Weltmeister! Nummer 1! Andy Murray triumphiert über Novak Djokovic

Der Schotte besiegt den Titelverteidiger in der Londoner O2-Arena in zwei Sätzen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 20.11.2016, 00:00 Uhr

LONDON, ENGLAND - NOVEMBER 20: Andy Murray of Great Britain celebrates with the ATP Tour Trophy following his victory during the Singles Final against Novak Djokovic of Serbia at the O2 Arena on November 20, 2016 in London, England. (Photo by Julia...

Andy Murray geht als der beste Tennisspieler 2016 in die Annalen der ATP-Tour ein: Der zweifache Olympiasieger besiegte im Finale der ATP World Tour Finals Titelverteidiger Novak Djokovic nach einem intensiven Match mit 6:3 und und wird erstmals als Spitzenreiter der Tennis-Weltrangliste überwintern. Für Djokovic ging damit eine Serie von vier Triumphen in Folge beim Saisonabschluss-Turnier zu Ende. Für Murray war es erst der elfte Erfolg im 35. Match mit dem dominierenden Spieler der letzten Jahre.

Neun Minuten, 35 Sekunden, so lange dauerte das Aufschlagspiel Djokovics an, das der Serbe schlussendlich zum 3:3 für sich entschied. Hart an der Grenze zur Zeitüberschreitung bei jedem Aufschlag, ungewohnt nervös beim eigentlich einfachen Abschluss am Netz: Djokovic zeigte sich dem Anlass angemessen nervös. In diesem Spiel konnte Murray seine Chancen noch nicht verwerten, den Breakball zum 3:5 gegen sich schickte Djokovic mit der Rückhand ins Netz. Murray mit eigenem Aufschlag zum Satzgewinn? Gegen Milos Raonic war das am Tag davor ein schwieriges Unterfangen, in Durchgang eins gegen seinen Langzeitrivalen funktionierte es besser - auch weil Djokovic mit drei Rückhandfehlern in Folge mithalf. 6:3 nach 46 Minuten.

Prominenz auf der Tribüne

9:57 Stunden hatte Murray bei seinen Auftritten in der O2-Arena 2016 kumuliert auf dem Platz gestanden, Novak Djokovic ganze drei und fast eine halbe Stunde kürzer. Welche Rolle würde die Physis spielen? Satz zwei, erstes Spiel - erste Breakchancen für Murray. Und die vierte nutzt der Schotte, massiert die Rückhand von Djokovic so lange, bis dieser nur noch das Netz findet.

Die Besetzung auf dem Platz bot an diesem Sonntagabend in London das Beste, was der Tennissport zu bieten hat. Die Tribüne stand dem um nichts nach: Kevin Spacey hatte schon während der Woche eine Dauerkarte gelöst, Hollywood-Kollege Woody Harrelson genau so wie Jude Law und Clive Owen Andy Murray die Daumen gedrückt. Bastian Schweinsteiger zeigte sich an der Seite seiner Frau Ana Ivanovic, mit Gerard Piquet vom FC Barcelona beobachtete noch ein zweiter Fußball-Weltmeister das letzte große Match auf der ATP-Tour 2016.

Der ruhigste Mann in der Halle

Und natürlich Ivan Lendl. Der eine für ihn neue Erfahrung machen durfte: Nicht er, der kühle Tscheche, war der ruhigste Mann in der euphorisierten Tennis-Arena, sondern Andy Murray, sein Schützling, der noch in der Gruppenphase wiederholt und lautstark mit sich gehadert hatte. Aber in diesem Match zeigte sich Murray über die gesamte Spieldauer konzentriert, auch als Djokovic sich sein erstes Break zum 2:4 im zweiten Satz holte. Die Physis? Der erste Ballwechsel im achten Spiel sah 33 Schläge vor, Djokovic holte sich den Punkt. Murray aber das Spiel.

6:3, 5:4. Murray schlägt zum Match auf, zum ersten Titel bei den ATP World Tour Finals, zum Platz mit der besten Aussicht in der Tennis-Weltrangliste. Rückhandfehler Djokovic, Ass Murray, es fehlen noch zwei Punkte. Murray setzt eine Rückhand ins Netz, dann eine Vorhand. 30:30. Was folgt, ist ein schwacher Volley des Schotten, ein noch schwächerer Lob von Djokovic ins Aus. Matchball. Djokovic wird offensiv, smasht sich zum Einstand. Aufschlag durch die Mitte, der Return des Serben fliegt ins Aus. Und wieder kämpft sich Djokovic zurück. Aber nur noch einmal. 6:3, 6:4 nach 102 Minuten. 24. Sieg in Folge. Andy Murray ist der Beste.

"Heute waren wir beide Teil der Tennis-Geschichte", erklärte Djokovic nach dem Match. "Andy ist definitiv der beste Spieler der Welt." Gegen Ende sei er besser ins Match gekommen, aber eben nicht gut genug. "Wir haben Grand Slam Endspiele gegeneinander gespielt, und ich habe viele davon verloren", sagte der Sieger nach dem Match. Niemals hätte er damit gerechnet, am Ende des Jahres an Position Eins der Weltrangliste zu stehen, so Murray weiter. Und vergaß nicht, auf die historischen Erfolge seines Kontrahenten hinzuweisen. Champions unter sich eben.

von Jens Huiber

Sonntag
20.11.2016, 00:00 Uhr