WTA Lyon: Viertelfinale! Dayana Yastremska trotzt allen Widrigkeiten

Die Ukrainerin Dayana Yastremska steht beim WTA-250-Turnier in Lyon im Viertelfinale. Ihrer Ankunft in Frankreich war eine dramatische Flucht vorausgegangen.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 03.03.2022, 21:57 Uhr

Dayana Yastremska schlug Cristina Bucsa in zwei Sätzen
© Getty Images
Dayana Yastremska schlug Cristina Bucsa in zwei Sätzen

Es gibt Tage, an denen der Sport nicht einmal mehr eine Nebenrolle einnimmt. Für Dayana Yastremska dürfte es angesichts der Geschehnisse in der Ukraine aktuell tatsächlich deutlich wichtigere Dinge als den Tennissport geben, dennoch steht die 21-Jährige beim WTA-250-Turnier von Lyon bereits im Viertelfinale.

In der Runde der letzten 16 schlug Yastremska die Spanierin Cristina Bucsa klar mit 6:2 und 6:3. Die zweite Begegnung in der französischen Großstadt gestaltete sich für die Weltranglisten-128. wesentlich einfacher als noch die Auftaktpartie, in der sie gegen Ana Bogdan zwei Matchbälle abgewehrt hatte.

Yastremska lässt "Herz in der Ukraine"

Die Partie gegen die Rumänin sei "aus emotionaler Sicht das härteste Spiel" ihrer Karriere gewesen, hatte Yastremska nach dem Sieg gegenüber "Eurosport" gemeint. "Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe. Ich habe auf dem Platz gesagt, dass mein Herz in der Ukraine geblieben ist und mein Geist auf dem Court kämpfen wird. Es ist wirklich schwierig, eine Balance zu finden."

Yastremskas Ankunft in Lyon war eine dramatische Flucht mit ihrer 15-jährigen Schwester Ivanna vorausgegangen, wie sie gegenüber "Eurosport" schilderte: "Am Morgen des 24. Februar startete der Krieg, die Bomben fielen. Am Abend fasste mein Vater den Entschluss, das Land am nächsten Morgen zu verlassen, er wollte mit uns in einem Van über Ismajil nach Rumänien und dann weiter nach Lyon fahren. Am 24. wurden alle Flüge gestrichen, es wurde alles geschlossen. Es war auch zu gefährlich, das Auto zu nehmen, weil das Land bombardiert wurde und man nie weiß, wo die Bomben landen werden."

"Wir wissen nicht, wie das Ganze enden wird"

Die Familie fasste daraufhin einen weitreichenden Entschluss: "Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen, dass unsere Mutter bei unserem Vater bleibt, damit er nicht alleine ist. Wir haben sehr viel geweint, als wir das Boot betreten haben, mit dem wir den Fluss nach Rumänien überquert haben. Wir haben unsere Eltern gesehen und haben unglaublich viel geweint, weil wir nicht wussten, wann und wo wir sie das nächste Mal sehen werden. Wir wissen nicht, wie das Ganze enden wird."

Angesichts dieser Umstände erscheint es umso bemerkenswerter, dass Yastremska in Lyon nun im Viertelfinale steht. "Ich war nervös, weil ich für mein Land gewinnen wollte. Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin froh, dass ich an einem sicheren Ort bin", sagte die Ukrainerin nach dem Erfolg über Bucsa. In der Runde der letzten Acht bekommt sie es am Freitag mit Jasmine Paolini, die Tamara Korpatsch mit 6:1 und 6:2 schlug, zu tun.

Das Einzel-Tableau in Lyon

von Nikolaus Fink

Donnerstag
03.03.2022, 20:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.03.2022, 21:57 Uhr