Belinda, Babsi, Barbara und Bollettieri
Jungstar, Grande Dame, Trainer-Legende: Drei Tennis-Generationen im Blickpunkt bei den Generali Ladies Linz.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
04.10.2016, 22:15 Uhr

Erfreuliche Nachricht für Sandra Reichel:Belinda Bencickommt nach Linz! Nicht nur bei der Turnierdirektorin des Linzer Tennis-Klassikers ist die Freude groß, sondern auch bei TurnierbotschafterinBarbara Schett-Eagle. „Das Wichtigste, was man über Belinda wissen muss, ist, dass sie und ich am selben Tag Geburtstag feiern. Der kleine Unterschied: Ich bin doppelt so alt“, meinte die zum heutigen Pressegespräch aus ihrer Wahlheimat Australien angereiste Tirolerin lächelnd.
Erinnerung an Martina Hingis
Und was fällt Österreichs „Grande Dame“ des Tennissports sonst noch zum Schweizer Jungstar ein? „Bencic erinnert mich sehr anMartina Hingis. Sie spielt instinktives, intelligentes Tennis. Sie schießt niemanden vom Platz, aber sie hat eine Antwort auf jeden Schlag. Melanie Molitor, Martinas Mutter, trainiert Belinda, reist aber nicht. Martina Hingis sieht man oft in Belindas Players Box sitzen, denn sie ist ein Mentor für die junge Schweizerin. Eine bessere Expertise könnte man kaum haben. Anfang des Jahres, mit zarten 18 Jahren, war Belinda schon Top Ten, doch leider haben sie viele Verletzungen geplagt! Deswegen ist sie im Ranking wieder ein wenig abgerutscht“, erklärte Schett.
Die 19-jährige Schweizerin, die zudem die slowakische Staatsbürgerschaft besitzt, entstammt einer Sportfamilie. Ihr Großvater, Ivan Bencic, spielte in der ersten Mannschaft des erfolgreichsten slowakischen Eishockeyvereins HC Slovan Bratislava, auch ihr Vater war Eishockeyspieler. Belinda, die einst sechs Monate in der weltberühmten Akademie von Trainer-Guru Nick Bollettieri trainiert hatte, gewann schon zwei WTA-Turniere (2015 in Eastbourne und Toronto, Finalgegnerinnen waren immerhin Agnieszka Radwanska und Simona Halep). Im WTA-Ranking (Stand 1. Oktober) liegt sie auf Rang 26.
Pliskova und Suarez Navarro dabei
„Belinda verkörpert die junge Tennisgeneration. Ich verfolge ihre Karriere seit Jahren, sie hat das Potenzial, Nachfolgerin von Martina Hingis zu werden. Belinda wird unsere Tennisfans in Linz begeistern, davon bin ich überzeugt“, sagte Sandra Reichel. Das Publikum begeistern will auchBarbara Haasbei ihrem Heimturnier. Die 20-jährige Oberösterreicherin hat schon im Vorjahr mit ihrem Kämpferherz für Aufmerksamkeit gesorgt, heuer kommt sie mit noch mehr Selbstvertrauen nach Linz. Bei den US Open erstmals in ihrer Karriere im Hauptbewerb eines Grand-Slam-Turniers – ein toller Ansporn für „Babsi“, die in Linz „kämpfen und Spaß haben will.“
Schett-Eagle ist mit Reichel auch stolz, dass mitKarolina Pliskova(WTA-Nummer 6) undCarla Suarez Navarro(WTA 8) zwei Top-Ten-Spielerinnen bei den Generali Ladies Linz antreten. „In Cincinnati und bei den US Open war Karolina im Finale, in New York hat sie sogar beide Williams-Schwestern besiegt, das haben bisher noch nicht viele Spielerinnen geschafft. Karolina glaubt jetzt an sich, und das führt zu dieser Formsteigerung. Der Aufschlag ist ihre große Waffe, in Linz ist Karolina fast unmöglich zu breaken. Und Carla begeistert mich immer wieder mit ihrer einhändigen Rückhand. So flüssig und elegant wie sie schafft das keine andere Frau. Carla kann jede Gegnerin schlagen, denn sie spielt ein variantenreiches Tennis.“ Eine Wildcard für eine Top-20-Spielerin kann Reichel noch vergeben. „Es ist unglaublich, wer sich aller für diese Wildcard interessiert, sogar Top-Ten-Spielerinnen melden sich bei mir“, verriet die Turnierdirektorin. Reichel will bis zum letztmöglichen Zeitpunkt (Freitag, 16 Uhr) zuwarten.
