ATP: Einfrieren, verfallen lassen - was passiert mit den Weltranglisten-Punkten?

Die sechswöchige Zwangspause, die sich die ATP, WTA und ITF auferlegt haben, bringt auch Fragen zum Umgang mit den Weltranglisten-Punkten mit sich. Wie diese gelöst werden, ist offen?

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 13.03.2020, 11:54 Uhr

John Isner und Roger Federer - die Finalisten in Miami 2019
© Getty Images
John Isner und Roger Federer - die Finalisten in Miami 2019

Um eines gleich einmal festzuhalten: Dominic Thiem hätte seine im Vorjahr errungenen 1.000 Punkte in Indian Wells nach Ende des Turniers 2019 ohnehin verloren. So ist das auf der ATP- wie auch der WTA-Tour geregelt: Die Weltranglisten-Platzierung ist genau so gut wie die Ergebnisse der jüngsten zwölf Monate, mit der Einschränkung, dass etwa bei den Männern die 18 besten Turnierresultate plus die Punkte bei den ATP Finals und neuerdings auch beim ATP Cup mit einfließen.

Die Besonderheit ist aber in der aktuellen Gemengelage, dass Dominic Thiem wie auch alle anderen Profis keine Chance dazu bekommen haben, ihr Punktekonto wie im Vorjahr kräftig aufzustocken. Für einen solch außergewöhnlichen Fall sieht das Regelwerk der ATP vor, dass nun das 19.-beste Ergebnis in die Wertung kommt. Dass es so aber nicht dauerhaft weitergehen kann, liegt auf der Hand: Irgendwann gehen den Spielern die „Ersatzergebnisse“ aus, manchen extrem schnell (den Wenigspielern wie Rafael Nadal und Novak Djokovic), andere haben ein größeres Polster (Denis Shapovalov, Karen Khachanov oder David Goffin haben zum Beispiel 27 Turniere in den vergangenen zwölf Monaten bestritten).

Thiem, Federer, Fognini wären die Profiteure

Was also tun mit den 2019 erspielten Punkten, die in den kommenden Wochen nicht verteidigt werden können? Sollte sich die ATP dazu entschließen, die Zähler einzufrieren, also bis zum kommenden Jahr weiterhin im Ranking zu führen, dann gäbe es drei besonders große Profiteure: die Sieger der Veranstaltungen in Indian Wells (Dominic Thiem), Miami (Roger Federer) und Monte Carlo (Fabio Fognini). Bei Federer, der derzeit nach einer Operation am Knie pausiert, käme auch noch der Finaleinzug von Indian Wells dazu. Der Schweizer würde also 1.600 Punkte behalten, die er nicht zu verteidigen in der Lage gewesen war.

Bei den Frauen hatten 2019 Bianca Andreescu in Indian Wells und Ashleigh Barty in Miami triumphiert, ein Pendant zum Event in Monte Carlo gibt es auf der WTA-Tour nicht.

Eine andere Möglichkeit wäre, den Bewertungszeitraum aufgrund der besonderen Situation auszudehnen, etwa die Ergebnisse der letzten beiden Jahre auf die Charts anzurechnen, womöglich mit einer größeren Gewichtung der aktuelleren Resultate. Oder aber man fügt sich der Situation und bewertet die Turniere in Indian Wells und Miami, die bei allen Spielern in das Ranking einfließen (für Monte Carlo gibt es eine Sonderregelung), mit null Punkten. Ob die ATP und die WTA hier einen Weg finden, der alle Beteiligten glücklich macht, wird sich zeigen. Die Vielspieler hätten wohl nichts dagegen, wenn ersatzlos gestrichene Turniere im Ranking durch bereits erzielte Resultate ersetzt werden könnten.

von Jens Huiber

Freitag
13.03.2020, 11:53 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.03.2020, 11:54 Uhr