ATP: Reilly Opelka - „Andrea Gaudenzi sollte zurücktreten“
Reilly Opelka, aktuell bestklassierter Spieler aus den USA in der ATP-Weltrangliste, hat erneut eine Neuaufstellung der ATP-Führung gefordert.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
12.03.2022, 09:19 Uhr

Der Name Adam Silver mag nicht jedem europäischen Sportfan ein Begriff sein, in den USA weiß man aber die Fähigkeiten des 59-jährigen New Yorkers zu schätzen. Silver hat 2014 das Amt des Commissioners der National Basketball Association (NBA) von seinem legendären Vorgänger David Stern übernommen. Und die Evolution der NBA zu einer globalen Marke weiter vorangetrieben. Dafür erhält Silver dem Vernehmen nach ein Salär von jährlich zehn Millionen Dollar. Gutes Geld, auch wenn Kollege Roger Goodell in der National Football League (NFL) im Jahresdurchschnitt sogar auf 25 Millionen US Dollar kommt.
Reilly Opelka hat also durchaus recht, wenn er meint, dass man ganz tief in die Tasche greifen müsste, um einen Mann wie Adam Silver als Chef der ATP zu installieren. Opelka lässt aber auch keinen Zweifel daran, dass er genau dies für zwingend nötig hält, wie er in einem langen Interview vor Beginn des ATP-Masters-1000-Turniers zum wiederholten Male klar machte.
„Ich glaube, dass Andrea Gaudenzi zurücktreten sollte“, erklärte Opelka also. „Ich glaube, die ATP braucht eine neue Führung. Das ist nichts Persönliches. Für mich sind sie nette Kerle. Massimo Cavelli (der CEO der ATP, Anm. d. Red.) ist ein netter Kerl. Aber ich verstehe es einfach nicht. Warum suchen wir nach Typen, die im Tennis waren? Nichts gegen Massimo, aber man wird nicht einfach vom Nike-Repräsentanten, der dafür verantwortlich ist, Pakete zu versenden oder Rublev die richtigen Sandplatzschuhe zustellen zu lassen, zum CEO einer der größten globalen Sportarten. So etwas passiert sonst nirgends im Sport.“
Opelka in Indian Wells gegen Musetti
Grundsätzlich gelte dies auch für andere Bereiche, etwa die Besetzung der Posten von Turnierdirektoren. „Wenn ein neues Event von der ATP genehmigt wird (wie 2021 in San Diego), wird ein Mitglied des ATP Player Councils, nämlich Danny Valverdu, dort Turnierdirektor. Er hat dafür überhaupt keine Erfahrung. Keine. Aber warum bekommt er den Posten? Weil die ATP ein „Boys Club“ ist.“ Diese Kultur müsse sich ändern.
Ein anderer der Knackpunkte für Opelka ist, wie für einige seiner Kollegen, die Verteilung der Preisgelder. Was der Aufschlag-Künstler am aktuellen Beispiel Acapulco illustriert. „Wenn denn alles so transparent und toll ist, warum haben dann fünf der sechs besten Spieler der Welt in Acapulco in einem brandneuen Stadion gespielt, ohne Einschränkungen beim Ticket-Verkauf? Das Stadion war jeden Abend ausverkauft und die Sponsoren waren dieselben wie immer. Man hat den Namen von Rafael Nadal, man hat Stefanos Tsitsipas, man hat Zverev - man hat fast das bestmögliche Feld. Und das Preisgeld ist noch immer geringer als 2019?“
Für Reilly Opelka, der in Indian Wells nach einem Freilos in Runde zwei auf Lorenzo Musetti trifft, ergibt das alles keinen Sinn. „Warum entwickeln wir uns rückwärts? Der beste Spieler aller Zeiten spielt in Acapulco, gemeinsam mit fünf anderen der besten Spieler - und trotzdem ist das Preisgeld geringer als 2019.“
Hier das Einzel-Tableau in Indian Wells