Die Faszination von Roger Federer
Was macht Roger Federer so besonders? Auf der Suche nach der Magie des „Maestros“.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
06.07.2014, 07:13 Uhr

Eine Analyse von Marco Kühn von tennis-insider.de
Es gibt kein Tennisstadion auf dieser Welt, in dem Roger Federer nicht vom Publikum gefeiert und angefeuert wird. Ganz gleich, ob auf der anderen Seite ein Lokalmatador spielt oder nicht. Auf seinem Weg zum French-Open-Triumph 2009 sprachen selbst Spieler aus, was im Grunde jeder dachte: „Ich gönne ihm diesen Erfolg von Herzen." SelbstRafael Nadalgab später zu Protokoll, er habe aus Freude über Rogers Triumph geweint. Und auch nach etlichen Rekorden und Erfolgen fiebert man mit ihm mit, gönnt ihm jeden Sieg, jeden Titel, jeden Punkt. Nun,zum Wimbledonfinale 2014 gegen Novak Djokovic, verhält es sich ähnlich: Es ist sehr schwer, nicht für Roger zu sein.
Woher aber kommt diese Faszination in der ganzen Welt für diesen Sportler? Machen wir uns auf die Suche nach dieser „Magie". Menschen lieben „einfache" Dinge. Jeder Mensch würde es gern sehen, wenn er ganz „einfach" zu viel Geld und Reichtum kommt. Ganz „einfach" seine Traumfigur erreicht. Oder ganz „einfach" das Auto seiner Träume fahren könnte. Wenn Roger Federer Tennis spielt, vermag selbst das Wort Ästhetik kaum zu beschreiben, was dort gerade vor sich geht. Seine Technik, bei allen Schlägen, ist dabei eigentlich simpel, „einfach". Federer hat keine aufwendige Aufschlagbewegung. Seine Vorhand hat sich im Laufe der Jahre sogar noch weiter vereinfacht: Seine Ausholbewegung ist kürzer, die sogenannte „Schleife" bei der Vorhand ist kleiner geworden.
Gefühl, selbst auf dem Centre Court zu stehen
Ebenso ist seine Rückhand, auch beim Slice, technisch einfach, aber wunderschön gehalten. Wenn Federer dann mit diesen technischen Mitteln beginnt, Tennis zu spielen, scheint es so, als könne dies jeder. Ich behaupte: Kein anderer Spieler hat je Tennis spielen so einfach aussehen lassen wie Roger Federer es tut. Viele Hobbyspieler ertappen sich wahrscheinlich manchmal dabei, wie sie selbst im heimischen Tennisclub auf Platz 1, dem „Centre Court", am Vortag bei Roger gesehene Schläge oder Spielzüge nachspielen. Oder einzelne Schläge nachahmen. Einfach, weil es beim Schweizer selbst so leicht aussieht. Obwohl es das ganz und gar nicht ist.
Die große Kunst Federers ist es, schwierige bis fast unmögliche Dinge einfach aussehen zu lassen und auf diese Weise jedem zugänglich zu machen. Man könnte auch von Magie sprechen. Daraus lässt sich vielleicht die Faszination für Roger Federer zumindest ein Stück weit entschlüsseln: Der wahrscheinlich beste Tennisspieler aller Zeiten gibt dem Zuschauer das Gefühl, selbst auf dem Centre Court von Wimbledon zu stehen. Selbst die gesamte Bandbreite an Emotionen während eines Matches zu erleben. Positiv wie negativ. Selbst den zweiten Aufschlag bei 30:30 und 5:5 im fünften Satz zu spielen. Selbst zu triumphieren oder zu verlieren. Roger Federer transportiert durch seine Art Tennis zu spielen Emotionen, vor denen sich kaum ein Tennisfan verstecken kann. Und als Tennisfan sollte man voller Dankbarkeit sein, die Karriere dieses Ausnahmespielers mit all ihren Triumphen, Niederlagen und eben Emotionen miterleben zu dürfen.
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