Wimbledon 2022: Die Notizen zu Kyrgios vs. Tsitsipas
Es war das erwartet spannende Match zwischen Stefanos Tsitsipas und Nick Kyrgios am Samstagabend. Wer dabei gewesen ist, hat viele Eindrücke mitgenommen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.07.2022, 23:09 Uhr

Von Jens Huiber in London
Mindestens einmal drüber schlafen, diese alte Grundregel sollte man auch be der Bewertung des sehr unterhaltsamen Matches zwischen Stefanos Tsitsipas und Nick Kyrgios berücksichtigen. Und bitte: mit der Distanz von mehr als zwölf Stunden nach Spielende sind folgende Eindrücke hängen geblieben …
- Faszinierend - ja, damit müssen wir starten - die Ballkinder. Kyrgios hat die Pausen zwischen den Ballwechseln unglaublich kurz gehalten. Die Mädchen und Jungen haben sich beim Bälletransport diesem Tempo angepasst. Fantastisch.
- Aber in derselben Sache: Unverständlich, dass Tsitsipas dasselbe gemacht hat. Und nicht ab und zu zu seinem Handtuch gegangen ist. Da hätte er sich Anleihen bei Alexander Zverev nehmen können. Der hat in Roland Garros Carlos Alcaraz ziemlich aus dem Rhythmus gebracht.
- Ganz schwer auszumachen, auf wessen Seite die Fans mehrheitlich waren. Im vierten Satz eher bei Tsitsipas. Was aber der Tatsache geschuldet war, dass fast alle neutralen Zuschauer gerne einen fünften Satz gesehen hätten. Dafür hat es ein ziemlich fantastisches Tiebreak gegeben.
- Das Schließen des Daches - eine ganz besondere Sache. Denn alle paar Meter wird der Schließvorgang unterbrochen. Und die ganze Angelegenheit dauert erstaunlich lange. Vor allem, wenn man das Procedere in HalleWestfalen im Kopf hat.
- Grundsätzlich aber natürlich toll, dass es das Dach gibt. Zum einen, weil damit die meisten Partien bis zum Ende gespielt werden können. Zum anderen, weil bei geschlossenem Dach die Temperaturen doch wieder angenehm in die Höhe gehen. Was all jenen zugute kommt, die in jugendlichem Übermut die Partie im T-Shirt mitverfolgt haben.
- Kyrgios ist unterhaltsam, bringt Leute in die Stadien, kann fantastisch Tennis spielen. Aber es gibt eben auch ein paar Dinge in seinem Repertoire, die einfach unnötig sind. Tsitsipas spielt einen Rückschlag ins Aus - und Kyrgios brüllt: „Great Return“. Muss nicht sein.
- Aber natürlich auch erwähnenswert: die Häufigkeit, mit der Tsitsipas durch Kyrgios durchschießen wollte. Ivan Lendl wird das nicht sonderlich erschreckt haben, im Tennis der 2020er-Jahre war es dann doch erstaunlich.
- Und: Begonnen haben die Spielchen schon am Freitag beim Training. Da hat Tsitsipas mit Mark Philippoussis geübt, Kyrgios kam vorbei, hat ein paar Kommentare abgegeben. Gar nicht mal so böse. Aber das Team von Tsitsipas hat es nicht mit Humor genommen.
- Die Bewertung des Matches in den Pressekonferenzen ist etwas unterschiedlich ausgefallen: Tsitsipas hat Kyrgios einen "Bully" genannt, der Australier meinte, er habe nichts falsch gemacht. Auffällig wieder einmal das Outfit von Kyrgios: ein T-Shirt mit dem Konterfei von Dennis Rodman. Der hat vor vielen Jahren ein Buch auf den Markt geworfen - mit dem Titel "Bad As I Wanna Be".
Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon