Welche Rolle spielt der Centre Court von Wimbledon?
Das sind die Unterschiede zwischen den zwei Turnierwochen in Wimbledon.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
29.06.2016, 18:44 Uhr

Tag 1. Sattes Grün. Weder Grund- noch T-Linie zeigen graue Spuren. Der Ball springt in jeder Rally flach ab. Der Slice ist eine der tragenden Säulen im Spiel vieler Spieler. Die Ballwechsel sind rasant. So schnell, wie auf kaum einem anderen Platz dieser Welt. Jeder Spieler hat weniger Zeit, sich gut zum Ball zu stellen. Aufschlagstarke Spieler können ihre Stärken ideal auf den Platz bringen. Die Ballwechsel sind kürzer.
Tag 14. Trauriges Grün wechselt sich mit grauen Passagen ab. Der Ball springt in den Rallys höher ab - und wird langsamer. Der Slice entfaltet nur noch einen Hauch seiner eigentlichen Gefahr. Die Ballwechsel sind langsamer - und länger. Die Spieler haben nun mehr Zeit, sich zum Ball zu stellen. Mehr Zeit, um sich aus der Defensive zu befreien.
Auf Dauer nur Vorteile
Die Vorteile fürNovak DjokovicundAndy Murrayentwickeln sich von Runde zu Runde. Man könnte fast sagen, dass sich der Centre Court von Wimbledon im Laufe des Turniers zu einem Hartplatz entwickelt. Einem Hartplatz mit eigenen Gesetzen. Der aber dem Grundlinienspiel von Murray und Djokovic entgegenkommt. Der Spin wird etwas mehr vom Untergrund angenommen. Vom frischen Rasen wird dieser fast verschluckt. Auf dem abgespielten Untergrund nimmt er ein wenig Fahrt auf. Und sorgt so wiederum für Zeit, um sich an der Grundlinie zu positionieren.
Auch ein gewisserRoger Federerkennt seine Vorteile in Wimbledon. Sein ultra-aggressives Tennis wirkt nirgends besser als auf dem „Heiligen Rasen”. Hier muss er keine endlosen Rallys mit einem Novak Djokovic gehen. Er kann seinen Slice besser und wirkungsvoller einsetzen. Seine Vorhand mehr nutzen, um dominant von der Grundlinie seine Punkte aufzubauen. Natürlich wendet sich das Blatt im Laufe des Turnieres ein wenig gegen Federer. Die Bedingungen schwenken eher Richtung Murray und Djokovic. Doch gibt es für Federer keinen besseren Platz für große Erfolge als den Centre Court von Wimbledon.
Nach der ersten Woche
In den ersten Runden kann der Centre Court von Wimbledon für Überraschungen sorgen. Der Platz ist schnell - das Spiel anders. Underdogs können von diesen Bedingungen profitieren. Die Ballwechsel kürzer halten. Schneller Risiko gehen. Schreitet das Turnier voran, setzt sich immer mehr die spielerische Klasse der Topleute durch. Es bleibt für Djokovic und Co. mehr Zeit in den Ballwechseln, um zu reagieren und spielerische Lösungen zu finden.
Der Centre Court von Wimbledon besitzt nicht nur eine einmalige Atmosphäre. Auch für das Spiel ist der Untergrund etwas vollkommen Eigenes. Unterschiedlichste Qualitäten sind gefragt. Schnell und präzise müssen Lösungen für verschiedenste Spielsituationen gefunden werden. Der Spieler, der die besten Antworten auf die Fragen des Gegners und des Centre Courts auf dem Schläger hält, hat beste Chancen das traditionsreichste Turnier der Welt zu erobern.
Eine Analyse von Marco Kühn (tennis-insider.de).
