Die denkwürdigsten Disqualifikationen im Damentennis
Beleidigung und getroffene Linienrichter: tennisnet.com präsentiert vier unrühmliche Enden von Matches im Damentennis.
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
05.05.2015, 19:12 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel
Dass ein Tennismatch mit einer Disqualifikation endet, ist nie gewünscht, und doch kommt es gelegentlich vor, dass nicht der letzte Punkt über den Ausgang eines Matches entscheidet, sondern eine unschöne und skurrile Szene. tennisnet.com präsentiert vier denkwürdige Disqualifikationen im Damentennis.
Irina Spirlea schreibt Geschichte
Irina Spirlea war lange Zeit die bestplatzierte Rumänin aller Zeiten - bis Simona Halep kam. Spirlea wird aber immer die Spielerin bleiben, die als erste auf der WTA-Tour disqualifiziert wurde. Beim WTA-Turnier in Palermo im Jahr 1996 ging die Rumänin als Titelverteidigerin und Topgesetzte an den Start und spielte in der zweiten Runde gegen die belgische Qualifikantin Stephanie de Ville . Spirlea hatte den zweiten Satz im Tiebreak mit 8:10 verloren und war so frustriert, dass sie sich im ersten Spiel des dritten Satzes nach einer streitbaren Entscheidung ein Wortgefecht mit einem Linienrichter lieferte. Spirlea wurde schließlich wegen Beschimpfung disqualifiziert und im Anschluss zu einer Strafe von 10.000 US-Dollar verdonnert. Bei den US Open 1997 schaffte es die Rumänin aus sportlicher Sicht in die Schlagzeilen, als sie mit dem Einzug ins Halbfinale ihr bestes Grand-Slam-Ergebnis erzielte und gegen Venus Williams nur hauchdünn den Sieg verpasste. Eine besondere Szene sorgte für Aufregung, als Spirlea bei einem Seitenwechsel einen Zusammenstoß mit Williams provozierte, sich bei der Pressekonferenz über die US-Amerikanerin ausließ und wegen ihrer Bemerkungen eine Strafe von 5000 US-Dollar kassierte. Richard Williams, Vater von Venus, bezeichnete Spirlea daraufhin als "dicken, großen, weißen Truthahn".
Anastasia Rodionova - "Enfant terrible" auf der WTA-Tour
Die Australierin Anastasia Rodionova ist viel mehr für ihre Eskapaden auf dem Platz als für ihre Leistungen bekannt. Die gebürtige Russin ist das "Enfant terrible" auf der WTA-Tour. Rodionova wurde im Jahr 2007 beim WTA-Turnier in Cincinnati in der ersten Runde gegen Angelique Kerber disqualifiziert. Im gesamten Match hatte sie sich immer wieder darüber beschwert, dass die Fans während der Ballwechsel für Kerber applaudierten. Als sie dann das erste Spiel im dritten Satz verloren hatte, schoss sie einen Ball in Richtung der Fans in der ersten Reihe. Der Schiedsrichterin Yvette Kahn konsultierte den Oberschiedsrichter William Coffey. Dieser disqualifizierte Rodionova sofort - wegen unsportlichen Verhaltens.
"Ich bin schockiert. Ich kann es immer noch nicht verstehen, warum sie mich disqualifiziert haben. Ich habe in meinem Leben niemanden gesehen, der in dieser Situation disqualifiziert wurde. Ich hatte keine Verwarnung. Ich habe mit dem Ball niemanden getroffen. Ich habe meinen Schläger nicht geworfen", kommentierte Rodionova und fügte an, dass man, wenn man in der ersten Reihe sitzt, keine Angst vor dem Ball haben sollte. Die Australierin ist kein Kind von Traurigkeit und ist womöglich die unbeliebteste Spielerin auf der WTA-Tour. Svetlana Kuznetsova verweigerte ihr den Handschlag beim Wimbledonturnier 2010. Auch viele andere Spielerinnen, darunter Andrea Petkovic und Flavia Pennetta , gerieten mit der exzentrischen Australierin aneinander.
Olga Puchkova beginnt mit Disqualifikation Karriere-Talfahrt
Olga Puchkova wurde in ihrem Achtelfinalmatch gegen die Argentinierin Paula Ormaechea beim WTA-Turnier in Washington im Jahr 2013 disqualifiziert. Warum? Die Russin feuerte nach einem verlorenen Punkt beim Stand von 3:6, 6:3, 4:1 für Ormaechea den Ball weg und traf den Linienrichter mit dem Ball am Knie. Stuhlschiedsrichterin Carrie Hinueber hatte zunächst eine Verwarnung gegen Puchkova ausgesprochen und die Oberschiedsrichterin Melanie Tabb auf den Platz gebeten, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Die WTA-Supervisorin sprach mit Puchkova, Hinueber und dem Linienrichter, bevor sie die Entscheidung der Disqualifikation bekanntgab. "Es war nicht ihre Absicht, aber es ist passiert. Wenn du jemanden mit einem Ball triffst, ist es natürlich eine Situation für eine Disqualifikation", sagte Tabb.
