ATP-Chef Andrea Gaudenzi: Keine Vergleiche mit der NBA, bitte!
Andrea Gaudenzi hat in einem Interview Bilanz über seine ersten 14 Monate als Chef der ATP gezogen. Und dabei ein ähnliches Blasen-System wie in der US-amerikanischen NBA ausgeschlossen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
13.03.2021, 08:18 Uhr

Die Inthronisierung von Andrea Gaudenzi als neuer Chef der ATP ist Ende 2019 nicht geräuschlos über die Bühne gegangen. Einige prominente Spieler hatten für einen weiteren Verbleib von Chris Kermode an der Spitze der Spielervereinigung votiert. Und neben der Corona-Pandemie, die den Tennissport ebenso wie alle anderen Zweige der Unterhaltungsindustrie getroffen hat, musste sich Gaudenzi ab den US Open auch noch mit der von Novak Djokovic und Vasek Pospisil gegründeten Professional Tennis Players Association auseinandersetzen. Einer Vereinigung, die den Spielern mehr Macht innerhalb der ATP einräumen möchte.
Ex-Profi Gaudenzi verweist im Interview mit ATPTour.com dennoch in erster Linie seiner Erfolge. Vor allem in Hinblick auf die Höhe der Preisgelder, die trotz der Pandemie ausbezahlt werden. „In dieser Saison sind wir auf dem Weg, 77 Prozent des Preisgeld-Niveaus von 2019 zu erreichen“, erklärt Gaudenzi. „und diese Zahl wird noch steigen, wenn in der zweiten Hälfte der Saison hoffentlich die Zuschauerzahlen in die Höhe gehen.“
Gaudenzi - „Die NBA hat 180 Millionen Dollar investiert“
Außerdem habe die ATP alleine für 2021 14 Millionen US Dollar investiert, um die ATP-Challenger-Tour am Laufen zu halten. „Wir sind stolz darauf, alleine im ersten Quartal 32 Challenger-Events durchgeführt zu haben.“ 2019 waren es im Vergleichszeitraum 40, allerdings in Zeiten, in denen niemand an eine globale Pandemie dachte. „Insgesamt gesehen haben die Spieler, die zwischen den Positionen 51 und 250 klassiert sind, seit der Rückkehr der Tour im August 2020 bis Februar 2021 zum Großteil ebenso viel oder mehr eingenommen als im selben Zeitraum 2019/2020.
Dass die ATP-Tour weiterhin Probleme hat, weiß auch Andrea Gaudenzi. Überlegungen, dass die Spieler in einer Bubble ähnlich jener der National Basketball Association mehrere Wochen, ja Monate lang von der Öffentlichkeit abgeschirmt, ihrem Beruf nachgingen, erteilt Gaudenzi aber eine Absage.
„Die NBA hat Berichten zufolge 180 Millionen US Dollar in das Errichten und Betreiben der Bubble in Orlando investiert. Das ist ein enormer Geldbetrag, der dadurch gerechtfertigt wurde, dass die NBA ansonsten 1,5 Milliarden Dollar aus TV-Einnahmen und Sponsorgeldern verloren hätte, wäre die Saison nicht zu Ende gespielt worden. Im Tennis sieht die wirtschaftliche Situation anders aus. Jedes Turnier hat regionale Sponsoren. Wenn man also den Turnierort wechselt, verliert man nicht nur die Zuschauereinnahmen, sondern auch die Sponsorengelder. Und dann muss man auch noch die Übertragungsrechte neu verhandeln, weil man sich womöglich in einer anderen Zeitzone befindet.“