ATP: Darum sind Nick Kyrgios und Alexander Bublik so wichtig
Professionelles Tennis darf auch Spaß machen. Den Zuschauern und den Spielern. Bei Matches von Nick Kyrgios und Alexander Bublik ist dies ziemlich oft der Fall.
von Robin Huiber
zuletzt bearbeitet:
09.11.2022, 07:37 Uhr

Wo jetzt gerade alle Holger Rune feiern, mit Recht, wollen wir dennoch zwei Leute nicht vergessen, die am Ende einer langen Saison für ihren nach wie vor großen Unterhaltungswert gefeiert werden müssen: Nick Kyrgios, eh klar. Und Alexander Bublik, nicht ganz so klar. Nun haben die beiden Genannten das Race als die Nummern 22 (Kyrgios) und 37 (Bublik) abgeschlossen. Aber das sollte dem Tennisfan als solchem egal sein. Zumal Kyrgios mit den 1.200 Zählern von Wimbledon verdammt nah an eine Qualifikation für die ATP Finals im Einzel herangekommen wäre (Taylor Fritz, den letzten Qualifizierten, hätte er dennoch nicht überholt. Denn der stand in Wimbledon ja auch im Viertelfinale).
Wahr ist auch: Am Ende stehen zwei Single-Titel in der Wertung, jeweils einer für Nick Kyrgios (wieder einmal in Washington) und einer für Alexander Bublik (in Montpellier im Endspiel gegen Alexander Zverev). Kyrgios dürfte im Doppel in Turin noch einmal ran, mal schauen, ob er wirklich gemeinsam mit Thanasi Kokkinakis nach Italien kommt. Und dann vielleicht doch noch ein paar Davis-Cup-Tage in Malaga anhängt.
Warum aber üben Kyrgios und Bublik auf die jüngere Fan-Generation, zu der sich der Autor zählt, eine derart große Faszination aus? Im Folgenden ein paar Annahmen …
- Die Kommunikation: In den sozialen Medien sind sie ja alle vertreten. Aber hier geht es auch um den Umgang mit den Fans während eines Matches. Natürlich: Dass sich Nick Kyrgios bei seinem ersten Triumph in Washington 2019 von einer Zuschauerin ins Ohr flüstern ließ, wohin er aufschlagen soll, das ist bei seinem Finalgegner Daniil Medvedev eher nicht so gut angekommen. Aber es hat auch ein Band zwischen Kyrgios und den Menschen auf den Tribünen geschaffen, das man sonst eher nicht zu spüren bekommt. Ok, wenn Benoit Paire bei The Boodles mit einem Fan und einem Glas Champagner anstösst, hat das natürlich auch Charme. Wenn auch nur im Rahmen eines Schaukampfes.
- Der Spielstil: Man muss ja nicht zwingend mehrmals pro Match von unten (und teilweise auch zwischen den Beinen) servieren. Man kann aber. Bei Kyrgios haben sich die Späße im Laufe der Saison etwas rarer gemacht, Nick wollte sich als seriöser Wettkämpfer positionieren. Mal schauen, ob das bei den Australian Open noch anhält. Aber grundsätzlich sind weder Bublik noch Kyrgios um Varianten verlegen, ja, sie lassen den unterschnittenen Ball in einer Art und Weise hochleben, die selbst Großmeisterinnen wie Tatjana Maria und Monica Niculescu Respekt abringen sollte.
- Das Selbstverständnis: Es ist ein schmaler Grat, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Oder den Fans das Gefühl zu geben, dass man den Wettkampf und damit die zumeist teuer erkauften Tickets ins Lächerliche zieht. Nick Kyrgios hat sich in dieser Saison zumeist auf der „richtigen“ Seite befunden, bei Alexander Bublik konnte man sich da nicht immer so sicher sein: Breakbälle mit umgedrehtem Schläger und also dem Griff abzuwehren, das zeugt dann doch von einer gewissen Wurschtigkeit. Aber bringt eben auch Abwechslung im Vergleich zu den Musterschülern auf der ATP-Tour.
Gespielt haben Kyrgios und Bublik auf der ATP-Tour bislang nur einmal gegeneinander: 2019 in Miami setzte sich der Australier in der ersten Runde mit 7:5 und 6:3 durch.