Wimbledon 2022: „Love it, Kenny, love it!“
Im Doppel ist vor allem eines wichtig: reibungslos funktionierende Kommunikation. Und gegenseitige Motivation. Jonny O´Mara ist ein Meister in vor allem letzterem.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 04.07.2022, 18:05 Uhr
Wenn Jonny O´Mara dereinst auf das Wimbledon-Turnier 2022 zurückblicken wird, dann kann er in jedem Fall erzählen, Teil eines Instant Classic geworden zu sein: Am späteren Sonntagnachmittag nämlich sorgte O´Mara mit Partnerin Alicia Barnett dafür, dass das Publikum auf Court 3 gar nicht wusste, in wessen Lager sie sich schlagen sollten: Schließlich war mit Barnett/O´Mara ja ein rein britisches Duo am werk - auf der anderen Seite des Netzes standen aber Jamie Murray und Venus Williams. Fast so etwas wie die Favoriten der Herzen, zumal das Comeback der fünfmaligen Einzel-Siegerin sehr überraschend kam.
Egal. Barnett und O´Mara verlieren zwar den ersten Satz, holen sich den zweiten und gewinnen dann ein wahrlich episches Tiebreak mit 18:16. Passend an einem Tag, an dem Björn Borg und John McEnroe auf dem Centre Court Spalier gestanden hatten. 1980 endete das Tiebreak des vierten Satzes im Finale der beiden Legenden mit genau jenem Resultat.
Skupski mit seinem letzten Match
Szenenwechsel, diesmal ist es Montagmittag, Jonny O´Mara muss im Doppel an der Seite von Ken Skupski ran. Gegner auf dem Court 12 sind Andreas Mies und Kevin Krawietz, die zweimaligen French-Open-Champions. Mies gilt als grundsätzlich auskunftsfreudig, im Vergleich zu O´Mara ist der Kölner aber fast ein verbales Mauerblümchen.
Abgesehen davon, dass O´Mara gleich den ersten gewonnenen Punkt so feiert als wäre es der Matchball in dem auf drei Gewinnsätze angesetzten Match, übernimmt er auch danach die Rolle des Animators. Für seinen Partner und sich selbst. Beispiele?
- Skupski teilt O´Mara mit, wohin er aufschlagen möchte: „Love it, Kenny, love it!“
- Skupski machtden ersten Punkt bei Aufschlag Krawietz, jetzt möchte O´Mara höchstselbst für Breakchancen sorgen: „Make it happen, Jonny!“
- Beinahe zur Routine verkommt das „Here you go, Kennyboy!“. Dazu sollte man auch in Betracht ziehen, dass Wimbledon das letzte Turnier von Ken Skupski, 39 Jahre alt, gewesen sein wird. Und dass Jonny O´Mara zwölf Jahre jünger als sein Partner ist.
Krawietz und Mies zu stark
Dass es am Ende nichts geholfen hat, kommt nicht weiter überraschend: Kevin Krawietz und Andreas Mies agieren nach einem schwierigen Saisonstart wieder auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Und dürfen sich nach dem 7:6 (6), 6:4 und 6:4 nach einer Spielzeit in Wimbledon 2022 gute Chancen auf einen tiefen Vorstoß im Tableau ausrechnen. Für Jonny O´Mara geht die Reise im gemischten Doppel weiter. Es wird mindestens hörenswert werden.
Hier das Doppel-Tableau in Wimbledon