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Vukicevic-Desaster zum Vorrunden-Abschluss

Mit einer riesigen Überraschung ist am Donnerstag Abend die sechs Tage dauernde Vorrunde der HTT Fin...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 02.12.2022, 15:18 Uhr

Mit einer riesigen Überraschung ist am Donnerstag Abend die sechs Tage dauernde Vorrunde der HTT Finals 2022 im UTC La Ville zu Ende gegangen. Der als großer Titelfavorit gehandelte serbische Ranglisten-Zweite Vladimir Vukicevic erlebte im letzten und alles entscheidenden Vorrunden-Match der Gruppe B eine böse Überraschung, und ging gegen den HTT US Open Sieger von 2021 Rene Gräflinger schwer geschockt und brutal aus seinen Titelträumen gerissen, mit einer 2:6, 5:7 Niederlage vom Platz. Gräflinger löste damit das letzte vakante Semifinal-Ticket beim großen Saisonfinale der HTT, und steht zum zweiten Mal nach 2019 in der Vorschluss-Runde. Bereits vorzeitig hatten Damian Roman, Lukas Prüger und Amel Bisevac einen Platz im Halbfinale ergattert. Vor dem überraschenden Vukicevic-Aus, hatte Amel Bisevac das Auftakt-Einzel des sechsten HTT Finals-Spieltages am gestrigen Donnerstag gegen Bernhard Scheidl zu einem weiteren Form-Check und einem souverän errungenen 6:0, 6:4 Erfolg genützt. Ein Bericht von C.L

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Vom großen Titelanwärter zum Finals-Verlierer in 48 Stunden

Er war mit einer imposanten Erfolgsserie von 17 Siegen en suite angereist, mit der Empfehlung von drei in Folge gewonnenen Turnieren an den Altmannsdorfer Ast gekommen, und in bestechender Form mit viel Selbstvertrauen in eine der klarsten Favoritenrollen der vergangenen Jahre bei den HTT Finals geschlüpft. Seine neunten “Finals” in ununterbrochener Reihenfolge sollten zum großen Triumphzug und zur ‘Krönung einer phantastischen Saison werden, die mit vier Titeln auch das Comeback des Vladimir V. als HTT Turniersieger mit sich brachte. Doch es kam alles ganz anders als erwartet. Nach drei höchst unterschiedlichen Vorrunden-Matches, ist Serbiens HTT Altmeister raus aus dem Titelrennen des prestigeträchtigsten HTT Turniers und den riesig silbernen Henkel-Pott. Mit einer – für seine Verhältnisse – unterdurchschnittlichen Vorstellung, schlitterte der serbische Routinier und HTT Finals Champion von 2016 gegen Rene Gräflinger in ein 2:6, 5:7 Desaster, und verpasste zum vierten Mal nach 2014, 2015 und 2019 den Aufstieg aus der Gruppenphase hinein unter die Top 4.

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Keine Beinarbeit, kein Biss, keine Leidenschaft

Es war eine Minute nach 23:30 Uhr, als Vukicevic mit einer weit ins Out gehobenen Vorhand den letzten seiner insgesamt 37 unerzwungenen Fehler fabriziert hatte, und tief geschockt den schmerzhaften Weg ans Netz zum Shakehands mit Rene Gräflinger antreten musste. 17 Siege in Serie vor dem ersten Aufschlag bei den Finals 2022, eine Gala-Vorstellung zum Auftakt der Gruppenphase gegen Bernhard Scheidl waren mit einem Schlag nicht mehr als “Schall & Rauch”. Vom großen Titel-Aspiranten stürzte Vukicevic binnen 48 Stunden zum großen Verlierer der 32. HTT Finals Auflage im UTC La Ville ab. Die Gründe dafür waren für aufmerksame Beobachter augenscheinlich. Dem 41jährigen aus Sombor mangelte es an der nötigen Beinarbeit, am letzten Biss, und an der für ihn so eigenen Leidenschaft, mit der er HTT Matches in der Regel bestreitet. Schlichtweg: Vukicevic ließ alle Tugenden vermissen, mit denen er den Spätherbst auf der HTT dominierte. Auf der anderen Seite des Netzes stand zudem mit Rene Gräflinger der HTT US Open Sieger von 2021, der schon in der Saison 2019 zum Finals-Sargnagel des 20fachen Turniersiegers von WAT Landstraße avancierte, und Vukicevic damals in der Vorrunde in drei Sätzen aus dem Turnier beförderte.

