ATP-Masters Paris-Bercy: Männer am Rande der Erschöpfung
Die Tennistage in Paris-Bercy sind lang, die vorhergegangenen Wochen waren intensiv. Das merkt man auch den Spielern an.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
04.11.2020, 15:23 Uhr

Dominic Thiem hat während seines Runs bis zum US Open Titel immer wieder betont, welch positiven Einfluss das Publikum auf ein Match nehmen könne. Genauer gesagt: auf das Energie-Level der Spieler. In New York City waren die Tribünen bekanntermaßen leer, nach den kurzen Publikums-Intermezzi in Roland Garros, St. Petersburg oder Wien sind sie es in Paris-Bercy in dieser Woche nun wieder. Dabei könnten die Spieler jede Energiespritze brauchen.
Allen voran Ugo Humbert. Was wäre das für ein Fest für die Franzosen auf den Rängen und den Lokalmatador auf dem Court gewesen, dieser Dienstagabend. Humbert hatte Stefanos Tsitsipas im Tiebreak des dritten Satzes aus dem Turnier geworfen, nachdem er im Tiebreak von Durchgang zwei schon drei Matchbälle vergeben hatte. Danach ließ sich Humbert in seinen Stuhl fassen, selig lächelnd, aber auch nachhaltig fertig. Hatte er doch schon zum Auftakt gegen Casper Ruud bis in ein Entscheidungs-Tiebreak gehen müssen.
Tsitsipas, Goffin, Berrettini enttäuschen
Nun hat Humbert in den vergangenen Woche richtig gut und darob viel Tennis gespielt. Und Stefanos Tsitsipas darf man zugute halten, dass er nach dem Erreichen des Halbfinales bei den French Open sein körperliches Pulver verschossen hatte - gerade auch in Hinblick darauf, dass er in der Woche vor Roland Garros in Hamburg bis zum Finale gespielt hatte.
Die einzigartige Situation, dass zwischen zwei Grand-Slam-Turnieren auf zwei verschiedenen Kontinenten nur zwei Wochen lagen, hat vor allem jene Spieler belastet, die bei beiden weit gekommen sind. Siehe Dominic Thiem und Novak Djokovic, die in Paris fehlen und die in Wien ihre Probleme hatte. Und siehe eben auch Tsitsipas, der in New York in Runde drei gegen Borna Coric eine Fülle an Matchbällen nicht verwerten konnte und auf der Asche von Paris wie erwähnt an seine Grenzen kam.
Aber sonst? Taylor Fritz wirkte am Mittwoch in Paris-Bercy in Satz eins gegen Richard Gasquet im besten Fall unausgeschlafen. Oder abwesend. David Goffin, der noch eine klitzekleine Chance auf das Erreichen der ATP Finals in London gehabt hatte, ging gegen Norbert Gombos unter. Ebenso wie Matteo Berrettini in der allerletzten Partie des Tages gegen Marcus Giron. Goffin und vor allem Berrettini waren in dieser Saison von verschiedenen gesundheitlichen Problemen geplagt, die Vorstellungen in Paris (und teilweise schon davor) machten aber wenig Freude.
Nadal und Zverev heute im Einsatz
Bleibt also der 2020 unverwüstliche Andrey Rublev, der am heutigen Mittwoch gegen Radu Albot einfach weitersiegen möchte. Und natürlich Rafael Nadal und Alexander Zverev. Der Spanier hat im Sinne der Belastungssteuerung seit den French Open kein Turnier mehr bestritten, sollte einer der frischesten Teilnehmer im ansonsten müden Bercy-Feld sein. Die letzten beiden Partien gegen Feliciano Lopez, seinen heutigen Kontrahenten, hat Nadal allerdings verloren (wenn auch zuletzt 2015).
Alexander Zverev wiederum hat nach den acht Match-Siegen in Köln zehn Tage Zeit gehabt, sich auf Paris-Bercy einzustimmen. Auch wenn von Ruhe abseits des Platzes bei der deutschen Nummer eins keine Rede war. Auch Zverev hat gegen seinen Gegner vom Mittwoch die letzte (und mithin einzige) Partie verloren: Miomir Kecmanovic gewann das Premieren-Duell im Sommer 2019 in Cincinnati. In einem Match allerdings, in dem Zverev massive Probleme mit seinem Aufschlag hatte und reihenweise Doppelfehler produzierte. Was auch ein Ausdruck von Müdigkeit sein kann.
Hier das Einzel-Tableau in Paris-Bercy