ATP Masters Shanghai: Djokovic verweigert Auskunft
Nach Novak Djokovics Aus gegen den Qualifikanten Valentin Vacherot lässt der Serbe viele Fragen offen. Explizit wollte er weder über seine Verletzung noch über seine Zukunft sprechen.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
11.10.2025, 20:42 Uhr

Es war einer dieser Tage, an denen selbst Novak Djokovic nicht ganz wie Novak Djokovic wirkte. Der 38-Jährige verlor im Halbfinale des Shanghai Masters mit 3:6, 4:6 gegen den Weltranglisten-204. Valentin Vacherot. Während der Monegasse mit mutigem Tennis die Sensation perfekt machte, kämpfte Djokovic sichtlich mit seinem Körper. Mehrmals ließ er den Physio kommen, griff sich ans rechte Hüftgelenk, biss sich auf die Lippen. Doch am Ende vermochte selbst seine legendäre Willenskraft nichts mehr auszurichten.
Vacherot hatte sich über die Qualifikation ins Hauptfeld gespielt und sich mit jedem Match gesteigert. Für den 25-Jährigen, der in Monte Carlo lebt und dort regelmäßig mit seinem Halbbruder und Coach Benjamin Balleret trainiert, war der Sieg über den 24-fachen Grand-Slam-Champion der größte Moment seiner Karriere. Djokovic kennt die Familie gut, sie begegnen sich häufig im Monte-Carlo Country Club. “Ich freue mich wirklich für ihn”, sagte der Serbe nach dem Match.
Als Djokovic auf seine körperlichen Probleme angesprochen wurde, reagierte er allerdings ungewohnt schroff: “No. Next question, please”, war das einzige, was er den fragenden Reportern entgegnete. Kein Wort über die Hüfte, kein Wort über seinen weiteren Fahrplan. Dabei steht bereits in wenigen Tagen das millionenschwere Einladungsevent Six Kings Slam in Saudi-Arabien an, bei dem Djokovic eigentlich gesetzt ist. Ob er dort tatsächlich antreten wird, bleibt fraglich.
Dass Djokovic trotz aller Widerstände auf dem Platz blieb, sagt viel über ihn aus. Auch in der Niederlage zeigte er Respekt, umarmte seinen Gegner herzlich, lobte dessen Haltung und blieb bis zuletzt professionell. Doch wer genau hinsah, sah auch die Erschöpfung hinter der Fassade. Es war kein gewöhnlicher Tennisabend in Shanghai. Es war ein Moment, der leise andeutet, dass selbst für Novak Djokovic irgendwann alles zu viel werden kann. Wer seit zwei Jahrzehnten an der Spitze lebt und sich jede Woche neu motivieren muss, dem präsentiert sein Körper eben irgendwann die Rechnung.
“The better player won today.” Mit diesen kurzen und sachlichen Worten verließ Djokovic am Ende das Podium. Vielleicht wusste er, dass jedes weitere Wort nur die Spekulationen nähren würde. Vielleicht wollte er einfach nur raus, weg von den Fragen, weg von der Enttäuschung. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Selbst der Größte ist nicht unverwundbar. Und manchmal sagt Schweigen mehr als jedes Statement.
Hier das Einzeltableau der Herren in Shanghai
