Simone Bolelli und Fabio Fognini schreiben italienische Sportgeschichte

Simone Bolelli und Fabio Fognini feierten bei den Australian Open als erste Italiener der „Open Era“ einen Grand-Slam-Doppeltitel.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 31.01.2015, 17:55 Uhr

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Simone Bolelli und Fabio Fognini haben bei den Australian Open in Melbourne den Titel im Herren-Doppel gewonnen. Im Finale am Samstag setzten sie sich gegen die FranzosenPierre-Hugues HerbertundNicolas Mahutmit 6:4, 6:4 durch und holten damit als erstes italienisches Duo in der Geschichte des Profitennis einen Siegespokal bei einem Grand-Slam-Turnier. Den letzten „Major“-Doppeltitel für die „Azzurri“ hattenNicola PietrangeliundOrlando Sirolabei den French Open 1959 in Paris eingefahren und somit noch vor dem Beginn der „Open Era“. Bolelli und Fognini sind die Nummern 48 und 18 der Einzel-Weltrangliste – Letzterer wurde dadurch der erste aktuelle Top-20-Einzelspieler, der die Australian Open im Doppel gewinnt, seitPatrick Rafter1999. Für ihren Erfolg kassierten die beiden pro Kopf 287.750 australische Dollar. Herbert/Mahut, die ihr erstes Grand-Slam-Turnier gemeinsam spielten, blieben jeweils 142.250 australische Dollar.

Breaks im zehnten Game entscheiden

Bolelli/Fognini waren bereits bei US Open 2011 und den Australian Open 2013 ins Halbfinale gekommen – diesmal jedoch klappte es mit dem ersten Titel. Dabei gelang Herbert/Mahut das erste Break zum 3:1, das sie aber sofort wieder abgeben mussten. Nachdem die beiden bei 3:2 und 4:3 je eine Chance aufs erneute Break ausließen, schlugen Bolelli/Fognini bei 4:4 zu und servierten danach nach einem 0:30 aus. Im zweiten Satz konnten Bolelli/Fognini bei 1:1 und Herbert/Mahut im achten Game jeweils aus einem 15:40 in den Returnspielen keinen Profit schlagen. Abermals breakten die Italiener im neunten Game und machten bei ihrem Aufschlag darauf alles klar. „Ich muss mich zuerst bei Fabio bedanken, dass er mit mir gespielt hat“, war Bolelli außer sich vor Freude. „Es war eine großartige Woche. Wir hätten im Vorhinein beide niemals gedacht, dass wir heute hier um den Titel spielen würden.“

Schock für Herbert/Mahut vor dem Finale

Für Herbert/Mahut hatte es schon vor dem Finale einen echten Schock gegeben. Herbert hatte, womöglich auch durch die Aufregung vor seinem bisher wichtigsten Match überhaupt, 20 Minuten vor Spielbeginn Blut in seinem Urin entdeckt und starke Schmerzen bekommen. Nach medikamentöser Behandlung – er hatte bereits zuvor in der Woche zwei Spritzen in den Fuß erhalten – betrat er trotzdem den Platz, fühlte sich aber benommen. „Es waren wohl die schlimmsten Minuten meiner Karriere, weil ich alles für meinen Partner machen wollte, für jeden, der etwas erwartet. Und eigentlich konnte ich nicht bei 100 Prozent sein“, so der 23-Jährige. Der 33 Jahre alte Mahut hatte schon an ein Ende seiner Laufbahn gedacht, ehe er bei den French Open 2013 ins Doppelfinale kam und danach in ’s-Hertogenbosch und Newport seine ersten zwei ATP-Einzelturniere gewann. Mit einem Grand-Slam-Doppeltitel wurde es allerdings auch im zweiten Endspiel nichts. „Es ist nicht der beste Moment der Woche“, sagte er bei der Siegerehrung, den Tränen nahe, und gratulierte Bolelli/Fognini. „Wir haben unser Bestes gegeben, aber es war offensichtlich nicht genug, um dieses Team zu schlagen.“

Unsportlichkeit von Mahut, f-Wort von Fognini

Das Doppelfinale brachte auch drei ungewöhnliche Szenen mit sich.Zuerst traf Mahut seinen Partner bei 3:3 im ersten Satz mit einem scharfen, knapp 200 km/h schnellen Aufschlag direkt am Kopf, was dessen Benommenheit wohl zumindest nicht verbessert haben dürfte. Im ersten Game des zweiten Durchgangs stand Mahut im Mittelpunkt, der den Ball bei 30:30 bei einem ausgestreckten Vorhand-Volley mehrfach berührte – „vielleicht vier Mal, ich weiß es nicht.“ Stuhlschiedsrichter Carlos Ramos übersah dies jedoch und gab Herbert/Mahut den Punkt, was Fognini auf die Palme brachte. Mahut hatte sich bei den Australian Open offenbar nichts beiTim Smyczekstoller Fairplay-AktiongegenRafael Nadalabgeschaut und korrigierte Ramos’ Fehlentscheidung nicht. „Der Stuhlschiedsrichter muss das sehen, aber das hat nichts am Spiel geändert. Weitere Fragen?“, meinte Mahut bei der Pressekonferenz lediglich. Fognini konnte im Nachhinein darüber lachen: „Der Stuhlschiedsrichter hat nachher zugegeben, dass er sich geirrt hat und hat sich entschuldigt. Das erste Mal in meinem Leben, dass mir das passiert“, strahlte der 27-Jährige, der öfter mal seine Probleme mit den Unparteiischen hat. Die Freude war offenbar so groß, dass ihm bei der Siegerehrung ein kleiner Fauxpas unterlief – ihm kam bei den Worten „Mann, wir haben einen Grand Slam gewonnen, verdammt“ an Bolelli das berühmt-berüchtigte f-Wort in italienischer Form über die Lippen. Vermutlich eine Premiere bei einer Siegeransprache…

Hier die Ergebnisse von den Australian Open:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Samstag
31.01.2015, 17:55 Uhr