erzählte der 28-Jährige und meinte: "Viele hätten da wahrscheinlich das Handtuch geschmissen."
Deutsches Drittrundenduell möglich
Doch Stebe kämpfte sich zurück und wird nun mit einem echten Leckerbissen in der zweiten Runde belohnt. Am Donnerstag bekommt er es mit Marin Cilic zu tun, der Kroate gewann 2014 in Flushing Meadows den Titel.
Eine Runde weiter könnte für Stebe sogar das deutsche Duell mit Jan-Lennard Struff winken - sofern dieser den ehemaligen Wimbledon-Halbfinalisten John Isner aus dem Weg räumt. "Es wird natürlich ein brutal schwieriges Match", sagte Struff, der alle drei bisherigen Partien gegen den US-Aufschlagriesen verlor.
Doch nach einem starken Jahr strotzt der Warsteiner nur so vor Selbstvertrauen. "Ich gehe da raus und möchte das Ding gewinnen", sagte Struff: "Ich denke, dass ich gute Chancen habe, ihn zu schlagen." Die wird sich Görges bestimmt ebenfalls ausrechnen - auch ohne zu wissen, wer ihre Gegnerin eigentlich ist oder wie sie ausschaut.