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Wimbledon: Stars in der Kantine

Den Altstars beim Wimbledonturnier über den Weg zu laufen, hat seinen Charme. Und seine Folgen.

von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet: 03.07.2022, 19:34 Uhr

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Mats Wilander
© Getty Images
Mats Wilander

Wer früher bei ALF gut aufgepasst hat, der weiß: Im Fernsehen wirkt man gleich 20 Pfund schwerer (geht es nach Nachbar Trevor Ochmonek, sind es gar 140 Pfund). Wie dem auch sei: Eine Sichtung des echten Mats Wilander oder des leibhaftigen Patrik Kühnen eicht einen dann doch. Beide haben schon zu aktiven Zeiten drahtig ohne Ende gewirkt, sogar auf dem TV-Bildschirm, und sie haben davon nichts eingebüßt./

Wilander, der einzig wahre „Game, Set and Mats“, wirkt gar fast schmächtig, wenn er so im Media-Bereich rumsteht und sich wohl schlaue Sätze für den Abend überlegt, gut möglich, dass er seine Gegner immer noch in Grund und Boden rennen würde – muss er diesmal allerdings gar nicht, im Einladungsdoppel oder -mixed taucht sein Name beim Wimbledonturnier 2022 nicht auf. Und Patrik Kühnen, seit Jahrezehnten Sky-Experte, ist noch einen Kopf größer und gefühlt noch eine Runde drahtiger, eine Körperfettwaage würde an ihm verzweifeln. Und Kühnen ist natürlich ein Fuchs: Im hellen Hemd – das wie angegossen sitzt, aber lassen wir das – macht er im Media Restaurant um den Pasta-Bereich einen weisen und entsprechend weiten Bogen, er greift stattdessen zu Eiweiß und Gemüse, der kleckerfreien Alternative ohne Soße.

Unsere Vermutung aber: Die Essensauswahl alleine führt nicht zu dieser Figur, da wird im Hotelzimmer auch mit dem körpereigenen Gewicht trainiert, wie man es heutzutage nun mal so macht, so viel scheint sicher. Auch TV-Expertenkollege und Ex-Spieler Alex Corretja gehört übrigens zu den beneidenswerten Menschen im besten Alter, bei denen das Poloshirt am Bauchbereich nach innen flattert anstatt sich nach außen anzumuggeln.

Gute Laune am Pastabereich

Das Media Restaurant ist eh so eine Sache. Die drei Herren vom Pastabereich sind offenbar tatsächlich aus Italien eingeflogen, die Begeisterung und Freundlichkeit bei Hochbetrieb ist beeindruckend, auch wenn einen das Gefühl beschleicht, dass die Euphorie im Gespräch mit den akkreditieren Damen des Turniers nicht nur minimal freundlicher ausfällt. Es ist klar, dass man sich wiedererkennt, oder zumindest so tut.

Für unsereins verheißen all diese Erkenntnisse wenig Gutes. Penne am Mittag und Pizza am Abend führen nicht zur Kühnen-, Wilander- oder Corretja-Figur, und das komplett schlechte Gewissen gibt einem dann unbewusst der gute Charles Edouard Maria mit, der Göttergatte von Tatjana Maria, der beim Erstrundendoppel seiner Gemahlin auf der Tribüne genüsslich einen Pfirsich schnabuliert, nachdem man sich selbst gerade einen Fünf-Trilliarden-Kalorien-schweren Schokomuffin reingezogen hat.

Es sind bedeutende Begegnungen, es sind Begegnungen mit Folgen: Statt zur Pizzatheke geht‘s in den kommenden Tagen zumindest abends an die Salatbar.

von Florian Goosmann aus Wimbledon

Sonntag
03.07.2022, 11:44 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.07.2022, 19:34 Uhr