Miedler: "Der Titel bedeutet mir sehr viel"

Das niederösterreichische Nachwuchstalent Lucas Miedler nach dem Junioren-Doppeltriumph mit dem Australier Bradley Mousley im exklusiven tennisnet.com-Interview.

von Interview: Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 24.01.2014, 15:35 Uhr

(Das Foto zeigt links Lucas Miedler und rechts Bradley Mousley)

Lucas, Gratulation zu deinem ersten Grand-Slam-Titel! Wie fühlt sich das an?

Ich bin sehr glücklich. Es fühlt sich besser als letztes Jahr an, als ich hier in Melbourne im Finale gegen Bradley verloren habe. Alle haben uns vor dem Turnier gesagt, dass wir im Doppel nicht zu schlagen sind. Wenn dir das jeder sagt, wird das natürlich nicht leichter mit dem Spielen. Wir haben letzte Woche in Traralgon schon gewonnen. Wir beide hatten immer viel Spaß auf dem Platz und waren die ganze Zeit relaxt. Deswegen fühlt es sich umso besser an, weil ich ihn sehr mag. Der Titel bedeutet mir sehr viel.

Was macht die Partnerschaft mit Bradley aus?

Ich habe schon mit so vielen Leuten Doppel gespielt. Mit Bradley ist es am lustigsten. Wenn jemand einen Ball verschlägt, macht das nicht so viel aus. Auch außerhalb des Platzes ist es sehr lustig mit ihm.

Was war heute der Schlüssel zum Sieg?

Wir haben im ersten Satz nicht so gut angefangen, als ich mein Aufschlagspiel verloren habe. In den entscheidenden Situationen waren wir ruhiger. Das war ausschlaggebend heute, denke ich.

Wie ordnest du den Titel hier in Melbourne ein? Ist es dein größter Erfolg oder hat die Orange Bowl mehr Gewicht?

Für mich hat die Orange Bowl nicht so den großen Stellenwert. Ich habe die Orange Bowl oft gespielt. Es ist gar nicht mit einem Grand Slam zu vergleichen. Ein Grand Slam ist ein Grand Slam. Die Orange Bowl ist ein normales ITF-Turnier. Wenn man die beiden Turniere miteinander vergleicht, kann die Orange Bowl in allen Punkten nicht mithalten: von den Plätzen, von der Organisation und auch wie mit dir umgegangen wird. Der Australian-Open-Titel hat daher viel mehr Stellenwert als der Triumph bei der Orange Bowl.

Vier Turniersiege am Stück mit 18 Siegen in Serie: Was macht dich im Doppel so stark?

Ich schlage gut auf und volliere gut, was im Doppel sicherlich kein Nachteil ist. Ich kann das Spiel gut lesen, bin vorne am Netz aktiv und habe keine Angst, mich abschießen zu lassen. Es kommt auch viel auf deinen Partner an. Aber wenn jeder weiß, dass du gut Doppel spielst, bekommst du auch automatisch gute Doppelpartner. Ich habe einfach Spaß im Doppel. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich im Doppel nicht so viel bewegen muss wie im Einzel.

Alexander Peya, Oliver Marach, Julian Knowle, Jürgen Melzer, und nun auch du. Hast du eine Erklärung, warum Österreich so viele gute Doppelspieler hat? Trainiert ihr mehr Doppel?

Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Ich habe bis zu den US Open immer den gleichen Trainer gehabt, der mich gelehrt hat, aggressiv zu spielen und ans Netz zu gehen, auch wenn es in die Hose geht. Mit meinem neuen Trainer, Clemens Trimmel, wird das jetzt fortgeführt. Mir liegt einfach die aggressive Spielweise mit dem nach Vornerücken und dem Netzspiel. Warum wir Österreicher so gut im Doppel sind, kann ich nicht sagen. Es passiert einfach.

Hast du etwas Sorge, dass deine Einzelergebnisse mit dem Doppel nicht mithalten können?

Nein, ich habe letzte Woche bei einem ITF-Turnier der Kategorie 1, wo alle mitspielen, Halbfinale gespielt und Michael Mmoh (Nummer acht im ITF-Ranking; Anmerkung) geschlagen. Ich mache mir da nicht so die großen Sorgen. Im Einzel habe ich vielleicht nicht so das Selbstvertrauen wie im Doppel. Bei der Orange Bowl habe ich mit zwei Matchbällen verloren. Solche Partien gewinne ich meistens im Doppel, die ich im Einzel verliere. Ich glaube nicht, dass die Einzelkarriere darunter leiden wird. Letztes Jahr habe ich ein Turnier gewonnen und ein Endspiel erreicht.

Wie geht es jetzt weiter für dich? Wirst du die komplette Saison bei den Junioren spielen?

Jetzt geht es erst einmal nach Hause. Dann geht es ins Training, um die Sachen zu verbessern, die hier nicht so gut gelaufen sind. Ich möchte mehr Herrenturniere spielen, auf der Future-Ebene. Bei den Junioren plane ich, die Grand-Slam-Turniere und die jeweiligen Vorbereitungsturniere zu spielen. US Open vielleicht nicht, weil es mit dem Fliegen doch etwas aufwendiger ist.

Wirst du dann im Doppel wieder mit Bradley an den Start gehen?

Bradley ist zwar schon 18, aber er darf diese Saison noch Junioren spielen. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen.

von Interview: Christian Albrecht Barschel

Freitag
24.01.2014, 15:35 Uhr