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ASICS Brand-Trainer Fabian Gärtner: "Schuhe sind das Zentrum unserer Biomechanik"

Fabian Gärtner weiß ganz genau, worauf es bei einem guten Schuh ankommen muss. Der ASICS Brand-Trainer erklärt im exklusiven tennisnet-Interview die Herangehensweise seines Unternehmens bei der Schuhherstellung und woran Spieler sich beim Kauf orientieren können.

von Daniel Hofmann
zuletzt bearbeitet: 19.06.2025, 12:22 Uhr

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Fabian Gärtner (re.) weiß als Brand Trainer von ASICS ganz genau, worauf es bei einem guten Produkt ankommt.
© Rick Püschel/ASICS
Fabian Gärtner (re.) weiß als Brand Trainer von ASICS ganz genau, worauf es bei einem guten Produkt ankommt.

Der Sportartikelhersteller ASICSist vielen Sportlerinnen und Sportlern in erster Linie durch die hohe Qualität und Verlässlichkeit der Schuhe bekannt. Die Schuhe sind das zentrale Element des Unternehmens, wie ein Gespräch mit Fabian Gärtner, dem Brand-Trainer des Unternehmens, unterstreicht. Für den perfekten Tennisschuh untersuchte das Unternehmen die Bewegungen von Tennisspielerinnen und -spielern, verfolgt jedoch auch bei der Herstellung anderer Produkte klare Ziele.

Was will ASICS mit seinen Produkten vermitteln. Welche Philosophie verfolgt das Unternehmen?

Fabian Gärtner: Der Slogan unserer Marke lautet „Sound mind, sound body“, also „ein gesunder Geist, ein gesunder Körper“. Und hier liegt eben auch der Kern unserer Produkte. Wir wollen den Spagat schaffen aus hochwertigen Produkten, aber dabei niemals das Mentale vergessen. Denn Bewegung und mentale Gesundheit gehen immer Hand in Hand. Personen sollen mit der Marke ASICS also auch zur Bewegung animiert werden und eben dafür möchten wir die passenden Produkte bereitstellen. Wir möchten alle erreichen, ob sie es hobbymäßig machen oder beruflich betreiben. Unser Gründer Kihachiro Onitsuka hat diesen Aspekt bereits festgestellt. Körperliche Ertüchtigung funktioniert stets mit einem gesunden Geist.

Wenn man das Marketing von ASICS betrachtet und auch die Produktpalette studiert, dann steht der Schuh bei  ASICS stark im Vordergrund. War das zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bewusste Entscheidung des Unternehmens oder hat sich das über die Jahrzehnte so ergeben?

Das ist eigentlich einfach erklärt, denn unser Gründer war Schumacher. Er hat mit der Herstellung im Jahr 1945 begonnen und ab 1949 für die breite Masse produziert. Deswegen haben wir diesen Schuhbezug als ASICS in sämtlichen Sportarten. Der ist definitiv immer das zentrale Element bei uns.

Und ja auch ein zentrales Element der Bewegung…

Absolut. Die Schuhe sind letztendlich das Zentrum unserer Biomechanik. Wir stehen jeden Tag auf unseren Füßen. Jede Person ist daher von einem guten Schuhwerk abhängig. Wir möchten genau dafür die Basis legen.

Es gibt beim ASICS-Tennisschuh drei unterschiedliche Kategorien in der Produktpalette. Wie kam es dazu?

Wir haben bei den Australian Open im Jahr 2018 insgesamt über 182.000 Bewegungen analysiert. Daraus haben sich drei Bewegungsmuster herauskristallisiert. Das grundlegende Muster ist das das Spiel hinter der Grundlinie. Die Laufbewegungen im Spiel sind sehr intensiv von links nach rechts. Wir haben beim Grundlinienspiel eine siebenmal höhere Belastung auf den Gelenken als beim Geradeauslaufen. Diese Bewegungen müssen also abgefangen werden. Wir haben sonst ein sehr hohes Verletzungsrisiko. Deswegen sollte man auch nie mit Laufschuhen Tennisspielen.

Die weiteren Kategorien sprechen dann die Spieler an, die sich mehr in das Feld hinein bewegen?

Richtig, dabei handelt es sich um den All-Court-Spielstil. Diese Spieler agieren mehr nach vorne. Dafür brauchen wir eine gute Mischung aus Flexibilität und Schnelligkeit. Der Schuh ist im Komfort und in der Explosivität sehr verlässlich. Die dritte Kategorie haben wir gemeinsam mit Novak Djokovic entwickelt. Dieses Produkt vereint die beiden Stile. Wir haben Stabilität, Flexibilität und trotzdem den typischen Komfort. Er ist für das Spiel an der Grundlinie und das Spiel am Netz gleichzeitig bestens geeignet.

