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Wimbledon 2025: Alcaraz in der Tradition der Big Three - Die Mühhsal der Favoriten

Auch Carlos Alcaraz fliegt bei einem Grand-Slam-Turnier nicht alles zu. Und man fragt sich: Wie haben Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic über all die Jahre konstant auf einem so hohen Level spielen können?

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 07.07.2025, 16:50 Uhr

Carlos Alcaraz am Boden? Aber woher denn!
© Getty Images
Carlos Alcaraz am Boden? Aber woher denn!

Andrey Rublev hat, so würde man das in den USA sagen, das „Kitchen Sink“ in Richtung Carlos Alcaraz geworfen, genauso wie zuvor schon Jan-Lennard Struff und ganz zu Beginn des Turniers von Wimbledon 2025 auch Fabio Fognini. Das heißt: Alle haben mit den ihnen eigenen Mitteln und höchstem Risiko versucht, den Titelverteidiger zu stürzen, haben Alcaraz gejagt, als hätte er tatsächlich eine Zielscheibe auf der Brust. Lediglich Oliver Tarvet, der Studentenvertreter in Runde zwei, war in seinem Möglichkeiten beschränkt.

Carlos Alcaraz hat all diesen Angriffen getrotzt. Und steht dennoch erst im Viertelfinale. Was die Erwartungen an ihn natürlich noch lange nicht befriedigt. Seine eigenen. Und die des Publikums. Und man fragt sich: Wie haben es Roger Federer, Rafael Nadal und vor allem Novak Djokovic geschafft, 20 oder mehr Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Es ist nicht anderes als eine Mühsal. Gut entlohnt zwar. Aber körperlich und mental eigentlich kaum zu bewältigen.

Borg das erste “Opfer”

Der erste Spieler, bei dem dies so richtig zu sehen war, muss wohl Björn Borg gewesen sein, der für die Öffentlichkeit von heute auf morgen seine Karriere beendet hat. Borg hat elf Grand-Slam-Turniere gewonnen, sechs in Paris, fünf in London. Die Trips zu den Australian Open hat sich der große Schwede in der Regel geschenkt, das kann sich heutzutage kein Tennisprofi mehr leisten.

Alcaraz hält nun bei fünf Major-Titeln. Sollte er Björn Borg einholen, wäre das alleine schon fantastisch. Hoffentlich auch für den Spanier selbst, dem ja gemäß der Netflix-Doku von seinem Umfeld eingetrichtert wird, dass er zwingend der beste Spieler aller Tenniszeiten werden muss.

Was andererseits jeden Konkurrenten beflügelt, noch einmal ein paar Prozent mehr zu geben. Fast so, wie wenn der FC Bayern in der deutschen Fußball-Bundesliga ein Auswärtsspiel bestreitet. 

Alcaraz ist immer Favorit

Wenn man Alcaraz ausser Nähe bei der Arbeit beobachtet, dann kommt er gar nicht so mächtig daher. Gerade im Match gegen Struff war das augenscheinlich. Für den Deutschen wurde der Begriff „Modellatlhlet“ erfunden, Alcaraz wirkte einen Kopf kleiner (tatsächlich beträgt der Größenunterschied zwischen den beiden laut ATP-Angaben nur zehn Zentimeter). Struff hat ein irres Tempo gespielt, Alcaraz war oft in der Defensive. Das am Ende glatte Ergebnis hatte nichts mit dem Gefühl auf der Tribüne des Centre Courts in Wimbledon zu tun.

Jetzt geht es also gegen Cameron Norrie weiter, drei Schritte fehlen noch bis zur nächsten Gipfelbesteigung. Carlos Alcaraz wird am Dienstag erstmals in diesem Jahr nicht der Publikumsfavorit sein. Er geht dennoch als Favorit in die Partie. Natürlich.

Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon

   

von Jens Huiber

Dienstag
08.07.2025, 09:36 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.07.2025, 16:50 Uhr