Mischa Zverevs Höhenflug – „Ich wollte nicht gegen Alexander verlieren!“
Nach langer Verletzungshistorie hat Mischa Zverev das Comeback des Jahres hingelegt!
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
29.10.2016, 22:06 Uhr

Ein Sieg beim Challenger in Sarasota, Viertelfinals in Shenzhen und Shanghai –wo er Novak Djokovic einen Satz abnahm–, zuletzt das Halbfinale in Baselnach einem Sieg über Stan Wawrinka: Ja, der Zverev-Stern glüht unverhofft hell im Herbst 2016.
Der vonMischa Zverev: Der Ältere der Zverev-Brüder erlebt zurzeit seinen zweiten Frühling und darf neben Juan Martin del Potro und Florian Mayer durchaus als Comebacker des Jahres bezeichnet werden. Zverev hat sich unter anderem dankzehn überstandener Qualifikationen im Jahr 2016von Rang 171 in die erweiterte Weltspitze zurückgespielt und wird am Montag nur knapp außerhalb der Top 50 notiert sein – und somit nur unwesentlich hinter seinem Career-High von Rang 45 im Jahr 2009; damals, als es losging mit der Misere namens Verletzungspech für einen der größten deutschen Hoffnungsträger.
Körperliche und mentale Leiden
„Meine Verletzungsprobleme wurden 2009 heftig, als ich mir in Shanghai mein Handgelenk gebrochen habe. Seitdem hatte ich jedes Jahr mindestens eine Verletzung“, so Zverev im Gespräch mit Jon Wertheimim Podcast „Beyond the baseline“vor ein paar Tagen. Zverev erlitt das volle Tennisspielerverletzungsprogramm – Handgelenk, Rücken, Knie. Zuletzt musste er sich 2014 einer Operation am linken Handgelenk unterziehen und stürzte bis auf Platz 726 zu Beginn des Jahres 2015 ab. Ein Zeitpunkt, zu dem nicht nur der Körper nicht mehr wollte, ebenso eine Zeit der „mentalen“ Verletzungsproblematik, wie Zverev es bezeichnet, „wenn man einfach nicht mehr mit den schlechten Nachrichten von Seiten der Ärzte umgehen konnte oder der Erfolg auf dem Platz fehlte.“ Die logische Folge: Zweifel an einer Fortsetzung der Karriere, die quälende Frage, ob er noch gut genug ist – ob nicht die Zeit gekommen sei, etwas anderes zu machen.
2014 war trotz Handgelenksverletzung ein entscheidendes Jahr für Zverevs Rückkehr – dankAlexander Zverev. „Damals hat mein Bruder als 17-Jähriger das Halbfinale von Hamburg erreicht. Diese Kombination – er spielte richtig gut, ich war verletzt – hat mir gezeigt, wie sehr ich Tennis vermisse, wie sehr ich Tennis liebe. Und ich habe realisiert, dass ich gut darin bin, vermutlich besser, als ich in allem anderen im Leben sein werde.“
„Ich wollte ich nicht gegen Sascha verlieren!”
Mischa Zverev fungierte in dieser Zeit als Trainingspartner für Alexander, dennoch habe ihm dieser in gewisser Weise geholfen. „Wenn du jung bist, hast du diese komplett positive Herangehensweise. Er sagte mir: ,Du hörst nicht auf mit Tennis, du bist so gut darin, du schaffst es zurück unter die Top 100!’“ Ein weiterer Punkt: Mischas Ehrgeiz war gekitzelt. „Wenn wir zusammen trainiert haben, wollte ich nicht gegen ihn verlieren. Als er stärker wurde, hat er mich gezwungen, dranzubleiben. Mein Spiel wurde automatisch besser.“ Auch außerhalb des Platzes hat sich die brüderliche Zusammenarbeit für den älteren Zverev gelohnt, im Fitnessbereich, zum Beispiel. „Ich mache Dinge nun professioneller als mit 23 oder 24.“
Auch wenn sich beide Zverev-Brüder nun durch Mischas Erfolge wieder in der Weltspitze befinden (und das erste Brüder-Paar unter den Top 100 seit den Rochus-Brüdern stellen), bewahrt der natürliche Lauf des Lebens die beiden vor allzu großer Verwechslungsgefahr. „Das passiert nicht zu oft“, meint der große Bruder und verweist auf den Zahn der Zeit. „Ich bin schließlich zehn Jahre älter als er.“