OÖ setzt weiter auf enge Vernetzung Sport und Tourismus
„Es erfüllt uns mit Stolz, dass Österreichs größtes Damen-Tennisturnier im Sportland Oberösterreich stattfindet. Das weckt Begeisterung für den Tennissport und motiviert unsere Tennisspielerinnen und -spieler für Training und Meisterschaft. Das Generali Ladies erfährt aber auch international große mediale Aufmerksamkeit“, sagt Wirtschafts- und Sport-Landesrat Dr. Michael Strugl. „Das Turnier ist insgesamt eine tolle Werbung für Oberösterreich als attraktive Tourismusdestination, als erfolgreicher Wirtschaftsstandort und als begeistertes Sportland.“
Der Oberösterreich Tourismus und die Generali Ladies arbeiten seit Jahren eng zusammen, um die Tennis-Fangemeinde für Oberösterreich zu begeistern. Das internationale Teilnehmerfeld bietet die Chance, Herkunftsmärkte wie etwa Tschechien gezielt zu bearbeiten. So wurde über tschechische Online-Medien und Tageszeitungen die Turnierwoche in Linz aktiv beworben. Außerdem posten ausgewählte tschechische Spitzenspielerinnen bereits im Vorfeld des Turniers über ihre Social-Media-Kanäle über Oberösterreich und wirken damit imagestärkend.
„Um die Werbewirksamkeit internationaler Sportveranstaltungen in Oberösterreich für das touristische Image nutzbar zu machen, wird eine enge Vernetzung der Events untereinander angestrebt“, informiert Landesrat Strugl. Etwa mit der Karate-Weltmeisterschaft, die von 25. bis 30. Oktober in Linz stattfindet. Bei der 26. Ausgabe des Generali Ladies werden 26 Karate-Selbstverteidigungskurse mit der österreichischen Top-Karateka Alisa Buchinger verlost.
Damit wird bereits während des Turniers die Aufmerksamkeit auf den nächsten internationalen Top-Event in Oberösterreich gerichtet. Im Land Oberösterreich bemühen sich alle Verantwortlichen, den bereits sehr gut funktionierenden Doppelpass zwischen Sport und Wirtschaft bzw. Tourismus weiter zu perfektionieren und die Internationalisierung voranzutreiben. Das ist auch Teil der neuen Sportstrategie „Oberösterreich 2025“. „Zudem setzen wir auf Talentförderung sowie verstärkte Nachwuchs- und Trainerarbeit. Und das Land Oberösterreich investiert gezielt in moderne Sportstätten und in die Schaffung neuer Leistungszentren“, erklärt Landesrat Strugl. Im OÖTV-Tennisleistungszentrum in Linz/Oed, das am 4. August 2016 eröffnet wurde, finden unsere Tennistalente nun optimale Voraussetzungen für ihr Training.
