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Was mach ich alter Depp hier

Bernhard Scheidl hat mit einem epischen Viertelfinal-Fight im Rahmen des Mai HTT 500 Turniers im UTC...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 16.05.2022, 13:18 Uhr

Bernhard Scheidl hat mit einem epischen Viertelfinal-Fight im Rahmen des Mai HTT 500 Turniers im UTC La Ville ein ganz kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben, und Youngster Lukas Schützenauer vom TC Kaiserebersdorf den Einzug ins Halbfinale der HTT French Open Generalprobe nach Abwehr einen Matchballes hauchdünn verwehrt. Ebenfalls unter den letzten Vier des 51. HTT Saisonturniers am Altmannsdorfer Ast stehen der topgesetzte Dominik Jaros, der Ranglisten-Elfte Alexander Rieger und Sensationsmann Nemanja Ristanovic, der praktisch von der Couch kommend, sein erstes HTT Karriere-Semifinale auf HTT 500er-Ebene fixierte. Ein Bericht von C.L

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Historischer Sonntag Vormittag für Bernhard Scheidl

“Eines von 100 solcher Matches gewinnt du vielleicht”, philosophierte Serve & Volley König Bernhard Scheidl in der Nachbetrachtung seines episch ausgefallenen Viertelfinal-Duells im Pressegespräch mit dem HTT Veranstalter. Bei den in 10 Tagen beginnenden HTT French Open wird der 36jährige mit dem 100. Turnierstart ein beachtliches HTT Jubiläum feiern, doch schon am Sonntag Vormittag sorgte der Mann vom Neusiedler See für gewaltiges Aufsehen. Scheidl manövrierte sich am Center Court Lance Lumsden bei fast 30 Grad im Schatten gegen einen 17 Jahre jüngeren und richtig spielstark performenden Gegner mehrmals aus aussichslosen Situationen heraus, egalisierte ein 6:7, 2:5 im zweiten Satz, kam bei 6:7, 7:5 und 1:5 im dritten Satz zurück, und erkämpfte sich spätestens mit abgewehrtem Matchball bei 3:5 im dritten Satz, seinen Heldenstatus für den aus seiner Sicht historischen 15. Mai 2022. Es war in der Tat beachtlich und sehenswert, wie sich der vergleichsweise “alte Mann aus Neusiedl”, mit purer Leidenschaft dem kraftstrotzenden Jüngling auf der anderen Seite des Netzes drei Stunden und 7 Minuten lang entgegen stemmte, und am Ende sein erstes Semifinale in dieser Saison, und den ersten Halbfinaleinzug seit November letzten Jahres fixierte.

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“Was mach ich alter Trottel hier”

Scheidls Viertelfinalauftritt hatte zunächst einen erwartbaren Verlauf genommen. In einem engen ersten Satz, hatte der Routinier bei 4:3 den Vorteil eines früh geschafften Breaks wieder aus der Hand gegeben, der folgende Tie Break ging Minuten später mit 4:7 verloren. Danach übernahm Schützenauer das Kommando, diktierte das Geschehen auf “Lance Lumsden”, und stand bei 5:2 im zweiten Satz zum ersten Mal ganz dicht vor dem Sieg. Es folgten – kaum zu glauben aber wahr – fünf Games am Stück, die Scheidl zum Satzausgleich einsammelte. Die Niederlage Scheidls gegen einen Moral zeigenden Gegner, schien aber nur rausgezögert und aufgeschoben, zumal sich “Schützi” – wie ihn seine Freunde rufen – im dritten und alles entscheidenden Heat neuerlich mit 5:1 absetzen konnte. Der Sieg des 19jährigen vom TC Kaiserebersdorf schien nur mehr Formsache zu sein, als den Rückschläger bei 0:30 nur zwei Punkte vom Aufstieg ins Mai HTT 500 Semifinale trennten. Ein Netzroller Scheidls verhinderte vorerst ein 0:40 und drei Matchbälle am Stück, den “big point” zum ersten HTT Karriere-Halbfinale fand Schützenauer aber zwei Games später vor. Doch auch mit dem ersten Matchall wollte es nicht klappen, und so brachte Scheidl sein unwiderstehliches Finish mit letztlich sechs in Serie gewonnenen Games zu einem aus seiner Sicht genialen Ende. 6:7, 7:5, 7:5 nach 3:07 Stunden Spielzeit, Scheidl steht zum 34. Mal in seiner Karriere in einem HTT Semifinale, und machte bei seinem 43. HTT 500 Turnierstart den 17. Halbfinaleinzug perfekt. “Zwischendurch stellte ich mir schon die Frage, was mach ich alter Trottel hier”, doch jetzt ist die Freude nach diesem Sieg und der Art und Weise wie er zustande kam, natürlich schon riesengroß”, so der 36jährige Burgenländer.

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Jaros & Rieger problemlos, Ristanovic sensationell im Semifinale

Womöglich ist die Reise des Bernhard Scheidl bei der HTT French Open Generalprobe im UTC La Ville aber noch gar nicht vorüber. Denn in der Vorschlussrunde am Montag Nachmittag bekommt es der Serve & Volley Künstler mit Sensationsmann Nemanja Ristanovic zu tun, der seinen Erfolgslauf auch im Viertelfinale gegen den weitaus höher eingeschätzten Manuel Wachta vom WAC fortsetzte. Der 16jährige Jung-Serbe schickte sein 20 Jahre älteres Gegenüber bei ungewohnt hohen Mai-Temperaturen mit 6:3, 6:4 in die Seile, und feierte keine 24 Stunden nach seinem allerersten Einzelsieg auf HTT 500er-Ebene gleich auch noch einen zweiten Erfolg hinterher. “Danke an den HTT-Veranstalter. Eigentlich hatte ich nicht vor, dieses Wochenende Turnier zu spielen. Dann wurde ich quasi von der Couch geholt, und jetzt stehe ich erstmals in einem HTT 500er-Semifinale”, strahlte der 16jährige. Das zweite Semifinale bei der 16. Ausgabe des Mai HTT 500 Turniers bestreiten indes der topgesetzte Dominik Jaros und Alexander Rieger. Jaros verlebte mit nur 5 abgegeben Games einen entspannten Sommer-Nachmittag im UTC La Ville, und spielte sich bei seinem dritten Mai HTT 500 Start nach 2018 und 2020 zum ersten Mal ins Semifinale des mit 500 Punkten dotierten Sandplatz-Events in Wien-Liesing. Dort wird der topgesetzte 31jährige auf Alexander Rieger treffen, der nach seinem 150. Karriere-Einzelsieg im Achtelfinale gegen Marcus Jarnig nachlegte, und am Sonntag Abend das Halbfinal-Tableau mit einem deutlichen 6:2, 6:2 Erfolg über Niederösterreichs Christian Hauer komplettierte.

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von Claus Lippert

Montag
16.05.2022, 12:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.05.2022, 13:18 Uhr