Wimbledon: Zehn Dinge, die wir in der ersten Woche gelernt haben
Die erste Woche in Wimbledon ist passé - und bot neben viel Spektakel auch Aufschluss über die Verfassung der Superstars.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
04.07.2021, 11:44 Uhr

Nun gut, dass Novak Djokovic in Wimbledon der absolute Topfavorit auf den Titel ist, steht nicht erst seit gestern fest. Und doch ist es immer wieder beeindruckend, mit welcher Konstanz und Dominanz der Serbe dieser Tage auftritt. Den ersten Satz gegen Jack Draper musste der Branchenprimus zwar abgeben, danach schmiss der 34-Jährige aber den Turbo an und hielt sich makellos. Nach der ersten Woche scheint die Ausgangslage für Djokovics Konkurrenten somit beinahe noch aussichtloser als vor Turnierbeginn.
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Roger Federer kann es immer noch. That's it.
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Gleiches gilt auch für Angelique Kerber, die sich in Wimbledon so langsam zur Geheimfavoritin mausert. Anders als bei den Herren steht der Deutschen auch keine übermächtige Gegnerin gegenüber, der zweite Wimbledon-Titel scheint tatsächlich möglich. Denn was Kerber gegen Sara Sorribes Tormo und Aliaksandra Sasnovich zeigte, erinnerte an die besten Tage der 33-Jährigen. Next up: Cori Gauff.
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Die besten Spieler gewinnen auch an durchschnittlichen Tagen. Dass dieser Satz auf Alexander Zverev zutrifft, ist zumindest in Wimbledon ein Novum. Gegen Taylor Fritz spielte der Weltranglistensechste bei Weitem nicht auf seinem Leistungsmaximum, wirklich gefährdet war der Sieg des Deutschen aber trotz des 0:1-Satzrückstandes allerdings zu keinem Zeitpunkt. Zverev, das wurde spätestens in den vergangenen Tagen klar, kann es auch auf Rasen - und könnte einer der größten Herausforderer Djokovics werden.
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Ach, was haben wir ihn vermisst, den guten alten Nick Kyrgios?! Der Australier bot beim Rasenklassiker wieder einmal alles, was das Tennisherz begehrt. Schade nur, dass der Körper des 26-Jährigen nach der Fünfsatzschlacht gegen Ugo Humbert und dem klaren Erfolg über Gianluca Mager in Runde drei streikte. Dennoch: So macht es einfach nur Freude, Kyrgios beim Tennisspielen zuzusehen.
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Bei den Damen ist mal wieder alles offen. Zwar sind mit Ashleigh Barty und Aryna Sabalenka die zwei topgesetzten Spielerinnen noch dabei, nachhaltig zu beeindrucken wussten die beiden aber noch nicht. Mit Emma Raducanu, Cori Gauff, Liudmila Samsonova, Elena Rybakina und Iga Swiatek mischt auch die nächste Generation wieder ordentlich mit, eine Prognose scheint angesichts des bisherigen Turnierverlaufs beinahe unmöglich.
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Es war die bislang mit großem Abstand emotionalste Partie der diesjährigen Wimbledon-Ausgabe: Andy Murray gegen Oscar Otte. Der Schotte bewies abermals, warum man ihm gemeinhin eines der größten Kämpferherzen auf der Tour attestiert und besiegte den Deutsche bei bester Stimmung auf dem Centre Court in fünf Sätzen. Bitter nur, dass Murray gegen Denis Shapovalov anschließend chancenlos war und sich gar die Sinnfrage stellte. Aus neutraler Sicht bleibt nur zu hoffen, dass der dreifache Grand-Slam-Sieger dem Tennissport noch eine Zeit lang erhalten bleibt.
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Es war ein sportliches Drama, das sich am Dienstag auf dem Centre Court abspielte: Die 39-Jährige musste am Dienstag ihr Erstrundenmatch gegen Aliaksandra Sasnovich nach einem Ausrutscher auf dem nassen Grün beim Stand von 3:3 aufgeben und die Hoffnungen auf den 24. Einzel-Grand-Slam-Titel abermals begraben. Leichter wird es für die US-Amerikanerin definitiv nicht, abschreiben sollte man sie allerdings keinesfalls. Das hat uns nicht zuletzt Roger Federer gelehrt.
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Wir schauen zu wenig Doppel. Denn das, was in Wimbledon im Paarlauf geboten wird, ist ganz großer Sport.
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Tennis mit Zuschauern macht einfach mehr Freude. Das wird sich auch am Manic Monday wieder zeigen.
Hier das Einzel-Tableau der Herren
Hier das Einzel-Tableau der Frauen