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Das noch unbeschriebene Blatt – Lucas Pouille

Warum wir uns den Namen des jungen Franzosen merken sollten.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.07.2016, 19:26 Uhr

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LONDON, ENGLAND - JULY 06: Lucas Pouille of France plays a backhand during the Men's Singles Quarter Finals match against Tomas Berdych of The Czech republic on day nine of the Wimbledon Lawn Tennis Championships at the All England Lawn Tennis and C...

Jahrgang 1994. Aktuell die Nummer 30 der Weltrangliste. Viertelfinalist in Wimbledon. Halbfinalist beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom. Zahlen und Fakten, die zeigen, dass fernab der „NextGen“ ein weiterer Spieler überdurchschnittlich gut das Racket schwingt. Der Franzose gilt schon seit Längerem als großes Talent. Dabei vergisst man gerne, dass er in diesem Jahr gerade 22 Jahre jung geworden ist. Kann man von einem Durchbruch sprechen? Auf dem „Heiligen Rasen“ von Wimbledon? Schaut man sich die Ergebnisse vonLucas Pouillein Wimbledon an, kann man ohne Zweifel mit einem „Ja!“ antworten, auch wenn nun im Viertelfinale gegen Tomas Berdych Schluss war.

2015 sah die Welt noch anders aus

Verrückt. Ausgerechnet Wimbledon bringt Lucas Pouille auf die große Bühne. Kurioserweise gewann Pouille im Vorjahr nicht ein Match auf Rasen. Gar nur einen Satz. In der ersten Runde von Wimbledon. Gegen Kevin Anderson.

Der klassische Weg führte Lucas Pouillein das Viertelfinale von Wimbledon. Über Future- und Challenger-Events spielte er sich Stück für Stück nach oben. Unter die Arme griffen ihm dabei einige Wildcards – wie 2013 bei den French Open. Dort erhielt der Franzose freien Eintritt in das Hauptfeld. Und nutzt diese Geste sofort. In der ersten Runde bezwang er Alex Kuznetsov in drei Sätzen, bevor er sich Grigor Dimitrov geschlagen geben musste. Pouille gewann im Jahr 2013 insgesamt zwei Future-Titel. Nur drei Jahre später schlägt er im Viertelfinale von Wimbledon auf. Eine rasante Fahrt im Eiltempo in Richtung erweiterte Weltspitze.

Was zeichnet Pouille als Tennisspieler aus?

Rechtshänder Pouille besitzt eine Spielanlage, die ihn auf jedem Belag gefährlich macht. Seine Schläge sind sehr gerade, sehr hart. Im Gegensatz zu anderen Hardhittern hat er allerdings die Qualität, sein Spiel variabler zu gestalten. Er kann für Überraschungsmomente sorgen. Nicht immer geht es blind nach vorn in seinem Spiel. Seine beidhändige Rückhand setzt er taktisch gut ein. Auffällig ist die hervorragende, runde und saubere Technik, die Pouille bei jedem seiner Schläge begleitet. Die beidhändige Rückhand spielt er auf Grundlage seiner guten Technik in den verschiedensten Variationen. Halbhoch mit viel Spin. Schnell und gleichzeitig flach über das Netz. Ebenso den Slice, den er für einen Beidhänder sehr gut einsetzt.

Die vielleicht größte Stärke von Lucas Pouille liegt in der Position auf dem Platz – während der Ballwechsel. Pouille weiß sich fast immer richtig auf dem Court zu orientieren. Wird er von seinem Gegner in die Defensive geschoben, verlagert er seine Position weiter hinter die Grundlinie. Kann er mit seiner enorm druckvollen Vorhand einen Ballwechsel dominieren, zieht er seine Position umgehend näher an die Grundlinie. Dieses Verschieben erlaubt ihm seine gute Beinarbeit – sowie sein offensichtlich vorhandenes Spielverständnis.

Das noch unbeschriebene Blatt nimmt immer mehr Farbe und Form an. Lucas Pouille weiß nicht nur mit Ergebnissen, sondern auch mit wunderschönem Tennis zu begeistern. Jeder Tennisfan sollte sich diesen Namen merken. Wir werden in Zukunft noch einiges vom jungen Franzosen zu sehen bekommen.

Eine Analyse von Marco Kühn (tennis-insider.de).

von tennisnet.com

Mittwoch
06.07.2016, 19:26 Uhr