Wenn man die Hobbyspieler betrachtet, ist dann die erstgenannte Kategorie der Einsteigerschuh und die Dynamik der zweiten Kategorie ist der nächste Schritt, um sich an einen ASICS-Schuh heranzutasten?

Das kann man so nicht unbedingt sagen. Es kommt immer mehr auf das Spiel an. Letztlich lässt sich das mit zwei Fragen beantworten: Ist Dir Stabilität oder Flexibilität wichtiger? Und wie stark ausgeprägt soll die jeweilige Komponente sein? Denn beispielsweise innerhalb der Kategorie des Schuhs für mehr Flexibilität haben wir nochmal drei verschiedene Varianten für den Spieler im Angebot. Beispielswiese Modelle, die nicht so stark technologisch ausgeprägt sind für Spieler, die einfach was Leichtes zum Spielen haben möchten.

Ist es möglich, dass sich diese drei Kategorien in Zukunft verändern und eventuell eine vierte Kategorie hinzukommt? Oder wird das eventuell sogar regelmäßig diskutiert?

Das Grundlinienspiel wird immer Vorhandensein. Knapp 70 Prozent aller Bewegungen finden dort statt. In den 90er-Jahren war Serve und Volley ein großes Thema, das ist aktuell weniger der Fall. Wir wollen natürlich immer auf das Bedürfnis der Spieler eingehen und mit unseren Produkten den Spielstil optimal fördern. Doch dafür ist eine größere Veränderung aus meiner Sicht gar nicht notwendig. Jede Person in unserem Portfolio immer den perfekten Schuh finden.

Also bleibt kein Wunsch offen?

Das ist richtig, es bliebt kein Wunsch offen.

Weg vom Schuh und hin zu den anderen Produkten. Wie ist der Ansatz bei den Oberteilen? Gibt es auch dort eine ähnliche Herangehensweise? Ist das Feld sogar einfacher zu bespielen?

Das unterschätzt man sehr häufig. Denn zunächst legt man den Fokus auf den Schuh. Jedoch sollte nicht vergessen werden, dass Oberbekleidung ein sehr wichtiges Thema durch vielseitige Bewegung ist. Wir haben beispielsweise den Aufschlag, wofür Shirts mit sehr hoher Schulter notwendig sind. Wir haben außerdem herausgefunden, dass wir beim Tennis viel mehr schwitzen als bei anderen Sportarten, daran orientiert haben wir unsere Produkte ausgelegt.

Gibt es da auch verschiedene Kategorien?

Das ist der Fall. Wir haben eine Basiskategorie für die Spieler, die einfach leichte und atmungsaktive Bekleidung haben möchten, aber nicht den höchsten technologischen Anspruch besitzen. Dann haben wir mit feineren bzw. hochwertigeren Materialein die höhere Kategorie. Als dritte Kategorie haben wir die Matchkollektion im Angebot, die unsere Athleten auf dem Court tragen und mit sehr feintechnologisierter Textilstruktur daherkommt. Am Ende spielt aber natürlich auch einfach die Frage des Geldes bei der Kaufentscheidung eine Rolle. 

Gibt es aktuell bei ASICS ein Thema, was als besondere Herausforderung in der Entwicklung gesehen wird?

Das Thema Nachhaltigkeit steht da eigentlich an erster Stelle. Wir versuchen uns in dem Gebiet ständig weiterzuentwickeln. Bei unseren Schuhprodukten schaffen wir es immer häufiger nachhaltige Materialien zu verwenden und Lieferketten genau zu kontrollieren. Wir arbeiten mit nachhaltigem Polyester und verwenden recycelte Stoffe. Wenn wir über „Sound mind, sound body“ reden, dann müssen wir auch über eine gesunde Erde sprechen.

Gibt es ein Produkt, das Du Dir persönlich gerne im ASICS-Portfolio wünschen würdest?

Sehr gute Frage. Da muss ich ein bisschen überlegen. Wir haben es in der Vergangenheit geschafft unsere Laufschuhe vor ca. zehn Jahren in Sneaker umzuwandeln. Da Tennis zunehmend auch in der Alltagsbekleidung eine große Rolle spielt, wünsche ich mir mehr Alltagsprodukte aus dem Tennisbereich. Solche Produkte werden zukünftig mehr forciert werden. Das habe ich in der Vergangenheit schon etwas vermisst. Daher freut mich diese Entwicklung umso mehr.

Wie sieht es bei der Entwicklung von eigenen Rackets aus?

Es gibt das Credo „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Ich finde, da sollten wir auch bleiben. Der Racket-Markt ist ein breit gestreuter Markt mit sehr vielen Anbietern. In diesen Markt reinzukommen wäre daher wahnsinnig aufwendig und würde ein sehr großes Budget verschlingen. Das halte ich in zumindest naher Zukunft für unwahrscheinlich.

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von Daniel Hofmann

Donnerstag
19.06.2025, 11:42 Uhr
zuletzt bearbeitet: 19.06.2025, 12:22 Uhr