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Alexander Zverev nach Sieg über Maxime Cressy: "Ich habe mich nicht so toll gefühlt"

Alexander Zverev feierte am Mittwoch einen soliden Dreisatzsieg über Maxime Cressy. Trotz des Drittrundeneinzugs bei den Australian Open gibt es Sorgen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 10.02.2021, 14:57 Uhr

Wenn Alexander Zverev dieser Tage mit seinem ärmellosen Shirt auf die Tennisplätze von Melbourne marschiert, vermittelt er das unbeschwerte Bild von Athletik, Stärke und Fitneß. Doch in Wahrheit muss Zverev bei den Australian Open 2021 gerade nicht nur gegen seine ehrgeizigen Herausforderer in unbequemen Auftaktrunden kämpfen, sondern auch gegen die eigenen Schmerzen und Sorgen.

„Ich habe mich nicht so toll gefühlt“, sagte Zverev, als er sich am Mittwoch in drei Sätzen – 7:5, 6:4 und 6:3 - erfolgreich der stürmischen Daueroffensive seines amerikanischen Rivalen Maxime Cressy beim zweiten Grand Slam-Auftritt erwehrt hatte. Vor dem Match hatte Zverev Schmerzmittel schlucken müssen, um Beschwerden im Rücken und in der Bauchmuskulatur zu unterdrücken.

Auf seinem Bauch prangte zusätzlich ein dickes Pflaster zur Schmerzbekämpfung. „Ich hoffe, dass es jetzt allmählich ein bisschen besser wird“, sagte Weltranglisten-Siebte, „mein Aufschlag kriegt mit diesen Problemen nicht genug Geschwindigkeit. Es behindert einen schon ziemlich.“ 

DTB-Bilanz bescheiden

Zverev ist schon nach drei Tagen die einzig wirkliche deutsche Tennis-Hoffnung bei diesem wohl ungewöhnlichsten Grand Slam auf australischem Boden. Bei den Frauen sind mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Laura Siegemund die prominenten Namen ausgeschieden, nur Mona Barthel überstand überhaupt die Startphase im National Tennis Center.

Und bei den Herren ist nun auch Zverev allein auf weiter Flur, nachdem der Schwarzwälder Dominik Koepfer gegen Österreichs Tennis-Heros Dominic Thiem beim 4:6, 0:6, 2:6 auf völlig verlorenem Posten gestanden hatte. Koepfer, gern auch „Pitbull“ genannt, sprach hinterher von einer „bitteren Stunde“: „Ich sah am Ende kein Land mehr.“

Schon vor ihm waren auch Davis Cup-Mann Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann und Cedrik-Marcel Stebe aus dem nur fünfköpfigen Herren-Kontingent ausgeschieden.Zverev – und sonst fast nichts: Es war das Fazit der eher kläglichen deutschen Vorstellungen beim Tennis-Major im australischen Sommer.

Im Revier der Weltklasseprofis hat derzeit nur Zverev Platz, allerdings bleibt die Frage, wie stark und intensiv seine diversen Wehwehchen den weiteren Turniervormarsch gefährden. "Ich arbeite an freien Tage mehrere Stunden mit meinem Physiotherapeuten, um wieder richtig fit zu werden", sagte Zverev.

Zverev: Druck war immens

Gegen den im Collegetennis aufgewachsenen US-Boy Cressy profitierte der gebürtige Hamburger paradoxerweise sogar ein wenig von seinen Problemen: Die Sinne von Schmerzen und Verletzung geschärft, spielte Zverev sehr fokussiert, effizient und überlegt. Er leistete sich kaum unnötige Emotionen und auch kaum überflüssige Fehler. „Das war ein sehr überlegtes, gefaßtes, kontrolliertes Match von Sascha“, urteilte aus der Distanz Altmeister Boris Becker, „man hat nicht sehen können, dass er irgendwie unter Streß ist.“

Obwohl der Streß da war, wie Zverev zugab: „Der Druck war immens. Weil man dauernd in den Körper reinhorcht. Und weil der Gegner ein Spiel hat, das man kaum noch erlebt heutzutage.“Tatsächlich stürmte Cressy, die Nummer 173 der Weltrangliste, nach jedem eigenen Aufschlag ans Netz – auf Gedeih und Verderb, mit irritierender Konstanz und Ausdauer. Lange Ballwechsel hatten Seltenheitswert, Zverev nannte das Ganze später „Ex-und-Hopp-Tennis“, bei dem „du dauernd schnell etwas liefern musstest.“

Er behielt allerdings stets die Kontrolle, ließ kein Break zu und nahm seinem Gegner regelmäßig in jedem Satz mindestens einmal den Aufschlag ab. Nun geht es für den Deutschen gegen den französischen Dauerläufer Adrian Mannarino, dem er allein drei Mal in der zweiten Jahreshälfte 2020 gegenüberstand – auch beim Weg ins US Open-Finale. „Es wird eine Geduldsübung, wir werden beide viel laufen und viele Punkte spielen“, sagte Zverev, der bisher noch keins der fünf Duelle mit Mannarino verloren hat.

Thiem gegen Kyrgios, Wawrinka raus

Turnierfavorit Novak Djokovic setzte sich am Mittwoch nach erheblicher Kraftanstrengung in vier Sätzen gegen den Amerikaner Francis Tiafoe durch, er stand dabei gut dreieinhalb Stunden auf dem Court. Auch die Titelanwärterinnen Naomi Osaka und Serena Williams rückten in die dritte Runde vor. Dort, unter den letzten 32, erwartet US Open-Champion am Freitag einen ganz besonderen Kontrahenten – Australiens schillernden Exzentriker Nick Kyrgios.

Der Lokalmatador bezwang im bisher spektakulärsten Match den Franzosen Ugo Humbert nach Abwehr von zwei Matchbällen noch über die volle Distanz von fünf Sätzen. Drei Matchbälle vergab der Melbourne-Sieger von 2014, der Schweizer Stan Wawrinka, gegen den Ungarn Marton Fucsovics – die Partie wurde schließlich im Super-Tiebreak des fünften Satzes mit 9:11 entschieden.

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von Jörg Allmeroth

Mittwoch
10.02.2021, 17:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.02.2021, 14:57 Uhr

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