Was ist bloß mit Denis Shapovalov los?

Denis Shapovalov ist nach seinem überraschenden Sieg über Rafael Nadal in Rom seit Monaten in einer veritablen Formkrise. Kein Ausweg in Sicht?

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 04.08.2022, 22:11 Uhr

Denis Shapovalov: Wake up, kid!
Denis Shapovalov: Wake up, kid!

Es gibt wohl wenige derart kräftezehrende, wenngleich selbstverschuldete Belastungsproben für die persönliche Frustrationstoleranz wie das Fan-Dasein im Lager von Denis Shapovalov. Auch an Sahnetagen vermag es der 23-Jährige, die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn nicht nur verschwimmen, sondern gleich ganz und gar verschwinden zu lassen. Zwischen Fehler-Orgie und Winner-Fest liegt bei Denis Shapovalov oftmals lediglich der vielzitierte Wimpernschlag. Ein nicht selten fordernder Drahtseilakt – für alle Beteiligten.

Nun ist der geneigte Anhänger des jungen Linkshänders offenkundig überdurchschnittlich begabt darin, mit Rückschlägen umzugehen. Und dennoch dürfte die aktuelle Situation des 23-Jährigen auch für die Hartgesottensten im Lager des Kanadiers – gelinde gesagt – frustrierend sein. Dabei hatte vor weniger als 100 Tagen das Ganze eigentlich ganz gut ausgesehen. Als der Kanadier nämlich in Rom weilte – und dort mit einem Dreisatzerfolg über einen lädierten Rafael Nadal dennoch für eine faustdicke Überraschung sorgte. Fußprobleme beim Spanier hin oder her.

Shapovalov hat kaum Punkte zu verteidigen

Gute drei Monate später sind Gewitterwolken aufgezogen. Und sie machen zurzeit nicht den Eindruck, alsbald zu verziehen. Neun Matches hat Shapovalov seit der Überraschung gegen Rafael Nadal bestritten, in acht davon musste der in Tel Aviv geborene Weltranglisten-22. den Platz gesenkten Hauptes verlassen. Da passt die Dreisatzniederlage in der ersten Runde des ATP-500-Events von Washington gegen Lokalmatador John-Jeffrey Wolf nur zu gut ins Bild.

In diesen Tagen nach Positivem zu suchen, ist dementsprechend fordernd. Und doch muss Shapovalov zumindest mittelfristig nicht in blanke Panik ausbrechen, in den ATP-Charts schon bald völlig an Boden zu verlieren. Die meisten der 1573 Weltranglistenpunkte des 23-Jährigen fallen diesem Ende des Jahres beziehungsweise überhaupt erst im kommenden Spieljahr aus dem Ranking. Mit einem guten Nordamerika-Swing könnte Shapovalov vielmehr den Abstand zu den besten 10 drastisch verkürzen. Man beachte die Perfidie, die angesichts der letzten Wochen des Weltranglisten-22. in dieser Aussage liegt.

Trendwende in Montreal?

Hoffnung findet sich zudem in zweierlei Aspekt: So scheint der Kanadier selbst alles andere als geknickt ob der aktuellen Talfahrt. Vielmehr spart Shapovalov nicht, Bilder eines intakten Lebens auf der ATP-Tour über die sozialen Medien zu propagieren. Der Blick hinter die Kulissen bleibt hier bekanntermaßen jedoch aus. Jedenfalls aber impliziert das Spiel des Weltranglisten-22., auch wieder für reichlich Material für die Highlight-Reels dieser Welt zu sorgen. Erfolgsmomente auch über die volle Match-Distanz inklusive.

Und auch in Washington zeigt sich die Anhängerschaft Shapovalovs alles andere als exklusiv erfolgsfanat, wie in einer Fan-Nachricht, die Shapovalov über Instagram verbreitete, zu lesen ist: "Vielen Dank, dass du meiner Tochter den Schläger gegeben hast. Meine Kinder lieben dich und du bist wirklich der Lieblingsspieler meines Sohns. Das war der beste Moment des Turniers für sie." So ist davon auszugehen, dass auch in Montreal – dem nächsten Stopp auf der ATP-Tour – wieder eine beachtliche Zahl Tennisfans mit Patriotismus-Hintergrund dem 23-Jährigen beistehen werden. Und was gäbe es für einen besseren Ort für eine radikale Trendwende als den heimischen Boden?

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von Michael Rothschädl

Donnerstag
04.08.2022, 21:21 Uhr
zuletzt bearbeitet: 04.08.2022, 22:11 Uhr

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