Wimbledon: Andy Roddick braucht einen Adelstitel!
Am gestrigen Samstag wurden in Wimbledon zahlreiche britische Sportler und Sportlerinnen in die Royal Box eingeladen. Und auch Andy Roddick.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.07.2025, 18:12 Uhr

Nichts scheint man im All England Lawn Tennis Club lieber zu tun, als über die interne Lautsprecheranlage ein „Public Announcement“ loszuwerden. Sei es beim Test des Feueralarms, sei es vor dem Einlass des Publikums („For your own and the others´ safety - do not run“), sei es bei der Bekanntgabe, wer gerade auf dem Weg zur Pressekonferenz ist.
Am Samstag nun gab es kurz nach Mittag ein bisschen Abwechslung. Eine besondere Zeremonie stehe um 13:20 Uhr auf dem Centre Court an, man möge bitte die Plätze rechtzeitig einnehmen. Also, gut: Rüber in die Wallfahrtsstätte aller Tennisfans und aufgepasst. Vor allem für die britischen Fans und Reporter hat es sich auch gelohnt. Denn das Aufgebot an Olympiasiegern, Gewinnerinnen bei den Paralympics und Fußball-Legenden (Liverpool-Allzeitgröße Graeme Souness! Geoff Hurst, der Deutschland im WM-Finale 1966 keine Freude bereitet hat!!) war in der Tat beeindruckend.
Und weil wir ja in Großbritannien sind: Die Masterin of Ceremony konnte beinahe vor jeden Namen ein „Dame“ oder „Sir“ setzen. Nun gibt es sicherlich viele Dinge, die man an einer (wenn auch nur noch repräsentativen) Monarchie aussetzen kann - aber als „Sir Geoff Hurst“ begrüßt zu werden? Das macht schon einen schlanken Fuß.
Roddick letzter amerikanischer Grand-Slam-Champion
Und gerne hätte man genau bei dieser Vorstellungsarie in den Kopf von Andy Roddick geschaut. Der saß nämlich mit seiner Frau Brooklyn Decker als Ehrengast in Reihe eins. Und wurde von den Fans ebenso freundlich begrüßt wie die anderen Spitzensportler. Aber eben nicht als „Sir Andy Roddick“. Was angesichts des Umstands, dass Roddick in Wimbledon trotz mehrerer Finalteilnahmen keinen Titel gewonnen hat, in Ordnung ist. Andererseits: Roddick ist der letzte US-amerikanische Mann, der einen Grand-Slam-Titel im Einzel gewonnen hat - 2003 in Flushing Meadows. Wenn das keine Ritterschaft wert ist! Vielleicht sollte Roddick doch die britische Staatsbürgerschaft beantragen.
Ein paar Plätze links von Roddick ist übrigens Billy Jean King gesessen. Sportlich weitaus erfolgreicher als ihre Landsmann und auf gesellschaftlicher Ebene wohl die wichtigste Tennisspielerin aller Zeiten. Bei BJK wäre die Verleihung eines Adelstitels ein „No Brainer“. Wird auch nix mehr werden. Aber immerhin it ja die Austragungsstätte der US Open nach Billie Jean King benannt.