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Australian Open: Rafael Nadal - Der Matador in alter Pracht und Herrlichkeit

Rafael Nadal hat bei den Australian Open 2019 bislang keine Schwächen gezeigt. In sein Halbfinale gegen Stefanos Tsitsipas geht der Champion von 2009 als klarer Favborit.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 23.01.2019, 08:27 Uhr

Rafael Nadal geht als klarer Favorit in das Match mit Stefanos Tsitsipas
© Jürgen Hasenkopf
Rafael Nadal

Seit anderthalb Wochen dreht sich die Grand Slam-Maschinerie nun schon unter der Sonne von Melbourne. Längst ist so ein Majorturnier ja ein 24-Stunden-Diskussionsbetrieb, in dem Menschen, Spiele, Sensationen be- und verhandelt werden. Es gibt künstliche Skandale, echte Aufreger, mehr oder weniger faszinierende Themen, Typen und Trends. 

Vieles stand auch bei den Offenen Australischen Meisterschaften 2019 schon wieder auf der Agenda und zur Debatte. Der entscheidende Tiebreak im fünften Satz, das Kommerz-Diktat beim Spielplan, die vielen Nacht- oder besser schon Morgengrauen-Matches, der Untergang der deutschen Vorzeigefiguren Kerber und Zverev, die tränenreiche Rückzugsankündigung von Andy Murray, die Federer-Niederlage im Achtelfinale und, logisch, die mögliche Wachablösung an der Spitze des Herrentennis.

Rafael Nadal fast unter dem Radar

Doch irgendwie schien ein Name fast vergessen inmitten des ganzen Grand-Slam-Spektakels, und erst jetzt, da die Show schon auf die Zielgerade einbiegt, drängt sich ein gewisser Rafael Nadal wieder so richtig ins Bewußtsein der Tennis-Karawane herein. Es hat allerdings auch mit der geräuscharmen, diskreten Art und Weise zu tun, wie der 32-jährige Matador bis ins Halbfinale der Australian Open vorgeprescht ist: Jederzeit ungefährdet, jederzeit Herr der Lage, jederzeit Mister Zuverlässig. „Er ist in einer Bombenverfassung. Der beste Spieler hier soweit“, sagt Boris Becker, der Abteilungsleiter fürs Männertennis beim DTB. „Der Titel wird nur über ihn vergeben.“

Mancher seiner bisherigen Centre Court-Rivalen stand in den Schlagzeilen, hatte auch große Ambitionen, bevor er auf die „Dampfwalze Nadal“ (The Australian) traf. Der Tscheche Tomas Berdych etwa, glänzend in Schuss beim Comebackanlauf, wurde von dem bulligen Mallorquiner im Achtelfinale regelrecht aus der Arena geschossen. Dem Amerikaner Frances Tiafoe, dem hochgehandelten 20-jährigen Toptalent, ging es in der Runde der letzten Acht kaum besser, nach 107 Minuten kostenlosen Lehrbetriebs durch den „Kannibalen“ (L`Equipe) machte auch er den Grand-Slam-Abflug. 

Schwierigeres Match gegen Tsitsipas

So leichtes Spiel wird der 17-malige Grand-Slam-Champion nun allerdings nicht mehr haben – vermutlich: Denn am Donnerstagabend (etwa 9.30 Uhr MEZ) bekommt es Nadal mit dem neu aufscheinenden Tennisstern Stefanos Tsitsipas zu tun – immerhin Bezwinger von Nadals altem Spezi Roger Federer. „Ein fantastischer Spieler“ sei das, sagt Nadal, „ich weiß, dass mir da eine harte Prüfung bevorsteht.“ Allerdings zeigte Nadal bei zwei zurückliegenden Vergleichen mit dem formidablen Hellas-Tennisexport keine Mühe, vorigen Sommer beendete er auch einen magischen Siegeslauf von Tsitsipas beim Kanada-Masters.

Nadal wirkt in Melbourne, als habe er alle Mühseligkeiten, Beschwernisse und Zweifel der letzten Monate schlagartig hinter sich gelassen. „Es war eine komplizierte Zeit“, sagt der 32-jährige Veteran, „aber es ist eben auch Vergangenheit.“ Gleich zwei Mal hatte er 2017 seinen Grand-Slam-Titelanlauf vorzeitig abbrechen müssen, bei den US Open gab er im Halbfinale wegen Knieschmerzen auf. Aber auch in Melbourne, dem Ort, an dem er bisher nur einmal 2009 triumphieren konnte, war vor zwölf Monaten unfreiwillig Schluß – im Viertelfinale gegen den Kroaten Marin Cilic machte Nadal die Hüfte so schwer zu schaffen, dass er tränenreich das handtuch warf.

Nun ist er fit, wirkt energiegeladen und drahtig wie selten in seinen späten Karrierejahren.“Es ist ein gutes Gefühl, wenn man ohne Sorgen spielt“, sagt Nadal. Tsitsipas wird es nun als sechster Gegner zu spüren bekommen.

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von Jörg Allmeroth

Mittwoch
23.01.2019, 15:22 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.01.2019, 08:27 Uhr

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