ATP Finals: Als McEnroe, Borg, Lendl und Co. Rockstars im Madison Square Garden waren
Am kommenden Sonntag beginnen in der Londoner O2 Arena die ATP Finals. Seinen Durchbruch feierte das Saisonabschlussturnier allerdings in New York City.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
11.11.2020, 11:55 Uhr

Der Madison Square Garden in New York City gilt vielen Sportfans nach wie vor als das Mekka des US-amerikanischen (Hallen-)Sports. Und das, obwohl die dort beheimateten Teams der New York Rangers (NHL) und New York Knicks (NBA) in den vergangenen Jahren kaum eine Rolle bei der Verteilung der Trophäen in ihren jeweiligen Disziplinen gespielt haben. Mittlerweile hat das legendäre Gebäude im Herzen Manhattans auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, es gibt neuere Arenen, die den Fans deutlich mehr Komfort bieten.
Anfang 1978 aber war der Garden auf der Höhe der Zeit. Und der professionelle Tenniszirkus hat wohl alles richtig gemacht, als er sein Saisonfinale zwölf Jahre lang nach New York City vergeben hat. Nachdem man es zuvor mit Tokio, Paris, Barcelona, Stockholm oder Boston versucht hatte. Nein, der Madison Square Garden war genau der richtige Ort zur richtigen Zeit. Und mit John McEnroe, Björn Borg, Jimmy Connors oder Ivan Lendl, später auch Boris Becker, gab es auch Spieler, die in jener Halle, in der neben den Sportveranstaltungen vor allem Konzerte stattfinden, das Flair von Rockstars verbreitet haben.
Ivan Lendl hat New York beherrscht
Besonders gut hatte sich Ivan Lendl mit den Umständen in New York City arrangiert: der gebürtige Tscheche erreichte neun Finali in Serie, gewann fünf davon. „Jeden Winter vor knapp 19.000 Zuschauern in New York City zu spielen, darunter einige der einflussreichsten Menschen aus verschiedenen Geschäftszweigen, das hat für eine elektrisierende Atmosphäre gesorgt“, schrieb Lendl dazu vor ein paar Jahren auf der Website der ATP. „Die riesige Anzeigetafel hing über dem Court und hat die Höhe der Lobs limitiert.“
„Manchmal hat der Zigarettenrauch die Luft neblig gemacht“, so Lendl weiter. „Die Fans waren ganz nah dran am Court und haben ihre Favoriten unterstützt, vor allem Connors, der beim Masters immer eine riesige Fangruppe hinter sich hatte. Oder Mr. New York, Vitas Gerulaitis, der eine große Persönlichkeit war.“
Alle wollten Connors und Vilas sehen
Ray Benton wirkte in den frühen Jahren als Turnierdirektor des Masters, wie die ATP Finals damals offiziell firmierten. Und erinnert sich besonders an einen Donnerstag im Januar 1978. Jimmy Connors und Guillermo Vilas waren für die Abend-Session avisiert, die beiden Nachmittagspartien hatten sich aber in die Länge gezogen.
„Ich erinnere mich, dass ich damals in das oberste Stockwerk im Madison Square Garden gegangen bin und auf die Seventh Avenue hinuntergeschaut habe“, so Benton. „Es war etwa acht Uhr abends. Die Leute sind drei Häuserblocks weit angestanden, weil sie in die Halle wollten.“
Nach dem Auszug aus New York City feierten die Profis ihren Saisonabschluss zehn Jahre lang in Deutschland. Zunächst in Frankfurt, dann in Hannover. Nach Stationen in Lissabon, Sydney, Shanghai und Houston machten die Finals 2009 erstmals in London Station. Diese Ära geht mit dem Turnier 2020 zu Ende. Ab dem kommenden Jahr wird der inoffizielle ATP-Weltmeister in Turin ermittelt.