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7 Unvollendete: Diesen Tennisstars fehlt ausgerechnet der Wimbledon-Titel!

Sie waren ganz nah dran, wurden am Ende aber dann doch umgemäht von Boris Becker, Jimmy Connors oder Steffi Graf. Wir blicken zurück auf sieben Allzeit-Größen im Tennis, für die es in Wimbledon leider nicht zum ganz großen Sieg reichte.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 04.07.2020, 11:34 Uhr

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Ivan Lendl

Ken Rosewall

Der Australier hatte einen der besten Rückhand-Slice-Schläge aller Zeiten, und eine simple Erklärung, warum er keine Topspin-Rückhand spiele: "Weil ich noch nie eine gebraucht habe." Ob sie ihm für einen Wimbledontitel vielleicht geholfen hätte? Rosewall siegte vier Mal bei den Australian Open und je zwei Mal in Roland Garros und bei den US Open - nur in Wimbledon wollte es nicht klappen. Vier Finals (1954, 1956, 1970, 1974) stehen für den Australier in der Statistik, absurderweise mit 20 Jahren Differenz, 1974 im Endspiel gegen Jimmy Connors war Rosewall war bereits 39 Jahre alt! Der vielleicht traurigste Grund, warum der "Aussie" nicht in Wimbledon gewann: Er war 1957 bereits zu den Profis gewechselt, die bis 1968 nicht bei Grand-Slam-Turnieren teilnehmen durften. Ihm fehlten somit elf (!) Möglichkeiten, überhaupt in Wimbledon teilgenommen zu haben./

Guillermo Vilas

Der Argentinier gilt als einer der besten Sandplatzspieler aller Zeiten und legte einst eine Serie von 53 Matches ohne Niederlage auf der roten Asche hin (diese wurde erst von Rafael Nadal in 2006 gebrochen). 1977 siegte er in Paris und bei den US Open (damals auf Sand). Aber er "konnte" auch Rasen, gewann 1978 und 1979 bei den Australian Open (die damals auf Gras gespielt wurden). In Wimbledon reichte es jedoch nie zu großen Heldentaten, zwei Viertelfinals (1975, 1976) waren das höchste der Gefühle für den "Leftie".

Hana Mandlikova

Die Tschechoslowakin wird gerne unterschlagen, wenn es um das große Tennis Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre ging, zu groß war das Duell zwischen Chris Evert und Martina Navratilova. Zwischendurch schlug Mandlikova dabei gerne zu, bei den Australian Open (1980, 1987), den French Open (1981) und den US Open (1985). In Wimbledon verpasste sie jedoch den Doppelschlag gegen Evert/Navratilova: 1981 stand sie nach einem Halbfinal-Sieg über Navratilova im Finale und verlor gegen Evert. 1986 schlug sie Evert im Halbfinale und unterlag Navratilova im Endspiel. Den Titel auf dem Heiligen Rasen feierte Mandlikova indirekt und mit Verspätung: 1998 als Trainerin von Jana Novotna.  

Mats Wilander

"Game, Set and Mats" hieß es für den großen Schweden in den 1980er-Jahren, sieben Grand-Slam-Titel heimste er insgesamt ein, in Australien (1983, 1984 auf Rasen, 1988 auf Hartplatz), Paris (1982, 1985 und 1988) sowie bei den US Open (1988). Mit einem Wimbledon-Titel 1988 hätte der Grundlinienexperte rückblickend sogar den Grand Slam geschafft, zusammen mit Steffi Graf. Miroslav Mecir machte ihm jedoch im Viertelfinale einen Strich durch die Rechnung. Wie schon 1987 der spätere Sieger Pat Cash und 1989 dann John McEnroe.   

Ivan Lendl

Der vielleicht berühmteste Spieler ohne Wimbledon-Sieg. Lendl gewann acht Grand-Slam-Titel (und stand noch weitere neun Mal in einem Major-Finale), nur Wimbledon blieb unerfüllt, trotz zweier Finals (1986 verlor er gegen Boris Becker, 1987 gegen Pat Cash) und weiterer fünf Halbfinal-Teilnahmen. Dabei tat "Ivan, der Schreckliche" alles für einen Sieg an der Church Road, ließ sich unter anderem einen eigenen Rasenplatz im Garten errichten. Und verzichtete 1990 und 1991 auf die French Open, um sich bereits auf Wimbledon vorzubereiten. Ohne Erfolg. 

Monica Seles

Sie geht als größtes "Was wäre gewesen, wenn" in die Tennisgeschichte ein. Was, wenn sie nicht 1993 ein verrückter Steffi-Graf-Fan mit einem Messer in den Rücken gestochen hätte, auf der Höhe ihrer Schaffenskraft? Seles hatte damals bereits acht Grand-Slam-Titel gewonnen, mit nur 19 (!) Jahren. Nur Wimbledon lag Seles nicht, mit ihrer beidhändigen Vor- und Rückhand, zudem biss der Slice von ihrer damaligen Rivalin Steffi Graf auf dem Heiligen Rasen etwas mehr als sonst. 1992 stand Seles das einzige Mal im Finale, wo sie, gehandicapt durch ein Stöhn-Verbot, gegen Steffi Graf mit 2:6, 1:6 unterlag. Wie viele Chancen sie wohl noch bekommen hätte, wenn nicht..?

Justine Henin

Sieben Majors sammelte die Belgierin, in Wimbledon reichte es 2001 und 2006 "nur" zum Finale. Das erste Mal war Venus Williams zu stark, fünf Jahre später war es Amelie Mauresmo. Drei weitere Halbfinals stehen für Henin zubuche, die vom Spiel her (feiner Slice, gutes Netzspiel) zwar das Gespür für Gras, aber in Sachen Power oft das Nachsehen hatte. Henin trat 2008 erstmals vom Profitennis zurück und wagte 2010 ein Comeback, unter anderem wegen den Wimbledon-Traums. Bei ihrem letzten Versuch war dann jedoch bereits im Achtelfinale gegen Landsfrau Kim Clijsters Schluss.

von Florian Goosmann

Samstag
04.07.2020, 15:24 Uhr
zuletzt bearbeitet: 04.07.2020, 11:34 Uhr