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Rene Gräflinger zieht “diszipliniert spielend” in sein zweites HTT Finals Halbfinale nach 2019 ein

Und dieser Rene Gräflinger lieferte am Donnerstag Abend in der letzten Night Session der heurigen Gruppenphase eine äußerst disziplinierte und konzentrierte Darbietung ab. Der Kärntner wirkte gelassen, unaufgeregt, beinahe in sich ruhend, selbst als er Dutzende Mal sein zweites Service “von unten” ins Spiel bringen musste, und dabei überraschender Weise zu 48 Prozent zum Punktgewinn kam. Gräflinger blieb auch in den Grundlinien-Duellen mit Vukicevic stabil, und überzeugte mit einer hohen Quote gelungener Passierschläge. So kam der Ferlacher in beiden Sätzen trotz Rückstand zurück. Im ersten Durchgang holte er nach einem 0:2 Fehlstart sechs Games in Serie, ehe er in Heat Nr. 2 eine weitere Aufholjagd nach 2:5 Rückstand mit fünf in Folge gewonnenen Games auf den Centercourt zauberte. “Ich bin gerade sehr traurig über den heutigen Abend. Es war ein komisches Gefühl. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Die Finals sind mein Lieblingsturnier, und mir war an einem erfolgreichen Saisonabschluss viel gelegen. Irgendwie war ich aber heute zu lethargisch. Ich war schon vor dem Turnier mit dem Erreichten zufrieden. Heute hat mir der nötige Biss gefehlt”, so Vukicevic, der mit vier Saisontiteln trotzdem über ein erfolgreiches Tennisjahr 2022 jubeln darf. “Es war die erwartet schwierige Partie gegen den Vladi. Ich freue mich sehr über den Halbfinaleinzug” äußerete sich der Sieger beim abschließenden On Court Interview.

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Amel Bisevac rückt nach makelloser Vorrunde in den Fokus

Einen bärenstarken Eindruck vermittelte derweil Amel Bisevac im zweiten am Donnerstag über die Bühne gegangenen Finals-Single. Der 35jährige gewann bei seinem HTT Finals-Debüt auch die dritte Vorrunden-Partie in souveräner Manier, und rückte neben dem ebenfalls bislang überzeugenden Ranglisten-Ersten Damian Roman in die Favoritenrolle für den Titel beim 184. HTT Turnier der laufenden Saison. Sein Auftritt beim 6:0, 6:4 über Burgenlands 2fachen HTT Grand Slam Champion Bernhard Scheidl war ein mehr als überzeugender, der berechtigte Titelhoffnungen im Hause Bisevac weckt. Die Performance des 35jährigen vom TC Altmannsdorf im ersten Satz war schlichtweg überragend. Mit Service-Quoten jenseits der 80 Prozent, keiner zugelassenen Break-Chance und einer 11:4 Winner-Fehler-Bilanz, deklassierte Bisevac seinen ambitioniert aber chancenlos agierenden Gegner mit 6:0.

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Berhard Scheidl zum 4. Mal in der Vorrunde raus, und zum 3. Mal ohne Gruppensieg

Im zweiten Satz sorgte ein weiter sensationell spielender Bisevac mit einem frühen Break rasch für die Vorentscheidung. Erst bei 0:6, 0:2 und acht in Serie verlorenen Games, erschien Scheidl mit dem ersten Spielgewinn auf der großen Anzeigetafel am Centercourt des UTC La Ville. Immerhin konnte Scheidl in der Folge seinen Aufschlag konsolidieren, und damit den zweiten Satz ergebnistechnisch offen gestalten. In der Praxis freilich, fand der Serve & Volley König vom Neusiedler See genau eine einzige Break-Möglichkeit vor, die Bisevac beim Stand von 4:3 aber seelenruhig mit einem Rückhand-Winner egalisierte. Ein Rückhand-Winner Minuten später war es auch, mit dem Bisevac gleich seinen ersten Matchball verwandelte, und damit einen Haken hinter eine großartig gespielte Finals-Vorrunde machte. Im Halbfinale bekommt es Bisevac jetzt zum ersten Mal überhaupt mit Lukas Prüger zu tun, während sich Bernhard Scheidl zum bereits vierten Mal nach der Gruppenphase verabschieden musste. Besonders bitter schmeckt der Umstand, dass der Ranglisten-Sechste zum dritten Mal nach 2015 und 2018 mit drei Vorrunden-Niederlagen das Saison-Finale der Hobby Tennis Tour beenden musste.

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von Claus Lippert

Freitag
02.12.2022, 13:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.12.2022, 15:18 Uhr