Was kommt nach Angie und Sascha? - Verschlafen die deutschen Tennis-Vereine die Nachwuchsarbeit?

Hinter Alexander Zverev klafft eine große Lücke im Aufgebot der deutschen Next-Generation-Hoffnungen. Experten schlagen Alarm.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.06.2021, 14:18 Uhr

Was kommt nach Alexander Zverev? Ist die Nachwuchsarbeit in Deutschland gut aufgestellt?
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Was kommt nach Alexander Zverev? Ist die Nachwuchsarbeit in Deutschland gut aufgestellt?

Klar, jedes Land unterliegt gewissen Schwankungen, was die Anzahl der Top-Spieler in den ATP- und WTA-Weltranglisten betrifft. So kann etwa Schweden ein Lied davon singen, wie steil es nach sogar mehreren Generationen an Weltklassespielern hurtig bergab gehen kann. Ein Land das Größen des weißen Sports wie Björn Borg, Mats Wilander, Stefan Edberg oder Robin Söderling aus dem Hut zauberte, rangiert heute mehr oder weniger unter ferner liefen. Mit Mikael Ymer steht ein nicht mehr ganz so junges Talent gerade mal so in den Top 100 der Herrenrangliste, und auch bei den Damen findet man mit Rebecca Peterson (WTA 58) aktuell nur eine Spielerin unter den ersten Hundert des WTA-Rankings.

Droht ein ähnliches Schicksal auch der deutschen Tenniszukunft? „Ich denke, dass wir im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht dastehen“, meint DTB-Nachwuchs-Gesamtleiter Lars Uebel im Gespräch mit der Tageszeitung „taz“. Zum Beispiel stehe auch bei den erfolgsverwöhnten US-Amerikanern aktuell kein Spieler unter den ersten 30 der Welt. Probleme spricht er aber auch offen an: „Die Ausbildung muss besser werden in den Leistungszentren. Technisch und taktisch haben wir Defizite.“ Als Vorzeige-Beispiel nennt Uebel Italien. Auch was die Turnierlandschaft angehe, blicke man ganz neidisch dorthin.

Eine mittlere fünfstellige Summe im Jahr

Was die Meinung zur Vorreiterrolle des südeuropäischen Staates betrifft, da stimmt auch Marc Raffel mit ein, der unter anderem mit den Meerbusch-Tennis-Open einen schon mehrere Jahre gut laufenden ATP-Challenger veranstaltet und auch einzelne Spieler betreut. „Italien ist eine der kommenden Tennisnationen. In Deutschland sind wir dagegen fast im Jammertal angekommen“, meint er etwa. Als Skandal sehe er die schlechten Turnierförderungen durch die Verbände. „Die sind viel zu oft von und für Senioren organisiert. Früher zählten dort eine gute Herren- oder Jugendmannschaft noch etwas. Heute nicht mehr. In den Vereinen findet Nachwuchsförderung kaum noch statt.“

Dass Tennis keine günstige Sportart ist, will man internationale Karriere machen, ist kein großes Geheimnis. Eine mittlere fünfstellige Summe im Jahr, wird vom DTB kolportiert, müsse man da schon einkalkulieren. Dabei sind Trainer und ein etwaiger restlicher Stab noch nicht einmal berücksichtigt. Raffel dazu: „Die wenigen, die noch eine Chance haben in Deutschland, etwas zu erreichen, sind mehr und mehr die Kinder aus finanzstarken Haushalten oder von Tennistrainern.“ Sollte sich also im Bereich Jugendförderung in den nächsten Jahren nicht gravierend etwas ändern, müssen wohl motivierte deutsche Nachwuchshoffnungen einen ähnlichen Weg einschlagen wie Dominik Koepfer. Der Mann aus dem Schwarzwald hat seine Karriere über ein US-amerikanisches College in Angriff genommen.

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Sonntag
20.06.2021, 13:45 Uhr
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