Wimbledon 2022: Die Magie von Court 18
Wer kein Ticket für einen der überdachten, großen Courts in Wimbledon bekommen hat, der darf sich dennoch über einen atmosphärisch dichten Besuch im Mekka des Rasentennis freuen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.07.2022, 11:23 Uhr

Bei Grand-Slam-Turnieren verhält es sich in der Regel ja so: Die Matches auf den großen Showcourts beginnen immer ein wenig später, die vielen Menschen, die sich die Tickets für die Schlagerpartien gekauft haben, suchen sich auf den Außenplätzen Zerstreuung. In Roland Garros führt das zu langen Warteschlangen, bei den US Open dagegen ist Platz für alle und überall.
Wimbledon rangiert da irgendwo dazwischen. Zum einen, weil die britischen Fans eine sehr wohltuende Gelassenheit mitbringen und sich auch mit einem Sitzplatz im Gras am Henman Hill oder Murray Mountain - jedenfalls an der begrünten Erhöhung gleich beim Court 1 zufrieden geben. Und dann gibt es ja auch noch die Courts 2 und aufwärts, wo zuerst von jenen gemahlt wird, die als erste kommen. Wer die Chance hat, dem sei dringend Court 18 empfohlen. Das ist jener, auf dem Nicolas Mahut und John Isner vor ein paar Jahren drei Tage lang einen Sieger gesucht haben.
Drei Tribünen bietet dieser Platz, die beste ist jene an der Stirnseite. Auch weil man dort freundlich empfangen und, ja, auch instruiert wird.
Emma Raducanu zu Gast auf dem 18er
Freitagvormittag, kurz nach elf Uhr, Jule Niemeier und Lesia Tsurenko richten sich gerade unten am Platz ein, die Aufmerksamkeit auf der Stirnseiten-Tribüne gilt aber erst einmal einer Ordnerin, die den Eindruck vermittelt, schon mindestens 18 Jahre lang ihren Dienst an eben diesem Court 18 versieht. Tatsächlich sind es nur elf - aber insgesamt stimmen die 18 schon, wie der Reporter im inoffiziellen Gespräch erfährt. Das reicht, um die Zuschauer mit den Regeln eben hier vertraut zu machen, verbunden mit dem freundlichen Wunsch, dass es ein guter Tennistag werden möge.
Wer an den Wettkampf-Plätzen Aufsicht hat, kann natürlich auch die Matches verfolgen. Aber darum geht es manchmal gar nicht. Wichtiger sei fast die Interaktion mit den Fans, erfährt man also, denn auch auf dem Court 18 gibt es eine Queue. Kurz zwar und am Freitag übersichtlich besetzt - aber für fortlaufende kurze Gespräche reicht es allemal.
Dass die ganz großen Stars nicht auf dem 18er vorbeischauen? Halb so schlimm. Im letzten Jahr war Emma Racucanu hier zwei Mal am Start, mehr Promi-Faktor geht im britischen Tennis mittlerweile gar nicht. Da tut es nichts zur Sache, dass Emmas Turnier 2022 schon früh zu Ende gegangen ist. Sie werde ihren Weg machen, da ist sich die erfahrene Ordnerin sicher. Muss sich aber schon wieder um die Anliegen der wartenden Fans kümmern. Eine Aufgabe, die ihr auch noch weitere 18 Jahre Spaß machen würde.