Alexander Zverev rüstet sich für seine November-Rolle als Edelfan

Eine große Portion Wehmut schwang am Wochenende in Frankfurt am Main schon mit. 5:0 hatte das deutsche Team das Erstrundenduell gegen Ungarn gewonnen. 

von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet: 03.02.2019, 08:18 Uhr

Das deutsche Team kommt erst im November wieder zusammen - ohne Alexander Zverev
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Das deutsche Team kommt erst im November wieder zusammen - ohne Alexander Zverev

Und man hatte das Gefühl, als könnten Mannschaften und Fans in der Fraport Arena gar nicht genug bekommen vom einzigartigen Davis-Cup-Flair. Sogar das vierte Einzel wurde noch gespielt, obwohl die Entscheidung schon längst zugunsten der Gastgeber gefallen war und es laut Statuten keinen Zwang gegeben hätte, weiterzuspielen. 

Erinnert sei an 2014, als das DTB-Team beim 4:1 gegen Spanien, übrigens an selber Stätte in Frankfurt, keinen Akteur fand, um das erste der beiden bedeutunglosen Einzel über die Bühne zu bringen. Jetzt war das anders.   

Es ist eben wie sooft im Leben: Erst wenn etwas verlustig geht, erkennt man den wahren Wert einer Sache. Die Stimmung am Samstagabend schwankte also zwischen Wehmut und Ungewissheit.  

Alexander Zverev wird der DTB-Equipe frühstens wieder in Februar 2020 zur Verfügung stehen, denn der Weltranglistendritte hatte bereits vor Monaten deutlich gemacht, dass eine Teilnahme an der neu geschaffenen und harsch kritisierten Endrunde vom 18. bis 24. November 2019 in Madrid für ihn wegen des späten Termins in der Saison nicht in Frage komme.

"Sascha hat andere Brötchen zu backen als wir" Tim Pütz über Alexander Zverev

Seine Rolle als Edelfan aber will "Sascha" während des Turniers der 18 Mannschaften in vollem Maße ausleben. "Ich werde da wohl auf den Malediven sein und von dort aus den deutschen Jungs zuschauen", sagte der 21-Jährige, der in der gesamten Woche am Main einen glänzenden Eindruck hinterließ. Sowohl auf dem Court, als auch als nahbarer Botschafter seiner Sportart im Kreise der Fans.  Und wie man hört zudem als formidabler Skatspieler im Kreise des Teams    

Seine Kollegen jedenfalls können die Entscheidung ihrer Nummer eins in Sachen Endrunden-Verzicht komplett nachvollziehen. "Sascha hat andere Brötchen zu backen als wir", sagte Doppelspezialist Tim Pütz mit Blick auf das Standing von Zverev im Welttennis - inklusive der körperlichen und mentalen Belastungen des ATP-Weltmeisters während des Jahres.

Struff beschwört den Geist von Madrid: "Wir werden Gas geben"

Jan-Lennard Struff wollte in der Mainmetropole trotzdem schon so etwas wie den Geist von Madrid entfachen. "Natürlich hätten wir mit Sascha ein besseres Team, aber wir haben auch so eine gute Mannschaft - und wir werden Gas geben", versprach der Weltranglisten-51. aus Warstein.

Teamchef Michael Kohlmann sieht den Tagen von Madrid sehr skeptisch entgegen. Erst recht, wenn er sich die Details zum Ablauf des Turniers vor Augen führt. Gespielt werden soll zum Beispiel in insgesamt drei Hallen. Davis-Cup-Flair beim Retorten-Hochglanz-Event? Wohl eher ein billiger Abklatsch davon! 

Trotz der harschen Kritik von allen Seiten an der Reform war Kohlmann nicht daran gelegen, alles schlechtzureden: "Man muss es durchleben, um dann am Ende des Tages sagen zu können, das ist nicht meins. Ich freue mich jedenfalls, dass wir im November als Team eine Woche zusammen sind."

Pütz will dem neuen Format "eine Chance geben"

Mit Ausnahme von Zverev haben alle für Frankfurt nominierten Spieler ihre Bereitschaft signalisiert, in Madrid anzutreten. "Das Format hat große Lücken, aber in der Diskussion geht unter, dass wir alle sehr gerne für unser Land spielen", erklärte die deutsche Nummer zwei Philipp Kohlschreiber.    

Pütz will in punkto Endrunde trotzdem offen sein. "Natürlich hätte ich es besser gefunden, im April ein Viertelfinale zu spielen. Aber ich will dem neuen Format eine Chance geben", meinte der Frankfurter und fügte an: "Man kann das Datum verfluchen, aber nicht den ganzen Wettbewerb."  

von Ulrike Weinrich

Sonntag
03.02.2019, 10:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.02.2019, 08:18 Uhr