Alex Antonitsch: "Bin mir nicht mehr sicher, ob Djokovic Paris spielt"

Kitzbühel-Chef Alex Antonitsch hat die alljährlichen Meetings der ATP-Turnierdirektoren in Madrid hinter sich, Und spricht im tennisnet-Interview über die dringendsten Problem im Tennis - organisatorisch und sportlich.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 02.05.2025, 11:21 Uhr

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Alex Antonitsch war vergangene Woche bei den Treffen der ATP-Turnierdirektoren in Madrid
© GEPA Pictures
Alex Antonitsch war vergangene Woche bei den Treffen der ATP-Turnierdirektoren in Madrid

tennisnet: Herr Antonitsch. Die Meetings der ATP-Turnierdirektoren in Madrid haben mehrere Tage in Anspruch genommen. Wo liegen aktuell die dringendsten Probleme?

Alex Antonitsch: Es sind sehr, sehr viele Themen. Das von außen bekannteste ist wohl die PTPA-Geschichte. Darüber wurde bei den Meetings aber wenig gesprochen, außer, dass man Geld zurückstellen muss für die Klage gegen die ATP. Die wurde übrigens nur von sechs Spielern und sechs Spielerinnen eingebracht. Ich habe gedacht, dass da wesentlich mehr Spieler dahinter sind. Ich denke mir nur: Es gibt keine Sportart, wo die Spieler so viel mitreden können wie im Tennis, sprich bei der ATP. Die Spieler haben in der ATP vier Board-Vertreter, ebenso wie wir Turnierdirektoren. Es kann und wird keine einzige Entscheidung gegen die Spieler getroffen. Dann gibt es noch das Players Council, wo auch zum Beispiel Sascha Zverev oder Andrey Rublev vertreten sind.

tennisnet: Was möchte die PTPA eigentlich erreichen?

Antonitsch: Das weiß ich ehrlicherweise noch nicht. Ich lese mittlerweile alles, was die PTPA kommuniziert. Also ich weiß nicht, ob die Ziele überhaupt jemandem klar sind, außer dass die PTPA sagt: Es muss mehr Preisgeld geben, man muss beim Schedule aufpassen, man darf die Spieler nicht committen, dass sie irgendwo spielen, das Ranking ist nicht okay. Das klingt ein bisschen wie: Wir schießen einmal los und schauen, was überbleibt. Und eines darf man nicht vergessen: Wenn die ATP jetzt ihr Geld für den Rechtsstreit weglegen muss, dann gehört 50 Prozent von jenem Geld den Spielern. 

tennisnet: In der ATP scheint dennoch vieles zu stimmen, vor allem auch wirtschaftlich. In der WTA weiß man das nicht so genau. Gibt es dort ähnliche Treffen der Turnierchefs wie bei der ATP?

Antonitsch: Ich glaube, dass es gut wäre und dass es auch so kommen wird, wenn es da einen Zusammenschluss zwischen ATP und WTA geben wird. Vermarktungstechnisch, TV-technisch. Natürlich gibt es da Details und wichtige Fragen, wie schaut die Governance aus, oder die Aufteilung und so weiter . Aber das macht alles Sinn. Genauso wie die One Vision von Andrea Gaudenzi Sinn macht. Wie hat es Andrea formuliert? Nimm ein Blatt Papier und sag, wie soll es im Tennissport insgesamt ausschauen? Muss es sieben Stakeholder geben? Oder kann man das irgendwie gemeinsam machen? Und es macht auf alle Fälle Sinn, dass die ATP und die WTA näher zusammenrücken.

Alex Antonitsch: “Jannik Sinner ist mir extrem abgegangen”

tennisnet: Lassen Sie uns zum Sportlichen kommen. Novak Djokovic hat bislang zwei Sandplatzmatches gespielt, beide verloren. Dann aus Rom zurückgezogen, im Moment steht er auch nicht in Hamburg oder Genf auf der Meldeliste. Kann Djokovic so in Roland-Garros um den Titel mitspielen?

Antonitsch: Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob er überhaupt in Paris spielt. Was mich ein bisschen irritiert hat jetzt bei diesem Match, war nicht der Umstand, dass er verliert. Aber die Art und Weise. Es war wie das Akzeptieren einer Niederlage. Und eins ist vollkommen klar: Die Masse der Spieler hat ein bisschen den Respekt verloren. Alejandro Tabilo, Matteo Arnaldi - super Spieler, keine Frage. Aber der Mythos Djokovic, der ist verloren gegangen. Andererseits dürfen wir nicht vergessen: Djokovic war in Miami im Finale dazwischen und hat, insgesamt nur sechs Turniere gespielt. War dabei aber im Semifinale bei den Australian Open, wo er aufgeben musste. Ansonsten aber viermal erste Runde. Das ist eigentlich bitter. Ich glaube: Wenn er in Paris spielt, dann nimmt er davor auch ein Turnier mit. Aber es ist ein Riesen-Fragezeichen. 

tennisnet: In Rom sicher dabei sein wird dagegen Jannik Sinner. Wie viel darf man von ihm bei seinem Comeback erwarten?

Antonitsch:  Zunächst einmal hat er erst seit kurzer Zeit auf einem höheren Level trainieren können. Da hätte mich sehr interessiert, wo und mit wem hat er trainiert. Eine Zeit lang hat Jannik gar nichts gemacht, was gar nicht so schlecht war, wie man gesehen hat. Es gab ja einige, die ihn hätten schnappen können - Zverev, Alcaraz, Djokovic - aber die waren nicht konstant genug. Das Gute ist: Er war nicht verletzt. Er war weg, er hat eine Auszeit genommen. Und jetzt ist die Frage, wie sehr hat ihn das alles beschäftigt? Wie sehr hat er Zeit gehabt nachzudenken? Wenn du nicht einmal auf einem normalen Tennisklub mehr trainieren darfst, dann denkst du schon: Halleluja, was habe ich da falsch gemacht? Habe ich vielleicht überhaupt gar nichts falsch gemacht? Also da wird es anständig gerattert haben oben im ersten Stock. Das ist für mich die Frage, wie er damit umgehen kann. Er erwartet jetzt wohl nicht, dass er das Turnier in Rom gewinnt, weil Sand eh nicht sein bester Belag ist. Aber ich bin sehr gespannt, wie das Drumherum wird. Es wird nur wenige Fragen zu seinem Spiel geben, sondern über ganz andere Themen. Ich wünsche ihm natürlich nur das Beste, denn er ist mir zumindest extrem abgegangen. Er ist nicht nur ein super Tennisspieler, sondern auch ein super Bursch.

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