„Da bin ich einen großen Schritt weitergekommen“

Anna-Lena Friedsam spricht im Interview mit dem Deutschen Tennis Bund über ihre Saison und die bevorstehenden Deutschen Meisterschaften.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.11.2014, 14:00 Uhr

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Sie ist die Titelverteidigerin und geht mit viel Selbstvertrauen in die Deutschen Meisterschaften in Biberach.„Porsche Talent Team Deutschland"-Spielerin Anna-Lena Friedsam hat sich in den letzten zwölf Monaten in den Top 100 der Weltrangliste etabliert, ihr erstes WTA-Turnier (125er-Serie) gewonnen und erstmals eine Top-15-Spielerin geschlagen.Im Interview berichtet die 20-jährige Rheinland-Pfälzerin, warum sie trotz internationaler Erfolge immer wieder gerne nach Biberach zurückkommt und was sie sich für die nahe Zukunft vorgenommen hat.

Du warst in den letzten Jahren regelmäßig in Biberach am Start und hast letztes Jahr sogar gewonnen. Welchen Stellenwert haben die Deutschen Meisterschaften für dich?

Anna-Lena Friedsam: Einen sehr hohen! Wer diesen Titel gewinnt, der darf sich als beste deutsche Spielerin bezeichnen, und das ist in meinen Augen sehr viel wert. Ich bin nach wie vor stolz auf meinen Erfolg aus dem letzten Jahr und will auch 2014 wieder Deutsche Meisterin werden.

Was unterscheidet die Deutschen Meisterschaften von einem internationalen Turnier?

Anna-Lena Friedsam: Da gibt es natürlich schon ein paar Unterschiede, aber vor allem in den Endrunden ist die Spielstärke der Gegnerinnen durchaus mit der bei internationalen Veranstaltungen vergleichbar. Die Deutschen Meisterschaften sind von der Atmosphäre her einfach ein tolles Turnier. Es ist sehr familiär und man wird rund herum bestens versorgt. Biberach ist ein richtig schönes Städtchen und gerade in der Vorweihnachtszeit super gemütlich!

Im Rahmen der Deutschen Meisterschaften wird zum ersten Mal auch das Finale im Rollstuhltennis ausgetragen. Hattest du schon einmal Berührungspunkte mit dieser Sportart?

Anna-Lena Friedsam: Bislang noch nicht. Aber ich habe schon viel über Sabine Ellerbrock gehört und gelesen. Außerdem weiß ich, dass es für die Kolleginnen und Kollegen vom Rollstuhltennis nicht so einfach ist, ihren Sport zu finanzieren. Ich finde das klasse, dass sie trotz der enormen Mühen mit solcher Leidenschaft dabei bleiben. Ich werde mir die Rollstuhltennis-Matches in Biberach auf jeden Fall anschauen!

Du hast in Linz mitDominika Cibulkovazum ersten Mal eine Spielerin aus den Top 15 geschlagen. Wie hast du das Match erlebt?

Anna-Lena Friedsam: Am Anfang war sie unheimlich aktiv und quirlig und hat mich etwas überrollt. Sobald ich mal nicht so platziert gespielt habe, hat sie das direkt bestraft. Ich habe gemerkt, dass ich meine Bälle zu 100 Prozent perfekt setzen muss – sonst verliere ich das. Das ist schon ein großer Unterschied zu anderen Gegnerinnen, die einfach nicht so knallhart sind. Insgesamt war der Sieg gegen sie eine super Erfahrung und hat mir gezeigt, dass ich auf diesem Level mitspielen kann.

Kurz vor dem Sieg gegen Cibulkova in Linz konntest du im chinesischen Suzhou dein erstes WTA-Turnier gewinnen. Hast du das Gefühl, dass dich die Konkurrentinnen durch diese Erfolge anders wahrnehmen?

Anna-Lena Friedsam: Ich denke, dass jetzt einfach mehr Leute wissen, dass ich eine gute Tennisspielerin bin! Vorher war ich vielleicht in den Augen anderer eine von vielen – und jetzt bin ich eben mal ein bisschen aus der Masse hervorgestochen.

Die Saison 2014 ist bislang deine erfolgreichste überhaupt. Du hast dich in die Top 100 der Weltrangliste gespielt. Worauf führst du diesen Leistungssprung zurück?

Anna-Lena Friedsam: Zum einen habe ich an meiner inneren Einstellung gearbeitet. Ich glaube jetzt noch mehr an meine eigene Stärke. In schwierigen Situationen ist es unglaublich wichtig, nicht an sich zu zweifeln. Man braucht einfach diese Gewissheit, dass man die Schläge, die das eigene Spiel ausmachen, jederzeit zu 100 Prozent umsetzen kann. Da bin ich einen großen Schritt weitergekommen. Zum anderen reist mein Coach seit dem Sommer nun mit zu allen Turnieren. Dadurch habe ich mehr Kontinuität im Training und kann Matches direkt im Anschluss mit ihm besprechen und analysieren.

Du bist ein Kind deines Landesverbands und dein Trainer Bijan Wardjawand betreut dich schon seit deiner frühen Jugend. Was ist das Besondere an eurer Zusammenarbeit?

Anna-Lena Friedsam: Wir gehen ziemlich offen miteinander um und können uns auch mal sagen, wenn etwas nicht passt. Dann sprechen wir darüber und überlegen, wie wir gemeinsam in die richtige Richtung gehen können. So wird es auch nicht langweilig, denn wir drehen uns nicht im Kreis und versuchen auch mal neue Ansätze.

Stehst du in engem Kontakt mit den anderen Mädels aus dem Porsche Talent Team Deutschland? Trefft ihr euch regelmäßig und unterstützt ihr euch bei Turnieren?

Anna-Lena Friedsam: Wir verstehen uns alle sehr gut, verabreden uns auch regelmäßig zum gemeinsamen Training. Wir Spielerinnen aus dem Porsche Talent Team Deutschland spielen fast immer die gleichen Turniere und sehen uns daher häufig. Wenn es sich ergibt, dann gehen wir neben dem gemeinsamen Training zum Beispiel auch mal zusammen essen.

Rückblickend – hast du deine Saisonziele dieses Jahr erreicht? Was hast du dir für 2015 vorgenommen?

Anna-Lena Friedsam: Grundsätzlich bin ich ganz zufrieden mit meiner Saison, aber das Jahr ist noch nicht zu Ende. Ich möchte noch das Beste herausholen und auch meinen Titel in Biberach unbedingt verteidigen. Im nächsten Jahr möchte ich mich in der Weltrangliste weiter nach vorne arbeiten und auch bei den Grand-Slam-Turnieren ein paar Runden im Hauptfeld gewinnen. Ich setze mir da keine Grenzen.

Welche Schlagzeile würdest du gerne irgendwann über dich selbst in der Zeitung lesen?

Anna-Lena Friedsam: „Anna-Lena Friedsam gewinnt ihr erstes Grand-Slam-Turnier!“

Wie und wo wirst du in diesem Jahr Weihnachten und Silvester verbringen?

Anna-Lena Friedsam: Weihnachten feiere ich mit meiner Familie zu Hause in Oberdürenbach, Silvester werde ich wie im letzten Jahr bei einem Turnier in China verbringen. Dort wird aber nicht so wild gefeiert, denn das neue Jahr beginnt für die Chinesen etwas später als für uns.

von tennisnet.com

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28.11.2014, 14:00 Uhr