Puchkova bat später bei dem Linienrichter um Entschuldigung und gab in einem Statement an, dass es ihr "aufrichtig leidtut", dass sie den Linienrichter "versehentlich" getroffen hat. "Ich habe nicht geschaut, wo der Ball hingehen würde", erklärte die Russin. Oberschiedsrichterin Melanie Tabb erklärte, dass sie keine andere Möglichkeit hatte, außer Puchkova zu disqualifizieren. "Ich glaube ihr zu 100 Prozent, dass das wahr ist - dass sie es nicht tun wollte. Sie hat nicht einmal in die Richtung geguckt. Sie hat den Ball einfach aus Frustration geschlagen, nachdem sie den Punkt verloren hatte. Es ist aber nicht nur die Absicht, die zählt. Es ist das Resultat ihrer Aktion. Und sie hat den Linienrichter getroffen. Er hat sich am Knie verletzt, weil der Ball sehr hart war", sagte Tabb. Für Puchkova, zum damaligen Zeitpunkt die Nummer 88 der Welt, begann danach eine rasante Talfahrt. Nachdem sie ein Match via Aufgabe gewonnen hatte, verlor sie saisonübergreifend 17 Matches in Folge. Derzeit ist die 27-jährige Russin, die im Jahr 2007 auf Platz 32 gestanden hatte, nur noch die Nummer 633 der Welt.
Susanne Celik erlebt in Surprise eine böse Überraschung
Der bislang letzte prominente Fall einer Disqualifikation im Damentennis ereignete sich im Februar dieses Jahres beim ITF-Turnier in Surprise im US-Bundesstaat Arizona und erinnert an die Disqualifikation von Olga Puchkova. Die 20-jährige Schwedin Susanne Celik wurde im Achtelfinale gegen das 15-jährige Top-Talent Catherine "CiCi" Bellis aus den USA disqualifiziert. Der Grund: Celik soll beim Stand von 2:2 im dritten Satz einen Ball mit ihrem Schläger aus Frust weggeschlagen haben. Der Ball flog auf den Nebenplatz, wo ein weiteres Spiel stattfand, und traf einen Linienrichter laut dessen Angaben mit voller Wucht am Hals. Celik entschuldigte sich zwar sofort bei dem Linienrichter und beim Oberschiedsrichter, konnte die sofortige Disqualifikation aber nicht vermeiden. Besonders ärgerlich für Celik: Die Szene, die zur Disqualifikation führte, hätte sie leicht vermeiden können, denn die Schwedin hatte gegen Bellis bereits mit 6:1, 5:1 geführt, um dann dennoch den Satzausgleich hinnehmen zu müssen.
Celik sprach einen Tag nach dem Vorfall mit der schwedischen Tennis-Internetseite "Tennis.se" über den bizarren Vorfall und verteidigte sich. "Das war pures Pech. Jeder, der mich kennt, weiß das. Ich wollte die Bälle nur zu ihr rüberspielen und habe einen der Bälle am Rahmen getroffen, als ich mich gleichzeitig umgedreht habe, um nach meinem Handtuch zu greifen. Ich hatte keine Idee, was vor sich ging. Dann haben sie gesagt, dass der Ball einen Linienrichter auf dem Nebenplatz getroffen habe, wo ein Doppelmatch stattfand. Selbst, wenn ich es versucht hätte, wäre ich nicht fähig dazu gewesen, einen Linienrichter auf dem anderen Platz zu treffen. Es war ein Missgeschick. Ich würde niemals meinen Zorn an einem Linienrichter auslassen. Großer Gott. Der Ball ist aufgesprungen und ist zu ihm gesprungen. Er wurde nicht mal verletzt." Der Zorn von Celik richtete sich aber auch gegen ihre Gegnerin Bellis, denn die 15-jährige US-Amerikanerin soll sich nach Augenzeugenberichten zufolge nach der Disqualifikation lautstark gefreut und die Faust geballt haben. "Bellis hat vor Freude geschrien, mit beiden Händen zum Himmel gerichtet. Das war mit das Unsportlichste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe."
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