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Wimbledon 2022: Nix mehr „Mister“

Wimbledon steht für Tradition. Und bietet auch 2022 noch das gute, alte Hawkeye.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 29.06.2022, 17:11 Uhr

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Saubere Linien helfen allen Beteiligten
© Getty Images
Saubere Linien helfen allen Beteiligten

Hubert Hurkacz hat bei seiner am Montaf von Regen unterbrochenen Auftaktpartie gegen Alejandro Davidovich-Fokina gerade mal vier Spiele gebraucht, um bei drei Gelegenheiten das magische Falkenauge zu Rate zu ziehen. Jedes Mal erfolgreich übrigens. Wer die letzten paar Wochen die Turniere etwa in Stuttgart oder HalleWestfalen näher verfolgt hat, der war ein klein wenig überrascht: Denn in Wimbledon sitzen auch im Jahr 2022 noch echte Menschen an den Linien. Und immer noch stimmt das Publikum beim Führen des Videobeweises in rhythmisches Klatschen ein.

Ob dies der richtige Weg ist? Im Fall von Hurkacz sind zwei Entscheidungen offensichtlich falsch ausgefallen, einmal hatte der Ball die Aufschlaglinie nur noch einen Hauch weit berührt. Was aber reicht: Bekanntlich ist ein Ball, der zu 99 Prozent im Aus landet, zu 100 Prozent mit „in“ zu bewerten. Aber gut: In Wimbledon ticken die Uhren anders, es wird zunächst einmal dem menschlichen Auge vertraut.
Und wenn dann doch einmal nachgefragt wird, dann wird man als Zuhörer auch an eine andere Neuerung erinnert. Denn: „Stefanos Tsitsipas is challenging …“ hieß es am Dienstag öfters auf Court 1. Und nicht wie früher „Mister Tsitsipas is challenging …“. Das ist dem Umstand geschuldet, dass man sich bei den Frauen die Diskussion über „Miss“ oder „Mrs.“ ersparen will.

Das TV-Bild täuscht

Sonst noch auffällig im Schiedsrichterwesen: Wie weit entfernt die Linienrichter auf dem Court 1 vom Platz entfernt sitzen. Kein Vorwurf, wenn da nicht jede Entscheidung auf den Punkt genau stimmt. Interessant übrigens, wie viele Schiedsrichter in Wimbledon Matches leiten, die man sonst auf den Profitouren überhaupt nicht sieht. Und dass jemand wie Damien Dumusois, einer der renommiertesten seiner Zunft, auch mal auf Court 7 geschickt wird (dort aber mit Filip Krajinovic gegen Jiri Lehecka ein wahres Zuckerl leiten durfte).

Und, so haben wir das früher im TV gehört: Es stimmt wirklich. Die Helligkeit auf den Bildschirmen wird den wahren Lichtverhältnissen auf den Courts nicht gerecht. Denn ab etwa halb neun Uhr abends vertrauen die SpielerInnen auf den Außenplätzen eher ihrem Instinkt als dem, was sie in der Dämmerung mit den Augen noch wahrnehmen können.

von Jens Huiber

Mittwoch
29.06.2022, 18:12 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.06.2022, 17:11 Uhr