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Wimbledon 2022: Oscar Otte- Ein Glücksritter ohne Glücksstein

Neue Kabine, neue Schuhe, neues Glück: Oscar Otte hat einen steilen Aufstieg hinter sich, der auch in Wimbledon noch lange nicht enden soll.

von SID
zuletzt bearbeitet: 28.06.2022, 17:09 Uhr

Oscar Otte ist in Wimbledon souverän gestartet
© Getty Images
Oscar Otte ist in Wimbledon souverän gestartet

Für jemanden, dem vor dem wichtigsten Tennisturnier der Welt ein Glücksstein abhanden gekommen ist, hat Oscar Otte auffällig gute Laune. Das mag daran liegen, dass er nach einem rasanten Aufstieg in den Genuss der Privilegien kommt, die in Wimbledon nur dem elitären Kreis der Gesetzten vergönnt sind. Oder einfach daran, dass Otte nicht abergläubisch ist und sich sein Glück ohnehin erarbeitet.

Auf dem Hinflug nach London, das erzählte der Tennisprofi aus Köln nach seinem deutlichen Auftaktsieg über seinen Kumpel Peter Gojowczyk, sei ein Gepäckstück verschwunden. Der Inhalt: Fünf Paar Rasenschuhe, Saiten für seine Schläger - und der Glücksstein, den ihm einst sein Vater geschenkt hat. Ärgerlich, aber kein Grund zur Panik.

Otte in Stuttgart und HalleWestfalen im Halbfinale

Dafür läuft es derzeit zu rund, nach den Halbfinals in Stuttgart und Halle/Westfalen rutschte Otte durch die Absage des Franzosen Gael Monfils kurzfristig unter die 32 Gesetzten und darf nun die Kabine der Stars betreten. "Das ist schon nett, wie ein Wohnzimmer, mit kleiner Minigolfanlage. Alles ist privater, schicker", erzählte Otte über den Luxus.

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Den war er lange nicht gewohnt, der Durchbruch ließ auf sich warten. Mit dem Achtelfinaleinzug bei den US Open 2021 entkam er erstmals den Niederungen der Tennistour, in diesem Jahr startete Otte richtig durch - und ist nach der Verletzung des Olympiasiegers und Weltranglistenzweiten Alexander Zverev in Wimbledon die deutsche Nummer eins.

"Jahrelang auf diese Situation gewartet"

Die Zweiklassengesellschaft im All England Club findet er noch immer etwas schräg. "Jahrelang war ich unten, jetzt bin ich oben", sagte Otte, als könne er das alles kaum glauben. Doch der 28-Jährige genießt die Situation, auf die er "jahrelang gewartet" und für die er immer hart gearbeitet hat. Seit einigen Jahren in Essen, im Tenniszentrum der Familie Moraing.

Peter Moraing ist sein Trainer, dessen Tochter Emma seine Freundin. Die Kombination passt, auch wenn er dafür sein geliebtes Rheinland verlassen musste. Im Ruhrpott hat Otte aber nicht nur die Liebe und den Erfolg gefunden, sondern auch eine zweite Heimat, die er mittlerweile sogar stolz durch Wimbledon trägt.

Favorit auch in Runde zwei

Sein Ausrüster, die Grubenhelden mit der Zeche im Logo und Kohleflecken auf den Hemden, verkörpert das Revier. "Die haben coole Lifestyle-Sachen, und auch die Tennisklamotten gefallen mir. Ist was Neues, das nicht jeder hat", sagte Otte.

Das gilt auch für seinen freundlichen, offenen Umgang. Otte gibt sich nicht nur entspannt. Er ist es. Momentan läuft es allerdings auch extrem gut. Am Dienstag durfte er sich seinen kommenden Gegner ganz in Ruhe anschauen: Christian Harrison aus den USA und der Brite Jay Clare mussten in die Verlängerung - ihr Match war am Abend zuvor abgebrochen worden. Otte kam kurz vorher durch. Das Glück hat er sich verdient, dafür braucht er keinen Stein.

Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon

von SID

Dienstag
28.06.2022, 18:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.06.2022, 17:09 Uhr