Melzer nach Gala im Hamburg-Semifinale!

Der Schützling von Joakim Nyström blieb auch beim dritten Match in der Hansestadt ohne Satzverlust.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 23.07.2010, 17:45 Uhr

„Ich hab ein enges Match erwartet. Aber gleich beim ersten Punkt hab ich gemerkt, dass mir der Ball heute gut vom Schläger geht.“ Und das tat er dann bis zum Schluss. Mit einer Gala-Vorstellung hat Jürgen Melzer am Freitag beim ATP-World-Tour-500-Turnier in Hamburg das Halbfinale erreicht, sein bereits viertes in dieser Saison. Österreichs Nummer eins fertigte in nur 68 Minuten den ungesetzten Potito Starace mit 6:4, 6:1 ab und gewann damit auch das zweite Duell mit dem Sandplatz-Spezialisten nach Kitzbühel 2008. Der 29-Jährige hat damit in Deutschland die große Chance, erstmals heuer und seit dem Stadthallen-Triumph vom 1. November in ein ATP-Finale einzuziehen. Gegner ist mit Andreas Seppi der nächste Italiener. 48.500 Euro und 180 Punkte (netto 135) hat Melzer bereits fix in der Tasche. Dennoch wird er in der Weltrangliste auch nach Hamburg fix auf seinem Career High von Platz 15 bleiben.

Klasseleistung mit kurzem Hänger

„Man kann ihn durchaus das eine oder andere Mal breaken“, hatte Melzer schon vorm Spiel gegen Starace in seinem Blog auf tennisnet.com gemeint. Er sollte Recht behalten: Melzer spielte nicht weniger als 13 Breakchancen heraus, war im ersten Satz bei jedem Returnspiel voll dabei. Lediglich der Umgang mit den Chancen war anfangs fast fahrlässig, erst im dritten Game mit Breakbällen nützte er bei 2:2 seine insgesamt fünfte Chance. Melzer zeigte danach einmal mehr eine absolute Weltklasse-Leistung, servierte stark, agierte extrem aggressiv beim Return, gab Starace mit serienweise Stoppbällen und Netzangriffen keinen Rhythmus. Bei 4:3 legte er das einzige verpatzte Aufschlagspiel der Partie hin: ein Doppelfehler, eine vergebene Volley-Auflage, ein verhauter Stopp – da flog der Schläger kurz mal in den Hamburger Sand.

Fast schon ein Deutscher

Doch was den Jürgen Melzer in der besten Saison seiner Karriere ausmacht ist, nach solchen Rückschlägen den Kopf nicht hängen zu lassen. Sofort besann er sich wieder seinen Stärken, nahm Starace gleich im Gegenzug erneut den Aufschlag ab und servierte anschließend mit einem großartig gespielten Game zu null aus. Im zweiten Durchgang verwertete er bei 1:1 seine vierte Breakchance und war danach nicht mehr zu bremsen. Er hinterließ einen ratlosen Gegner, der ihm beim Shakehands nur anerkennend gratulieren konnte, und begeisterte Zuseher. Ob ihn die Deutschen nach dem Wimbledon-Triumph mit Philipp Petzschner ein wenig in ihre Tennis-Familie aufgenommen haben? „Ich hab schon irgendwie das Gefühl. Ich bekomme hier sehr viel Unterstützung. Und das freut mich natürlich.“

„Bin ein anderer Spieler als damals“

Gegen Seppi ist Melzer nicht nur aufgrund der bisherigen Leistungen heuer und insbesondere in Hamburg zu favorisieren, er sollte auch mit physischen Vorteilen in das Halbfinale gehen. Denn sein Südtiroler Kontrahent hat in seiner Viertelfinal-Partie viele Kräfte gelassen, den Brasilianer Thomaz Bellucci erst nach 3:12 Stunden mit 7:6 (0), 5:7, 7:5 niedergerungen. Für den 26-Jährigen ist es das erste Halbfinale 2010, in der Weltrangliste ist er daher auf Platz 70 zurückgefallen, 43 Positionen hinter seinem Career High von Juli 2008. Dennoch gibt sich der Niederösterreicher nur vorsichtig optimistisch: „Das wird ein schweres Match. Die letzten beiden Spiele gegen ihn auf Sand hab ich zwar verloren, aber ich glaube, dass ich jetzt ein anderer Spieler bin als damals.“ Das bewies er auch schon im bisher dritten direken Duell heuer in Rotterdam, als er Seppi auf Hardcourt mit 6:2, 6:2 vom Platz schoss.

Foto: Jürgen Hasenkopf

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Freitag
23.07.2010, 17:45 Uhr