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Wie ein Haudrauf Capitano Novak Djokovic stürzte

Für den „Djoker“ gibt es eine ganz logische, einfache Erklärung: „Niemand, absolut niemand ist unschlagbar.“

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 02.07.2016, 19:51 Uhr

Novak Djokovic

Der Mann mit dem kantigen Gesicht und dem eher schlichten Spiel ist normalerweise keine Gefahr für eine Nummer eins der Welt.Sam Querrey, der Haudrauf aus San Francisco, hat in seiner überschaubaren Karriere bisher nie mehr als ein Grand-Slam-Achtelfinale erreicht, 36:37 lautet seine bisherige Bilanz bei den kostbaren „Major“-Turnieren. Doch am Samstagabend katapultierte sich der 28-jährige US-Amerikaner mit einem Sensationscoup wie aus dem Nichts ins Rampenlicht der Tenniswelt, in Wimbledon, dort wo Siege mehr zählen als anderswo in diesem Sport: Nichts weniger als der Sturz des Capitano der Branche, des einsam dominierendenNovak Djokovic, gelang dem unscheinbaren Querreybeim 7:6-(6),-6:1,-3:6,-7:6-(5)-Erfolg auf Court 1. „Er hat mit brutaler Sicherheit gegen mich gepunktet“, sagte Djokovic später, „es ist ganz einfach: Niemand, absolut niemand ist unschlagbar.“

Paris-Triumph hat Spuren hinterlassen

Für den Serben ging damit eine der beeindruckendsten Siegesserien im modernen Tennis zu Ende. Seit dem Halbfinal-Aus im letzten Jahr bei den French Open gegenStan Wawrinkahatte Djokovic kein Spiel mehr bei den Top-Wettbewerben verloren und sich zuletztmit dem French-Open-Titel die letzte noch fehlende Trophäe in seiner Sammlung gesichert. Als Djokovic nach Wimbledon kam, war er im Besitz aller vier Grand-Slam-Titel gewesen. „Du weißt natürlich um die Bedeutung dieses Turniers hier, du kennst die Tradition, du willst es gewinnen“, sagte Djokovic später, „aber nach der Riesenanstrengung in Paris war es nicht ganz leicht, sich wieder für die nächste große Aufgabe zu motivieren.“ Vorerst musste Djokovic mit dem verblüffenden Ausrutscher auch den Traum begraben, in einem Kalenderjahr alle vier „Majors“ zu gewinnen, das, was als echter Grand Slam bezeichnet wird.

Querrey: „Gefühl totaler Euphorie“

Djokovic war mit einem 0:2-Satzdefizit in die regenbedingten Überstunden am Samstag gegangen, doch dann schien es, als könne er, wie im letzten Jahr gegen den SüdafrikanerKevin Andersonim Achtelfinale, die große Wende schaffen. Schnell gewann er die ersten fünf Spiele des dritten Durchgangs, nach einer weiteren Regenpause verkürzte er zum 1:2. Doch die 100-prozentige Stabilität, das nötige Selbstvertrauen ins eigene Spiel fehlten gleichwohl: Bei einer 5:4-Führung im vierten Satz mit eigenem Aufschlag hatte der Weltranglisten-Erste den 2:2-Ausgleich auf dem Schläger, musste aber ein teures Break hinnehmen. Wenig später, im Tiebreak, war dann alles vorbei für ihn, den haushohen Favoriten. Und alles gewonnen am größten Tag der Karriere für Querrey, den Mann, der 31 Asse bei der größten Wimbledon-Überraschung 2016 schlug. „Das ist ein Gefühl totaler Euphorie jetzt“, sagte Querrey später, „ein Sieg gegen den vielleicht Besten aller Zeiten, das ist unfassbar.“

Hier die Ergebnisse aus London:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation,Doppel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Samstag
02.07.2016, 19:51 Uhr