Wimbledon: Eva Lys sucht ihr Gespür für Gras
Eva Lys steht erstmals direkt im Hauptfeld von Wimbledon - eine optimale Rasenvorbereitung hatte sie aber nicht. Dennoch geht sie 2025 gechillter an.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
30.06.2025, 11:54 Uhr

Die Rasensaison, sie ist speziell. Spielerisch und mental. Drei Wochen liegen zwischen den French Open und Wimbledon, und dass speziell jüngeren Spielerinnen und Spieler so ihre Startprobleme auf dem Gras haben, ist logisch: Die Zeit, die sie in ihren Lebensjahren auf dem Rasen verbracht haben, war im Zweifel äußerst kurz.
Eva Lys ist keine Ausnahme. Insgesamt nur 13 Matches hat die 23-Jährige im Laufe ihrer Karriere auf Rasen gespielt, erstmals 2022 in Berlin. Im Vorfeld habe ihr damals jeder versichert, ihr Spiel würde gut zum Belag passen. “Aber ich habe meinen Groove nicht gefunden.” Für schlechter platzierte Spieler sei es ohnehin schwieriger, alleine aufgrund der reduzierten Möglichkeiten, auf Rasen zu spielen. “Ich hatte damals zwei Matches. Das war meine Rasensaison.”
Auch 2023 waren es nur zwei Spiele (in der Wimbledon-Quali), 2024 immerhin sechs, darunter auch die überstandene Qualifikation und erstmals ein Hauptfeldmatch auf dem Heiligsten aller Turniere. Gegen Clara Burel verlor Lys hier klar. “Im letzten Jahr war ich völlig überwältigt mit allem. Weil alles vor Ort noch viel besser aussieht als im Fernsehen. Ich denke, alle Spieler spüren, wie besonders es hier ist.”
Verletzung? Eva Lys gibt Entwarnung
Die Qualifikation ist in Wimbledon, anders als bei anderen Majors, nicht auf der Hauptanlage angesetzt, sondern im etwas entfernten Roehampton. Das sei für sie “immer etwas traurig” gewesen, gestand Lys. "Andererseits war es eine gute Motivation, den Hauptfeldeinzug zu schaffen.” Um dann endlich im “echten” Wimbledon anzutreten.
Als Weltranglisten-61. darf sie das nun direkt, auch wenn der Start kurz auf der Kippe stand. Lys hatte sich in Bad Homburg am Bauchmuskel verletzt, “eine kleine Zerrung, die ich nicht mehr spüre” (Lys will sie daher gar nicht als Verletzung sehen). Dennoch: Sie habe erst vor einigen Tagen wieder aufschlagen können. “Von daher ist das definitiv keine optimale Rasenplatzvorbereitung.” Die Hauptsache aber: Sie könne spielen. “Ich freue mich überhaupt, das Match bestreiten zu können.”
Auch, um das Gespür für den so speziellen Belag wieter ins System zu bekommen. "Jedes Match, das ich pro Jahr dazubekomme, wird mir im kommenden Jahr helfen." Ein weiterer Vorteil als Hauptfeldspielerin: Lys konnte auch mal auf einem Matchcourt trainieren, nicht nur auf den Trainingsplätzen, die seit mehreren Wochen bespielt werden und entsprechend abgenutzt sind. “Der Rasen auf den Matchcourts ist gefühlt etwas länger, man rutscht leichter weg. Je abgenutzter der Rasen ist, umso mehr Grip hat man.”
Eben der wird ihr am Montag noch fehlen: Lys darf bereits zum Tagesstart ran, direkt um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ). Gegnerin: Yue Yuan aus China.