Pablo Cuevas verhindert im letzten Moment Qualifikanten-Sensationssieg
Qualifikant Luca Vanni stand im Finale gegen Pablo Cuevas schon vorm Triumph beim ATP-Turnier in Sao Paulo.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
16.02.2015, 10:39 Uhr

Mit dem Namen Luca Vanni konnten vor vergangener Woche wohl bloß Tennis-Insider etwas anfangen. Das sollte sich durch die Brasil Open in Sao Paulo zumindest ein bisschen geändert haben. Denn der Italiener hätte bei der ATP-World-Tour-250-Sandplatzveranstaltung beinahe seinen ersten Titel auf der Tour geholt, noch bevor ihm überhaupt jemals ein Triumph auf der ATP-Challenger-Ebene vergönnt war. Der 29-Jährige war lediglich als Nummer 145 der Welt in die Qualifikation gegangen, überstand diese mit drei Zwei-Satz-Siegen und stieg, durch die späte Absage des topgesetzten SpaniersFeliciano Lopez, mit einem Freilos ins Hauptfeld ein. Drei Siege darauf fand sich Vanni sensationell im Endspiel, und um ein Haar wäre ihm sogar als erstem Spieler seit dem BelgierSteve Darcisin Amersfoort 2007 das Kunststück geglückt, einen ATP-Titel zu feiern, ohne vorher ein Match auf ATP-Level gewonnen zu haben. Pablo Cuevas konnte den Qualifikanten-Sensationssieg jedoch im letzten Moment noch verhindern: Der fünftgesetzte Uruguayer sicherte sich mit einem 6:4, 3:6, 7:6 (4) den dritten vollen Erfolg in seiner Karriere nach Bastad (Schweden) und Umag (Kroatien), jeweils vom Juli 2014. Im Doppel triumphierten die beiden VorjahresfinalistenJuan Sebastian CabalundRobert Farah(Kolumbien), die mit 6:4, 6:2 überPaolo Lorenzi(Italien) undDiego Sebastian Schwartzman(Argentinien) ihren dritten ATP-Titel feierten.
Cuevas dreht dritten Satz gerade noch
Vanni war vor rund 15 Monaten am Tiefpunkt seiner Profilaufbahn angelangt, vermochte gar bei ITF-Futures kaum noch zu punkten und belegte am 4. November 2013 Platz 967 im ATP-Ranking. Nun findet er sich auf Rang 108, und mit einem Finalsieg wäre sich gar Position 81 ausgegangen – dazu fehlten dem starken Aufschläger und soliden Grundlinien-Spieler gerade mal drei Punkte. Zunächst gelang Cuevas eine sehr besondere Leistung: Der 29-Jährige verlor im ersten Satz keinen einzigen Punkt bei eigenem Aufschlag – ein wahrlich seltenes Ereignis im heute so dicht beisammen liegenden Herrentennis. Ein Break zu null zum 5:4 reichte ihm, doch im zweiten Durchgang gab der Südamerikaner sein Service sogleich zum 0:2 ab, ließ im nächsten Spiel ein 15:40 als Rückschläger aus und musste in den dritten Satz. Dort verspielte Vanni bei 3:3 noch einen Breakball, schlug danach aber zum 5:4 mit einem starken Vorhand-Cross-Passierball zu und hatte beim Ausservieren 15:0. Cuevas schnappte sich allerdings das Rebreak und hatte im Tiebreak schließlich das bessere Ende für sich. Das beschert ihm in der Weltrangliste ein neues Career High von bereits Platz 23.
Auch kleiner Psychotrick half Vanni nichts
„Wir waren beide sehr nervös“, gab Cuevas nach dem Match zu. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich in einem Finale als Favorit gespielt habe.“ Und trotz aller Zuversicht wurde eine ungemein enge Angelegenheit daraus, „weil ich vor mir jemanden hatte, der mit einer Menge Selbstvertrauen gespielt und einen großartigen Aufschlag hat. Es gab am Ende viele Fehler – und der Sieger war der derjenige, der weniger oft verschlagen hat als der andere.“ Für Cuevas sei es dennoch „ein großartiges Comeback. Ich habe es mir gut erträumt, aber es ist noch viel besser, als ich dachte. Ich bin glücklich und freue mich über den Moment. Aber ich bin fit und will mehr“, kündigte er an. Vannis Trauer hielt nicht lange an: „Ich bin so glücklich. Ich habe gegen Cuevas hart gekämpft, ich bin so stolz auf mich.“ In der vorentscheidenden Phase habe ihm auch ein kleiner Psychotrick nichts geholfen: „Ich saß in meinem Stuhl, bevor ich auf das Match serviert habe und habe mir gedacht, wir stehen bei 1:1 im ersten Satz. Ich wollte nicht daran denken, dass es 5:4 steht und ich auf den Turniersieg serviere.“ Doch nach einem guten Aufschlag zu Beginn habe Cuevas „keinen Ball verschlagen. Aber ich muss nach der Woche zufrieden sein. Auch wenn ich verloren habe, ist es die schönste Woche meiner Karriere.“(Text: MaWa)
Hier die Ergebnisse aus Sao Paulo:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation.