„Du glaubst es nicht“ – Kann selbst das Hawk-Eye irren?
Im Match zwischen Novak Djokovic und Dominic Thiem kam es zu einer Hawk-Eye-Entscheidung, die keiner so richtig begreifen konnte.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
30.03.2016, 08:23 Uhr

Vor zehn Jahren, am 22. März 2006, gab es bei den Miami Open die erste "Hawk-Eye-Challenge" im Tennis. Die US-Amerikanerin Jamea Jackson befragte im Match gegen Landsfrau Ashley Harkleroad das Falkenauge und sorgte für die Premiere. Die neuartige Technologie hat sich mittlerweile bewährt und wird von den Spielern akzeptiert, auch wenn es zu Beginn große Skepsis gab. Roger Federer bezeichnete das Hawk-Eye bei den hohen Installationskosten als "komplette Geldverschwendung", Marat Safin fragte: "Wer ist dieses Genie, das diese doofe Idee hatte?"
Fehlertoleranz zwischen 3 und 4 Millimetern
Diskussionen über Hawk-Eye-Entscheidungen gibt es nur noch ganz selten, die Spieler erkennen die Ergebnisse klaglos an (schaut euch hier die zehn knappsten Hawk-Eye-Entscheidungen an!). Dennoch ist das System nicht fehlerfrei. Laut den Erfindern hat es eine Fehlertoleranz zwischen drei und vier Millimetern. Vor einigen Jahren wurde in einem Artikel der Tageszeitung "The Guardian" gezeigt, dass das Hawk-Eye anfällig für Fehler sei, vor allem bei extrem schnellen Schlägen.
Es gibt immer wieder Fälle, wo sich Spieler, Schiedsrichter und Zuschauer über eine Entscheidung einig sind, ehe das Hawk-Eye das Gegenteil beweist. So geschehen in der Achtelfinal-Partie zwischen Novak Djokovic und Dominic Thiem beim ATP-Masters-1000-Turnier in Miami. Thiem hatte mit einem krachenden Rückhand-Passierschlag das Break und die Verkürzung auf 4:5 realisiert. So dachten alle jedenfalls, sogar Djokovic, der zwar das Hawk-Eye befragte, sich aber bereits auf seinen Stuhl setzte.
Hawk-Eye mit kontroverser Entscheidung bei den US Open
Zur großen Überraschung zeigte das Hawk-Eye an, dass der Ball von Thiem doch recht deutlich im Aus war. Statt mit dem Break und dem damit verbundenen Seitenwechsel ging es im Aufschlagspiel von Djokovic weiter, der wenig später den Satz gewann. Der Kommentator von "Sky Sports" war verblüfft über die Entscheidung des Hawk-Eyes. "Er ist aus. Du kannst es nicht glauben. Kann es noch dramatischer werden? Jeder hat gedacht, dass er es geschafft hätte." Und auch Sascha Bandermann, der das Match für Sport1+ kommentierte, war überrascht, dass der Ball im Aus landete - und das sogar sehr deutlich.
Die Entscheidung war ein weiterer Beweis dafür, dass sich das menschliche Auge schnell täuschen lässt, sei es in der Perspektive vor dem Fernseher oder direkt am Spielfeldrand. Dass sich das Hawk-Eye tatsächlich irren kann, geschah letztes Jahr bei den US Open im Match zwischen Fabio Fognini und Steve Johnson, als sich das Falkenauge nicht entscheiden konnte, ob der Ball gut war oder nicht.
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