Nick Bollettieri: Mit 85 noch kein bisschen leise
Stichwort Nick Bollettieri: Er wird in Linz seinen ehemaligen Schützling Bencic treffen! Als Tennisspieler war er nur Mittelmaß, aber als Trainer ist er der Größte: Nicholas James Bollettieri, genannt Nick, als junger Mann Fallschirmspringer bei der US-Army, hat einst sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Miami abgebrochen und 1956 seine Karriere als Tennistrainer begonnen. Der am 31. Juli 1931 in Pelham, New York, Geborene hat dann in Bradenton an der Westküste Floridas die Nick Bollettieri Tennis Academy gegründet. Und auf dem „härtesten Spielplatz der Welt“, wie es damals in der Eigenwerbung hieß, hat Bollettieri aus hochbegabten Talenten Weltklasse-Spielerinnen und Spieler geformt – unter anderen Andre Agassi, Jim Courier, Tommy Haas, Monica Seles, Anna Kournikova, Maria Sharapova, Sabine Lisicki. Kurzzeitig war Bollettieri auch der Trainer von Boris Becker.
Mit 85 Jahren ist der Trainer-Guru, den man nie ohne Sonnenbrille und stets braungebrannt sieht, noch kein bisschen leise. Im Gegenteil: Am Samstag, 15. Oktober, kommt Nick Bollettieri zum Generali Ladies 2016 nach Linz! Zu einem Turnier, das wohlbekannt ist. „Ja, das Turnier in Linz ist ein bemerkenswertes Event auf der WTA-Tour. Ich weiß, dass es 1991 ins Leben gerufen worden ist, dass Top-Spielerinnen wie Lindsay Davenport, Jana Novotna, Justine Henin, Amelie Mauresmo, Ana Ivanovic, Petra Kvitova, Victoria Azarenka, um nur einige zu nennen, in Linz gespielt haben. Und meine Schützlinge Mary Pierce und Maria Sharapova. Ich habe gehört, dass das Spielerinnenfeld auch dieses Jahr außerordentlich stark besetzt ist. Und ich freue mich, dabei zu sein mit all den Fans.“ Reichel meinte dazu: „Die Freude ist auch bei uns riesengroß, dass Nick Bollettieri nach Linz kommt. Sein Besuch beweist auch, dass unsere Linzer Tennis-Festspiele einen guten Klang haben in der Welt.“
Wird Bollettieri nur in der Loge sitzen und den Tennisladies zuschauen? Nein, für eine passive Rolle fühlt er sich mit 85 Jahren noch viel zu jung. Die Trainerlegende wird am Vormittag vor den Semifinali eine „Kids-Clinic“ für 10- bis 14-Jährige leiten. „Die Jugendlichen bekommen von mir Tipps, abgestimmt auf das Spielniveau, ich will den Eltern sagen, wann es Sinn macht, die Kinder zum Tennis zu bringen, und wie man es macht, damit die Kids Spaß haben“, erklärte Bollettieri. Er wird auch aus seinem reichen Erfahrungsschatz Geschichten erzählen über Allzeit-Tennisgrößen und auch darüber, wie sich der Tennissport entwickelt hat im Laufe der Jahre.
Wer in den Genuss dieser „Lehrstunden“ des Trainer-Gurus kommt, darf sich auf ein unvergessliches Erlebnis freuen. Und am Nachmittag ist Bollettieri Mitglied bei einem „verbalen Schlagabtausch“ auf Court 1 in der TipsArena, seine Partnerin ist Turnierbotschafterin Schett-Eagle. Diese Diskussion über die Zukunft des Sports wird gemeinsam mit „ACADEMIA SUPERIOR– Gesellschaft für Zukunftsforschung“ veranstaltet.
Und wie intensiv verfolgt Bollettieri das österreichische Damentennis? „Im Moment bin ich sehr beeindruckt von Barbara Haas. Sie ist mit 20 Jahren noch sehr jung, zeigt für ihr Alter schon ein sehr reifes Spiel. Ihr Grundlinienspiel ist sehr solide, sie bewegt sich sehr gut, hat ein Kämpferherz. Sie hat das Jahr auf WTA-Position 230 gestartet und sich auf Platz 130 vorgekämpft, ihr Karriere-Highlight. Ich bin überzeugt, dass sie sich kontinuierlich weiter entwickeln wird. Barbara Haas hat viel Potenzial.“ Worte aus dem Munde der Trainerlegende, Balsam für Oberösterreichs beste Tennisspielerin.