WTA: Sind wir schon in der Swiatek-Ära? Nicht so schnell!

Iga Swiatek ist die dominierende Spielerin der Saison 2022. Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass das nicht so bleiben muss.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 13.09.2022, 16:39 Uhr

Wie viele dieser Pokale werden für Iga Swiatek noch folgen?
© Getty Images
Wie viele dieser Pokale werden für Iga Swiatek noch folgen?

Zeitsprung zurück, wahlweise ins Jahr 2019 oder 2022, jeweils aber unmittelbar nach dem Ende der Australian Open. Da lag die Vermutung nahe, dass Naomi Osaka die Fußstapfen von Serena Williams ausfüllen wird, so dominant war die Japanerin bei den US Open und ein paar Monate später bei den Australian Open aufgetreten. Osaka würde die Szene nun nach Belieben beherrschen, dachten viele. Aus verschiedenen Gründen hat dies nicht funktioniert.

Oder: Wer erinnert sich nicht an den Sieg von Bianca Andreescu in Flushing Meadows? Die Kanadierin hatte 2019 schon in Indian Wells und beim 1000er in der Heimat triumphiert, es bahnte sich mal wieder eine beherrschende Figur im Frauentennis an. Aber schon in der damaligen Spielzeit zeigte sich, dass Andreescu immer wieder von Verletzungsproblemen geplagt wurde. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Die Botschaft ist klar: So erfolgreich Iga Swiatek während der laufenden Kampagne auch gespielt hat, gekrönt am Samstag mit ihrem zweiten Grand-Slam-Titel der Saison, wäre es wohl zu früh, eine neue Ära auszurufen. Obwohl Swiatek im Vergleich zu Osaka und Andreescu körperlich wie auch mental stabiler wirkt.

Swiatek mit extremem Vorhandgriff

Das lässt sich mit freiem Auge und auch an Zahlen festmachen: Der geschulte Blick des Tennisfans zeigt, dass sich niemand seit den glorreichen Jahren von Stefanie Graf derart flink über den Court bewegt hat wie Swiatek. Ab und zu wirkt es so, dass sie fast zu schnell am Ball ist - und dort dann zu viel Zeit zum Überlegen hat. Die mentale Stärke der Polin zeigt sich auch darin, dass sie an allen sieben Endspielen in diesem Jahr noch keinen einzigen Satz verloren hat.

Andererseits haben Jule Niemeier, Aryna Sabalenka und phasenweise auch Ons Jabeur gezeigt, wie Iga Swiatek beizukommen ist: mit schnellen Bällen in deren Vorhand nämlich. Nun sind in New York zwei Dinge zusammengekommen: zum einen der Umstand, dass Swiatek einen derart extremen Western-Griff spielt, wie man ihn seit den Tagen von Kent Carlsson oder Alberto Berasategui nicht mehr gesehen hat. wer sich erinnern kann. Kombiniert mit den schnellen Plätzen im National Tennis Center ergab das viele Gelegenheiten, bei denen Swiatek einfach mit ihrer Schlagbewegung nicht mehr fertig wurde. Und, um John McEnroe zu zitieren, im Match gegen Niemeier hat es auch nicht geholfen, dass Swiatek jeden Ball mit 100 Meilen pro Stunde ins Feld hämmern wollte.

Umso bemerkenswerter, dass Iga Swiatek mit diesen eher ungünstigen Bedingungen so viel anzufangen wusste. Und vielleicht ein Zeichen dafür, dass wir uns doch längst in der Swiatek-Ära befinden.

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Dienstag
13.09.2022, 15:58 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.09.2022, 16:39 Uhr

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