Bachingers langer Weg zurück in die Top 100

Matthias Bachinger nähert sich seiner einstigen Bestmarke in der ATP-Weltrangliste und kommt Stück für Stück wieder an die Top 100 heran.

von Robert M. Frank
zuletzt bearbeitet: 18.05.2019, 13:05 Uhr

Matthias Bachinger steht auf dem Centercourt beim ATP Challenger-Sandplatzturnier in Heilbronn und ballt die Faust. Die aktuelle Nummer 130 der ATP-Weltrangliste hat beim Neckar-Cup gerade den ersten Satz in seinem Viertelfinale gegen Arthur de Greef (ATP 225) mit 6:3 gewonnen. Doch dann folgt in der Großstadt im Norden Baden-Württembergs der Wetterumschwung. Und damit auch der Umschwung bei Bachinger. Der Hartplatz-Spezialist findet nach einer knapp 45 Minütigen Regenunterbrechung auf dem nun tieferen Geläuf gegen den immer stärker werdenden Belgier überhaupt nicht mehr in die Spur. Bachinger wirkt in der bei Flutlicht fortgesetzten Partie frustriert und verliert mit 1:6, 2:6.

Das Thema Umschwung ist für den gebürtigen Münchner in der jüngsten Vergangenheit grundsätzlich positiv belegt, auch wenn er in Heilbronn sein erstes Challenger-Halbfinale der laufenden Saison verpasste. Sieben Jahre nach seiner bis dato besten Platzierung im Mai 2012 (ATP 85), strebt Bachinger wieder zurück in die Top 100. In der Weltrangliste am Montag wird der Bayer wieder ein paar Plätze im Ranking gut gemacht haben. Nach einem zwischenzeitlichen Absturz bis auf Position 573 im September 2016, hat sich der Profi der Oberhachinger TennisBase Stück für Stück nach oben zurückgekämpft.

Bei seinem dritten Sandplatzturnier in diesem Jahr nach den beiden ATP-Tour-250-Turnieren in Budapest und in München offenbaren sich in Heilbronn die Stärken und Schwächen des Münchners auf jenem Belag. Bei trockenen Bedingungen macht Bachinger mächtig Druck von der Grundlinie und bereitet sich mit starken Returns sowie druckvollen Vorhand-Angriffsschlägen die Linie entlang mehrere Punkte vor. Nach der Regenpause gelingen dem Bundesligaspieler des TC Großhesselohe Punktgewinne gegen den weit hinter der Grundlinie lauernden Belgier hingegen oftmals nur mit eingestreuten Stopps Punkte. Das Tempo aus dem Spiel ist auch wegen des feuchten Bodens raus. Während sich der drahtige und athletische Belgier über den Sandplatz wühlt und sich in einen kleinen Rausch spielt, wächst bei Bachinger hingegen der Frust. „Mein Gegner hat viele gute Punkte gespielt und bei mir ist das Selbstvertrauen etwas verloren gegangen“, beschreibt Bachinger.

Die ordentlichen Ergebnisse in dieser Saison geben der deutschen Nummer acht eher weniger Grund, um großartig an sich selbst zu zweifeln. In den letzten neun Monaten hat es einige gute Spiele gegeben. Ein Sieg gegen die ehemalige Nummer sieben Fernando Verdasco bei seinem Viertelfinal-Einzug Ende Februar in Marseille gehören da ebenso dazu wie das Erreichen seines ersten ATP-Finales beim ATP-Tour-250-Turnier von Metz im Herbst 2018. Nachdem allerdings seit knapp drei Monaten keine nennenswerten Erfolge mehr hinzukamen, sieht Base-Cheftrainer Lars Uebel die Jahres-Zwischenbilanz seines Schützlings auch etwas kritisch. „Vor dem Hintergrund seines super Herbst, den er letztes Jahr gespielt hat, haben wir uns von Januar bis heute natürlich mehr erwartet“, sagt Uebel.

Uebel: "Er hat das Level für die ersten 100"

Bachinger lässt sich von den Ergebnissen und Niederlagen wie in Heilbronn nicht beirren. Der passionierte Fußballspieler weiß, dass nach dem Ende der Sandplatzsaison Turniere auf anderen Belägen warten, die ihm besser liegen. „Ich bin überzeugt, dass die Ergebnisse kommen werden. Es heißt jetzt die Ruhe zu bewahren und gut weiterzuarbeiten“, sagt Bachinger. Dass er noch in diesem Jahr den Sprung zurück in die Top 100 schafft, traut ihm trotz der durchwachsenen Bilanz seit knapp drei Monaten auch Uebel zu. „Wir erhoffen uns, dass nach der Sandsaison ein Impuls kommt und dass er ab Stuttgart sein volles Leistungsvermögen zeigen kann. Ich traue es ihm zu, wieder in die Top 100 zu kommen. Es liegt an ihm, gewisse Sachen auf dem Platz umzusetzen. Spielerisch hat er großes Potenzial und das Level für die ersten 100“, sagt der Coach. Bis seine Lieblingsbeläge kommen, muss sich der Münchner allerdings erst noch einmal auf Sand durchbeißen. Bei den French Open in Paris tritt Bachinger demnächst in der Qualifikation an.

von Robert M. Frank

Samstag
18.05.2019, 19:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.05.2019, 13:05 Uhr