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Andrea Petkovic bei den US Open: "Jenseits der Dreißig, das ist die beste Zeit für mich"

Andrea Petkovic spielt am Samstagnachmittag um 17 Uhr MESZ um den Einzug ins Achtelfinale der US Open 2019. Nach langer Sinnsuche und Zeiten des Drucks scheint Petko tennismäßig mit sich im Reinen.

von Jörg Allmeroth aus New York
zuletzt bearbeitet: 31.08.2019, 13:54 Uhr

Andrea Petkovic
© Getty Images
Andrea Petkovic

Gerade hatte Andrea Petkovic (31) einen ausgelassenen Siegesschrei in den Himmel über dem Louis Armstrong-Stadion geschickt, da drehte sie sich zur deutschen Fankolonie herüber. Ein paar Sekunden glitt Petkovic wie Michael Jackson beim „Moonwalk“ über den Court, doch dann beendete die Darmstädterin lächelnd das sehr kurze Intermezzo. Kein wirklicher Petko-Dance, keine Sentimentalität, das alles stammt schließlich aus einer anderen Zeit, aus einem anderen Leben. Petkovic ist sehr zufrieden, wie alles im Hier und Jetzt ist, mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Einstieg ins professionelle Tennis: „Jenseits der Dreißig, das ist bisher die beste Zeit für mich“, sagt Petkovic, „ich bin so zufrieden wie nie zuvor.“

Diese Zufriedenheit, eine innere Harmonie und Balance, strahlte sie auch beim vorerst letzten Grand-Slam-Coup ihrer turbulenten Karriere aus – am Donnerstagnachmittag in New York, als sie die Weltranglisten-Sechste und zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova nicht glücklich oder zufällig, sondern sehr verdient mit 6:4 und 6:4 besiegte. Alle Höhen und Tiefen hat Petkovic in ihrem Beruf schon ausgeleuchtet, sie war eine Getriebene, eine Gehetzte, eine, die dem Erfolg zwanghaft hinterherjagte. Sie war auch eine, die allen möglichen anderen Interessen folgte, die schon ans Aufhören dachte, besonders vor vier Jahren, als sie in einer Krise jegliche Lust am Tennis verlor und vorübergehend aus dem Circuit flüchtete. 

Petkovic: "Niemandem etwas beweisen"

Aber nun, am Ende von sportlichen Wechselfällen und immer neuer Sinnsuche, ist sie so sehr mit sich im Reinen, dass sie dem Frieden fast kaum zu trauen vermag. „Ich weiß, dass ich niemanden etwas beweisen muss, am wenigsten mir selbst“, sagt die gereifte Nationalspielerin, „ich spiele einfach nur Tennis, versuche stets das Beste zu geben.“ Es gebe nicht, wie früher, „dauernd irgendwelche Hintergedanken oder Nebengeräusche.“ In „großartiger mentaler Verfassung“ sah DTB-Damenchefin Barbara Rittner ihre einstige Frontfrau und Wortführerin in New York: „Das war ein Meisterwerk von Petko. Großes Engagement, große Leidenschaft, aber auch sehr viel Disziplin und Spielkontrolle“, so Rittner, „in der Form kann sie hier noch mancher Gegnerin weh tun.“ Auch Elise Mertens am Samstag, in Runde drei (um 17 Uhr MESZ).

Irgendwie hat sich Petkovic aus der branchentypischen Hektik und dem ewigen Streßerleben ausgeklinkt – und zwar, ohne ihre Ansprüche zu verlieren. „Ich habe Frieden mit meinem Ego gemacht“, sagt die 31-jährige Südhessin, „Niederlagen sind nicht mehr der Weltuntergang. Und nach Siegen denke ich auch nicht gerade, dass ich Roger Federer bin.“ In dieser Gelassenheit schwingt sie sich nicht immer, aber doch immer mal wieder zu bemerkenswerten Vorträgen auf großer Bühne auf, wird selbst der absoluten Elite der Szene gefährlich. 

Ärztliche Empfehlung: Mehr Kalorien für Petkovic

Auch in Paris hatte sie schon gegen die taiwanesische Weltklassespielerin Hsieh Su-Wei eine denkwürdige Partie geliefert und die Trickkünstlerin noch in drei dramatischen Sätzen bezwungen. Die Menge auf Court 14 stand kopf – und Petkovic vergoß sogar ein paar Tränen der Rührung. So weit war es am Donnerstag in New York noch nicht, aber die prickelnde Atmosphäre eines großen Grand-Slam-Sieges auf großer Bühne ist noch das Nonplusultra für die umtriebige Petkovic: „Diese Emotionen, diese Erlebnisse überhaupt im Sport, sind nicht zu ersetzen. Man darf sie auch nach der Karriere nicht mehr suchen anderswo.“ 

Petkovic denkt manchmal an die verrückten ersten Jahre im Tennis zurück, als sie glaubte, der Erfolg müsse unbedingt schnell, am besten gleich und sofort zu ihr kommen: „Ich spielte sogar verletzt, ging körperlich völlig unvernünftige Risiken ein.“ Bei den US Open trat sie sogar mal Anfang Zwanzig gegen den Willen und Rat ihres Vaters mit schwerer Knieverletzung zu Matches an, auch beseelt vom Ziel, in die Top Ten vorzupreschen. „Das ist ja das Wahnsinnige. Als junge Spielerin weißt du eben noch nicht, wie viel Zeit du hast, um Ziele zu erreichen“, sagt Petkovic. Sie hat in New York auch einen beängstigenden Moment aus diesem Sommer psychisch weggesteckt: Beim Turnier in San Jose fing sie auf einmal am ganzen Körper zu zittern an, sofort dachte sie an Kanzlerin Angela Merkel und ihre Probleme. „Seitdem versuche ich, gezielt mehr Kalorien zu mir zu nehmen. Das war die ärztliche Empfehlung“, so Petkovic, „eine verrückte Therapie für eine Sportlerin – oder?“

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von Jörg Allmeroth aus New York

Samstag
31.08.2019, 14:47 Uhr
zuletzt bearbeitet: 31.08.2019, 13:54 Uhr