Victoria Azarenka: "Eine Mutter zu sein, gewinnt dir keine Matches"

Mit Serena Williams, Tsvetlana Pironkova und Victoria Azarenka standen drei Mütter im Viertelfinale der US Open. Letzterer möchte nun ein verändertes Image. Für sich - und ihre Kolleginnen. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 30.10.2020, 14:14 Uhr

Victoria Azarenka möchte den Fokus wieder auf den Sport lenken
Victoria Azarenka möchte den Fokus wieder auf den Sport lenken

Es war eine einigermaßen kuriose Situation im Viertelfinale der US Open. Als Tsvetana Pironkova und Serena Williams ins Arthur Ashe Stadium schritten, um sich untereinder einen Platz im Halbfinale des ersten Grand Slams seit der COVID-19-bedingten Unterbrechung der WTA-Tour auszumachen, kam es zu einer ganz besonderen Begrüßung: "Aus Bulgarien, Alexanders Mutter, Tsvetana Pironkova. Und aus Palm Beach Gardens, eine sechsfache Siegerin, Serena Williams", tönte es in der verwaisten Anlage. 

Eine weitere Mutter sollte beim Grand Slam in New York City ganz vorne mitmischen, die Belarussin Victoria Azarenka. Erst im Finale sollte für die 31-Jährige Endstation sein - und dennoch sei das Bild der Mutter, die im Tennis vorne mitmischt, das dominierende: "Nur indem ich eine Mutter bin, gewinne ich keine Spiele. Ich muss immer noch Tennisspielerin sein, um Spiele zu gewinnen", so Azarenka, die zwar durchaus stolz sei, wie sich die Stereotypen über die Jahre entwickelt hätten, dennoch nach wie vor aber Verbesserungspotential sieht. 

Die Weltranglisten-13. versuchte am Rande der US Open, ihre Gedankenwelt darzulegen: "Ein Elternteil zu sein ist das Wichtigste in meinem Leben, aber ich bin eine Tennisspielerin auf dem Platz, ich bin eine Kämpferin auf dem Platz", sollte die Belarussin nach ihrem Viertelfinalsieg über Elise Mertens konstatieren. "Ich will meine Träume verwirklichen, meine persönlichen Träume."

Aufhören, Leute in Kisten zu stecken

"Ich hoffe, das ist kein vollständiges Bild, das sie sehen. Ein Elternteil zu sein ist bereits ein großer Teil, aber in der Lage zu sein, Dinge für sich selbst zu tun, ist super wichtig, und ich denke, wenn wir weniger Leute in Kisten stecken, gibt ihnen das mehr Freiheit, mehr von ihrer Identität zu erforschen und mehr Dinge kennenzulernen, die sie sein können", so die ehemalige Weltranglisten-Erste. 

Zwar sei ihr Dasein als Mutter selbstverständlich ein sehr wesentlicher Teil ihrer Identität, dennoch gäbe es aber so viele andere Facetten, die sie als Mensch und Spielerin ausmachen würden. "Ich bin Victoria. Ich bin eine Mutter. Ich bin auch viele Dinge, für die ich nicht unbedingt anerkannt werden möchte, aber das ist es, was ich bin", erklärt die Belarussin. "Ich möchte, dass die Menschen all diese anderen Dinge sehen. Und ich hoffe, dass dieser Teil vielleicht für einige Leute so inspirierend ist wie eine Mutter, die Tennis spielt."

von Michael Rothschädl

Samstag
31.10.2020, 08:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.10.2020, 14:14 Uhr