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Wimbledon: Kyrgios vs. Nadal - Skandalnudel gegen Großmeister

In einem mit Spannung erwarteten Duell trifft Nick Kyrgios in der zweiten Runde von Wimbledon auf Rafael Nadal. Es ist das Match, auf das die ganze Tenniswelt gewartet hat.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 03.07.2019, 21:14 Uhr

Rafael Nadal und Nick Kyrgios
Rafael Nadal und Nick Kyrgios

Es war mit Sicherheit einer der kältesten Handschläge, die man je in der Karriere von Rafael Nadal gesehen hatte. Tatort war Acapulco, im Frühjahr dieser Tennis-Saison. Und der Mann, den Nadal kaum anblickte bei der obligatorischen Verabschiedung, war Nick Kyrgios – der Bad Boy des Wanderzirkus, die schillerndste Figur der Branche, der ewig zwischen Genie und Wahnsinn hin und her schwankende Australier. „Es fehlt ihm an Erziehung und Respekt“, sagte Nadal damals nach seiner dramatischen Drei-Satz-Niederlage. Kyrgios hatte sich auch mit einem sogenannten Hausfrauen-Aufschlag, also einem Unterarm-Service, bei dem bulligen Mallorquiner unbeliebt gemacht. Später machte Kyrgios deutlich, dass Nadal auch nicht gerade zu seinen Lieblingsspielern zählt: „Er ist nur nett und generös, wenn er gewinnt“, so Kyrgios, „ansonsten ist er ein saurer Verlierer. Oft verbittert.“

Warum der Blick zurück? Weil sich nun, an diesem Donnerstag, Nadal und Kyrgios wieder einmal einen Tennisplatz teilen – nirgendwo anders als in Wimbledon, bei den Offenen Englischen Meisterschaften des Jahres 2019. Es ist das Match, auf das die Tenniswelt seit der Auslosung gewartet hat, dem sie nun entgegenfiebert. „Heißer oder Kalter Krieg auf dem Court“, fragt bereits erwartungsfroh ein Kolumnist des Boulevardblattes „Daily Express“ vor dem Showdown zwischen Skandalnudel Kyrgios und dem Grand Slam-Großmeister Nadal, der vor dreieinhalb Wochen zum zwölften Mal als Sieger aus den French Open-Ausscheidungsspielen hervorging. Nadal machte allerdings schon deutlich, dass er sich im Vorfeld nicht auf irgendwelche Konfrontations-Mätzchen oder Schattenboxen mit Kyrgios einlassen wird: „Ich bin zu alt für so ein Zeug. Die Antwort gibt es, so oder so, auf dem Platz. Ich gehe das ganz ruhig an.“

   

Kyrgios versetzt, auf der anderen Seite, schon seit Jahren Wimbledon in einen permanenten Unruhezustand – und zwar genau so lange, wie er sich im Wettbewerb um die Rasenkrone hält. Seine Auftritte im Tennis-Heiligtum sind mit Affären, Aussetzern und Eklats gepflastert, oft kam er nur um eine Disqualifikation herum, weil die Tennisorganisationen den Affront und das Schlagzeilengetöse scheinbar um jeden Preis vermeiden wollten. Immer wieder glänzte Kyrgios mit seinen typischen Grand Slam-Achterbahnfahrten, launisch umhergetrieben von Desinteresse und plötzlich wieder aufschimmernder Brillanz. „Es ist wie bei einem Autounfall. Du schaust auf die andere Seite der Straße, obwohl du nicht hinsehen solltest“, sagt Pat Cash, der australische Wimbledonsieger des Jahres 1987, wenig schmeichelhaft über seinen erratischen Landsmann. Und Boris Becker attestierte Kyrgios den „verrückten Trieb, ständig auffallen zu müssen“: „Er muss einfach die Show abliefern, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Welchen Kyrgios bekommen die Fans zu sehen?

Kyrgios kann unterhaltsam sein, faszinierend sogar. Weil er Punkte vom Schläger zaubert, die nur ihm, dem Hochbegabten mit der leichten Hand, gelingen können. Aber er kann eben auch schrecklich verzogen und charakterlos auftreten, etwa, wenn er Schiedsrichter als „Idioten“ oder „Abschaum“ bezeichnet oder unmotiviert Spiele und Matches abschenkt. „Ich weiß selbst nicht, was im nächsten Moment passiert“, sagt Kyrgios, „mal habe ich richtig Motivation – und mal null Bock.“ Manch Profi aus der zweiten Reihe könne inzwischen von Kyrgios´ Strafgeldern jahrelang das Tourleben finanzieren, sagt ein Manager der Spielerorganisation ATP.

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Welchen der vielen denkbaren „Kyrgiosse“ Altmeister Nadal am Donnerstag zu sehen bekommt – oder alle gleichzeitig -, weiß wie immer keiner. Der 24-jährige Australier will in jedem Fall die große Nummer abliefern, mit allen Finten und Finessen und wohl auch saftigen Flüchen: „Dafür bin ich geboren, so war ich schon immer“, sagt er. Vor fünf Jahren, nur zur Erinnerung, katapultierte er Nadal schon einmal aus dem Wimbledon-Turnier, in der Runde der letzten 16.

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von Jörg Allmeroth

Donnerstag
04.07.2019, 11:45 Uhr
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